Kunst gegen die Würdelosigkeit
Erst seit 1997 gibt es in Moskau so etwas wie Obdachlosenheime. Aus einem ist seit drei Monaten ein richtiges Kunstwerk geworden. Eine Künstlerin aus Berlin hat dem Obdachlosenheim mit ihren kreativen Ideen und Händen ein neues Gesicht verpasst und den Bewohnern ihre Würde zurückgegeben.
Für Kunst hatte Miriam Kilali schon immer ein Faible. Schon als Kind hat sie gerne und viel gemalt. Vor allem die Fotografie und die Malerei haben es ihr angetan. Miriam Kilali ist in Deutschland aufgewachsen, hat einen algerischen Vater und eine deutsche Mutter. In Berlin studierte sie sieben Jahre lang Kunst und arbeitete in dieser Zeit ehrenamtlich mit Obdachlosen zusammen.
Damals schon hatte Miriam Kilali ein Konzept entwickelt, wie sie ein Obdachlosenheim künstlerisch umgestalten könnte. Und als ihr Freund einen Job in Moskau bekam, war Miriam Kilali fasziniert davon, ihre Idee vielleicht dort zu verwirklichen.
Miriam Kilali: " Ja, dieses Projekt kann man ja auch in Moskau machen, da ist es vielleicht noch aufregender, weil da die Kontraste zwischen Arm und Reich noch viel sichtbarer sind. Und dann habe ich mir gesagt, das ist eine echte Herausforderung."
Bevor Miriam Kilali nach Moskau ging, hat sie von einem Stipendium und kleinen Kunstprojekten gelebt. Sie nahm an Ausstellungen teil, arbeitete im Künstlerhaus Bethanien, als Tutorin an der Kunsthochschule und als Redaktionsassistentin bei einem Radiosender. Das Obdachlosenheim in Moskau war ihr erstes großes Objekt. Doch dafür Sponsoren zu gewinnen, war nicht ganz so einfach, obwohl die 40-Jährige die eine oder andere pfiffige Idee hatte.
Miriam Kilali: " Zum gleichen Zeitpunkt war klar, dass das Bolschoi-Theater renoviert werden soll und ich kam sehr schnell auf die Idee, da mal anzufragen, weil da wird ja auch viel verschrottet sozusagen, ob man da nicht vielleicht eine kleine Spende für dieses Obdachlosenheim bekommen kann. Und da habe ich gemerkt, dass geht nicht so ohne Weiteres. Ich bin da eigentlich so ganz blauäugig rangegangen an die Strukturen. "
Meist waren es ausländische Firmen, die Miriam Kilali von ihrer Idee überzeugen konnte und die gerne für die Obdachlosen spendeten. Miriam Kilali spricht bis heute kein Russisch. Doch an ihrer Seite war fast immer Übersetzter Zschenja.
Miriam Kilali: " Dann eigentlich gleich als allererstes mir einen Mitarbeiter gesucht, der deutsch-russisch kann, der Moskauer ist, weil ich die Stadt ja gar nicht kannte. Also der war insofern ideal, weil er selber auch mal Bauleiter war und sich ein bisschen mit Renovierung auskannte, mit Behörden, Genehmigung und so. Der war sozusagen meine große Perle bei dem Projekt."
Als Miriam Kilali das Obdachlosenheim in Marfino zum ersten Mal sah, war sie zunächst geschockt.
"Also als ich da ankam, ist mir die Spucke weggeblieben. Das ist so menschenunwürdig, diese Zustände. Also überall Schimmel an den Wänden, ja da hatte man so sehr Beklemmungen und Armut war so sichtbar, dass ich dachte, da kann man gar nicht froh werden."
Zwar war das Obdachlosenheim für Miriam Kilali in erster Linie ein künstlerisches Projekt, aber sie wollte auch gleichzeitig eine Anlaufstelle und einen Zufluchtsort schaffen, der den Obdachlosen das Gefühl von Würde und Respekt vermittelt.
"Ich habe halt so drüber nachgedacht, die Obdachlosen sind da ja oftmals auch sehr hoffnungslos, und da hatte ich den Impuls, dass zumindest die Räume so viel Kraft widerspiegeln, dass man sich drin wohl fühlt."
