Kunst aus DDR-Tresoren

Ein neues Kapitel in der Raubkunst-Forschung

Schild am Deutschen Zentrum Kulturgutverluste in Magdeburg: Hier wird unter anderem erforscht, was bei der Stasi-Aktion "Licht" passierte.
Schild am Deutschen Zentrum Kulturgutverluste in Magdeburg: Hier wird unter anderem erforscht, was bei der Stasi-Aktion "Licht" passierte. © picture alliance / ZB
Gilbert Lupfer im Gespräch mit Britta Bürger · 03.09.2017
Unter strengster Geheimhaltung ließ die Stasi in der DDR ab 1962 Tresore und Keller öffnen – darunter wohl an die 4000 Schließfächer, die niemandem zugeordnet werden konnten. Doch was passierte mit den einkassierten Schätzen? Ein Forschungsprojekt soll die Frage klären.
Streng geheim war das Ganze. Im Januar 1962 wurden in der DDR in einer groß angelegten Aktion noch seit 1945 verschlossene Tresore, Depots, Gewölbe und Keller nichtprivater Liegenschaften geöffnet und geleert. Doch wo sind die damals entwendeten Wertgegenstände hingekommen?
Das will das Deutsche Zentrum Kulturgutverluste in einem Pilotprojekt erforschen. Federführend ist der Dresdner Kunsthistoriker Gilbert Lupfer.
Im Deutschlandfunk Kultur sprach Lupfer von einem Projekt der Grundlagenforschung, das "historisch sehr interessant" werden könnte. Denn in den Schließfächern und Tresoren hätten vermutlich Kunstwerke oder andere Güter mit "NS-verfolgungsbedingten Entzugszusammenhang" gelagert.
"Also dass zum Beispiel sich dort Stücke befunden haben, die jüdischen Sammlern gehört haben und dort in den 30er-Jahren eingeschlossen wurden – und dann wurden die Schließfächer nie mehr geöffnet. (…) Oder dass man auf Stücke stößt, die jüdischen Sammlern zwischen 33 und 45 entzogen wurden und dann dort eingelagert wurden."
Der ehemalige Stasi-Chef Erich Mielke vor dem Schalck-Untersuchungsausschuss am 21.1.1993 in Berlin.
Der ehemalige Stasi-Chef Erich Mielke vor dem Schalck-Untersuchungsausschuss im Januar 1993 in Berlin.© picture alliance/dpa/Andreas Altwein
Bei der "Aktion Licht" ging es vermutlich um Devisenbeschaffung
Schmuck, Münzen, Wertpapiere und Kunst aller Art holte die Stasi unter dem Minister für Staatssicherheit, Erich Mielke, damals ans Licht, wohl nicht zufällig durchgeführt unter dem Namen "Aktion Licht". Ziel der Aktion war die Beschaffung von den Devisen, so vermutet Gilbert Lupfer:
"Ich denke, dass es einfach darum ging, Werke in den Westen zu bringen und dort zu verkaufen. Also, das Ganze geschah ja nicht, um Kunstwerke zu retten oder in Museen zu bringen (…), sondern die sollten dann über den Kunsthandel im Westen, in der Bundesrepublik, in der Schweiz, in den Niederlanden verkauft werden und Devisen einbringen."
Im Bundesarchiv und in der Stasi-Unterlagenbehörde gebe es zur "Aktion Licht" viele bereits erschlossene Unterlagen, die aber noch nicht erforscht wurden. Genau diese Aufgabe hat sich das Deutsche Zentrum Kulturgutverluste in Magdeburg zusammen mit dem Hannah-Arendt-Institut für Totalitarismusforschung an der TU Dresden nun vorgenommen.
(huc)
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