Kunst im Dienste der Unternehmensbilanz
Aus den Kunstliebhabern von einst, die ihre Sammlungen öffentlichen Museen auf Dauer zur Verfügung stellten, sind Kunstspekulanten geworden. Sie verleihen ihre Sammlungen nur noch für begrenzte Zeit und entziehen den Museen die Werke wieder, nachdem sie in den renommierten Häusern nicht nur fachmännisch gepflegt, sondern auch aufwendig katalogisiert und international bekannt gemacht worden sind.
Der Kunstsammler neuen Typs agiert nicht mehr als Mäzen, sondern als Spekulant. Und immer mehr Galeristen sind kaum noch fachkundige Berater passionierter Amateure, sondern willige Agenten kühl kalkulierender Kapitalgeber. Darauf aber war selbst in der Finanzmetropole Frankfurt niemand gefasst, als der Immobilienhändler Dieter Bock 1990 dem Museum für Moderne Kunst hunderte von Kunstwerken stiftete – für ganze 15 Jahre, wie es im kleingedruckten Teil des Leihvertrages hieß. Nun versilbert Bock einst kaum bekannte Werke von Bruce Naumann oder Luc Tuymans – die durch Museumsausstellungen zu teuren Klassiker geworden sind. Dabei hatten Künstler wie Tuymans dem Privatsammler erhebliche Rabatte eingeräumt, weil ihnen vorgespiegelt wurde, es gehe um Museumsankäufe.
Ähnlich trickreich – so muss man wohl sagen – verfuhr der Baulöwe Hans Grothe, als er den Becher-Schülern Gursky oder Ruff versprach, ihre großformatigen Fotografien als Block im Bonner Kunstmuseum zu belassen. Einige Jahre später aber führte dieser Kunstfreund Kaufinteressenten durch das Museum, als sei es sein privates Warenlager. Da kann man fast von Glück sagen, dass die Sammlung Grothe nun an das Ehepaar Ströher zumindest en bloc verkauft wurde, auch wenn der Bestand sich kaum in die ganz anders geartete Ströher-Kollektion einfügt – und die einseitig aufgekündigten Leihverträge mit den Museen nun völlig neu verhandelt werden.
Selbst unter Museumsdirektoren stiften solche Schachzüge – oder eher Rösselsprünge – ein zuvor nicht gekanntes Maß an Misstrauen: Über die vom Neuen Museum Nürnberg betreute Sammlung Rolf Ricke mit schwergewichtigen Werken von Artschwager bis Serra verhandeln mehr oder weniger heimlich Museen in Frankfurt, St. Gallen und Vaduz – mit der Folge, das der Nürnberger Direktor Lucius Grisebach von sich aus den Leihvertrag kündigte, um der unwürdigen Konkurrenz unter Kollegen ein Ende zu machen.
So etwas wäre – um auch positive Beispiele in Erinnerung zu rufen - kaum vorstellbar gewesen im Kölner Museum Ludwig oder dem hannoverschen Sprengel Museum, in öffentlichen Häusern, die den Namen des privaten Stifters tragen. Aber die Schokoladenfabrikanten Bernhard Sprengel und Peter Ludwig hatten als Sammler alter Schule unseren Neuen Wilden etwas voraus: Sie trennten das schnöde, bisweilen klebrige Geschäft von ihrer Leidenschaft, um das Gemälde von Picasso oder auch Siebdrucke und Suppendosen eines Andy Warhol mit anderen Augen sehen zu können als die Zahlenkolonnen ihrer Unternehmensbilanz.
Ähnlich trickreich – so muss man wohl sagen – verfuhr der Baulöwe Hans Grothe, als er den Becher-Schülern Gursky oder Ruff versprach, ihre großformatigen Fotografien als Block im Bonner Kunstmuseum zu belassen. Einige Jahre später aber führte dieser Kunstfreund Kaufinteressenten durch das Museum, als sei es sein privates Warenlager. Da kann man fast von Glück sagen, dass die Sammlung Grothe nun an das Ehepaar Ströher zumindest en bloc verkauft wurde, auch wenn der Bestand sich kaum in die ganz anders geartete Ströher-Kollektion einfügt – und die einseitig aufgekündigten Leihverträge mit den Museen nun völlig neu verhandelt werden.
Selbst unter Museumsdirektoren stiften solche Schachzüge – oder eher Rösselsprünge – ein zuvor nicht gekanntes Maß an Misstrauen: Über die vom Neuen Museum Nürnberg betreute Sammlung Rolf Ricke mit schwergewichtigen Werken von Artschwager bis Serra verhandeln mehr oder weniger heimlich Museen in Frankfurt, St. Gallen und Vaduz – mit der Folge, das der Nürnberger Direktor Lucius Grisebach von sich aus den Leihvertrag kündigte, um der unwürdigen Konkurrenz unter Kollegen ein Ende zu machen.
So etwas wäre – um auch positive Beispiele in Erinnerung zu rufen - kaum vorstellbar gewesen im Kölner Museum Ludwig oder dem hannoverschen Sprengel Museum, in öffentlichen Häusern, die den Namen des privaten Stifters tragen. Aber die Schokoladenfabrikanten Bernhard Sprengel und Peter Ludwig hatten als Sammler alter Schule unseren Neuen Wilden etwas voraus: Sie trennten das schnöde, bisweilen klebrige Geschäft von ihrer Leidenschaft, um das Gemälde von Picasso oder auch Siebdrucke und Suppendosen eines Andy Warhol mit anderen Augen sehen zu können als die Zahlenkolonnen ihrer Unternehmensbilanz.