Jeder Bereich im Obdachlosenheim bekam seinen ganz eigenen Farbanstrich. Alle Wände sind im unteren Drittel entweder grün, blau, rot oder rosa angestrichen und mit einer weiß goldenen Bordüre versehen. An den weißen Flächen darüber hängen einfarbige leere Bilder mit üppigen Goldrahmen. So als hätte man einfach ein buntes Papier eingerahmt.
Miriam Kilali: " Da habe ich schon mit Farbpsychologie geschaut, welche Farbe, welche Bedeutung hat und habe so ein lindgrün verwendet. Das hat so ein bisschen eine beruhigende Wirkung. Ich habe das auch gezielt gegenüber den Duschköpfen gemacht - das Blau. Ja also, man duscht sich und schaut ins Blaue."
Dank Miriam, sagt Direktor Porzeladse, ist es freundlicher und sehr viel angenehmer geworden:
"Ich habe beobachtet, dass die Menschen sich jetzt anders verhalten. Sie schätzen die Dinge mehr als früher, da lehnte man eben an der Wand und jetzt versucht man, weniger Spuren zu hinterlassen. "
Nikolaj Wasiljev, der schon seit einem Jahr im Obdachlosenheim lebt und Miriams Projekt hat entstehen sehen, ist sehr glücklich und dankbar über die Arbeit der deutschen Künstlerin:
"Sie hat uns ein großes Geschenk damit gemacht. Wir danken ihr dafür. Wenn es mehr solcher Menschen gäbe, dann würde man sich uns gegenüber vielleicht auch anders verhalten."
In das Obdachlosenheim steckte Miriam Kilali anderthalb Jahre Arbeit. In dieser Zeit lebte sie ausschließlich von den Geldern der Sponsoren. Eine Zeit, in der sie oft an ihre Grenzen gestoßen ist und in der es aber auch viele schöne Momente gab.
Miriam Kilali: " Immer, wenn ein bisschen was sichtbar wurde. Die Dusche zum Beispiel, die war zuerst fertig, habe dann so gemerkt, dass sich die Obdachlosen dann so gefreut haben, mich dann auch irgendwann zu sehen, weil sie gemerkt haben: Mensch, das wird schön hier. Vor allen Dingen einer war ganz rührend, der hat mich dann in den Arm genommen und gesagt: "Gott schütze dich". Da war ich dann auch wieder berührt und da wusste ich, das ist schon eine schöne Sache. "
Miriam Kilali möchte noch einige Obdachlosenheime und Suppenküchen auf der Welt mit ihrer Kunst verzaubern. Doch in nächster Zeit plant sie eine Fotoausstellung in Kalifornien.
Damals schon hatte Miriam Kilali ein Konzept entwickelt, wie sie ein Obdachlosenheim künstlerisch umgestalten könnte. Und als ihr Freund einen Job in Moskau bekam, war Miriam Kilali fasziniert davon, ihre Idee vielleicht dort zu verwirklichen.
Miriam Kilali: " Ja, dieses Projekt kann man ja auch in Moskau machen, da ist es vielleicht noch aufregender, weil da die Kontraste zwischen Arm und Reich noch viel sichtbarer sind. Und dann habe ich mir gesagt, das ist eine echte Herausforderung."
Bevor Miriam Kilali nach Moskau ging, hat sie von einem Stipendium und kleinen Kunstprojekten gelebt. Sie nahm an Ausstellungen teil, arbeitete im Künstlerhaus Bethanien, als Tutorin an der Kunsthochschule und als Redaktionsassistentin bei einem Radiosender. Das Obdachlosenheim in Moskau war ihr erstes großes Objekt. Doch dafür Sponsoren zu gewinnen, war nicht ganz so einfach, obwohl die 40-Jährige die eine oder andere pfiffige Idee hatte.
Miriam Kilali: " Zum gleichen Zeitpunkt war klar, dass das Bolschoi-Theater renoviert werden soll und ich kam sehr schnell auf die Idee, da mal anzufragen, weil da wird ja auch viel verschrottet sozusagen, ob man da nicht vielleicht eine kleine Spende für dieses Obdachlosenheim bekommen kann. Und da habe ich gemerkt, dass geht nicht so ohne Weiteres. Ich bin da eigentlich so ganz blauäugig rangegangen an die Strukturen. "
Meist waren es ausländische Firmen, die Miriam Kilali von ihrer Idee überzeugen konnte und die gerne für die Obdachlosen spendeten. Miriam Kilali spricht bis heute kein Russisch. Doch an ihrer Seite war fast immer Übersetzter Zschenja.
Miriam Kilali: " Dann eigentlich gleich als allererstes mir einen Mitarbeiter gesucht, der deutsch-russisch kann, der Moskauer ist, weil ich die Stadt ja gar nicht kannte. Also der war insofern ideal, weil er selber auch mal Bauleiter war und sich ein bisschen mit Renovierung auskannte, mit Behörden, Genehmigung und so. Der war sozusagen meine große Perle bei dem Projekt."
Als Miriam Kilali das Obdachlosenheim in Marfino zum ersten Mal sah, war sie zunächst geschockt.
"Also als ich da ankam, ist mir die Spucke weggeblieben. Das ist so menschenunwürdig, diese Zustände. Also überall Schimmel an den Wänden, ja da hatte man so sehr Beklemmungen und Armut war so sichtbar, dass ich dachte, da kann man gar nicht froh werden."
Zwar war das Obdachlosenheim für Miriam Kilali in erster Linie ein künstlerisches Projekt, aber sie wollte auch gleichzeitig eine Anlaufstelle und einen Zufluchtsort schaffen, der den Obdachlosen das Gefühl von Würde und Respekt vermittelt.
"Ich habe halt so drüber nachgedacht, die Obdachlosen sind da ja oftmals auch sehr hoffnungslos, und da hatte ich den Impuls, dass zumindest die Räume so viel Kraft widerspiegeln, dass man sich drin wohl fühlt."
Jeder Bereich im Obdachlosenheim bekam seinen ganz eigenen Farbanstrich. Alle Wände sind im unteren Drittel entweder grün, blau, rot oder rosa angestrichen und mit einer weiß goldenen Bordüre versehen. An den weißen Flächen darüber hängen einfarbige leere Bilder mit üppigen Goldrahmen. So als hätte man einfach ein buntes Papier eingerahmt.
Miriam Kilali: " Da habe ich schon mit Farbpsychologie geschaut, welche Farbe, welche Bedeutung hat und habe so ein lindgrün verwendet. Das hat so ein bisschen eine beruhigende Wirkung. Ich habe das auch gezielt gegenüber den Duschköpfen gemacht - das Blau. Ja also, man duscht sich und schaut ins Blaue."
Dank Miriam, sagt Direktor Porzeladse, ist es freundlicher und sehr viel angenehmer geworden:
"Ich habe beobachtet, dass die Menschen sich jetzt anders verhalten. Sie schätzen die Dinge mehr als früher, da lehnte man eben an der Wand und jetzt versucht man, weniger Spuren zu hinterlassen. "
Nikolaj Wasiljev, der schon seit einem Jahr im Obdachlosenheim lebt und Miriams Projekt hat entstehen sehen, ist sehr glücklich und dankbar über die Arbeit der deutschen Künstlerin:
"Sie hat uns ein großes Geschenk damit gemacht. Wir danken ihr dafür. Wenn es mehr solcher Menschen gäbe, dann würde man sich uns gegenüber vielleicht auch anders verhalten."
In das Obdachlosenheim steckte Miriam Kilali anderthalb Jahre Arbeit. In dieser Zeit lebte sie ausschließlich von den Geldern der Sponsoren. Eine Zeit, in der sie oft an ihre Grenzen gestoßen ist und in der es aber auch viele schöne Momente gab.
Miriam Kilali: " Immer, wenn ein bisschen was sichtbar wurde. Die Dusche zum Beispiel, die war zuerst fertig, habe dann so gemerkt, dass sich die Obdachlosen dann so gefreut haben, mich dann auch irgendwann zu sehen, weil sie gemerkt haben: Mensch, das wird schön hier. Vor allen Dingen einer war ganz rührend, der hat mich dann in den Arm genommen und gesagt: "Gott schütze dich". Da war ich dann auch wieder berührt und da wusste ich, das ist schon eine schöne Sache. "
Miriam Kilali möchte noch einige Obdachlosenheime und Suppenküchen auf der Welt mit ihrer Kunst verzaubern. Doch in nächster Zeit plant sie eine Fotoausstellung in Kalifornien.