Kunst am Schuh
Schuhputzer stehen in der sozialen Rangskala – nicht nur in Hollywood – ziemlich weit unten. Auch hierzulande praktiziert kaum einer diesen Beruf. Der 36-jährige Henning Gruebl nimmt sich fremder Schuhe an und hat damit seine eigene Kunstform gefunden.
Nein. Nicht Diamanten sind Henning Gruebls große Leidenschaft. Wenngleich auch er es mag, wenn es glitzert und blinkt. Besser gesagt: Blitzblank. Denn Schuhe haben es diesem Herren angetan. Große, kleine. Braune, schwarze, weiße.
"Ein seltener Fall, ganz lange Stiefel."
Kundin: "Da lohnt es sich richtig."
Keine Frage: Henning Gruebl liebt seine Arbeit, seine Kunst am Schuh wie man auch sagen könnte. Denn Henning Gruebl sieht alles andere als normal aus. Er inszeniert sich und seine Arbeit förmlich:
"Ich habe mir persönlich gedacht, wo würde ich klischee-mäßig den Schuhputzer sehen? Und für mich war das einfach der 20er Jahre Al-Capone-Film, Brooklyn, Brooklyn-Bridge. Wenn man sich jetzt noch Pistolengeknatter vorstellt, wäre das so ganz typisch. Für mich ist der Schuhputzer ähnlich wie so ein Zeitungsjunge, der ruft: ‚Extrablatt, Al-Capone gefasst!’"."
Und so trägt der kräftig gebaute Mittdreißiger, mit den schulterlangen pechschwarzen Haaren und dem Kinnbart, Lederhosenträger, Tweedhose und Mütze im 20er-Jahre-Look. Das sieht gut aus. Ungewöhnlich. Mit dabei immer auch eine antiquierte Pistole. Gruebl grinst verschmitzt - das ist nur sein Feuerzeug.
""Die Kostümierung ist ne weite Tweedhose, die ich mir selber genäht habe in meinem Studium als Bekleidungstechniker, dann ne ganz weite Tweedmütze, dann Lederhosenträger, das war’s eigentlich schon, die Schuhe sind noch wichtig, also klassische alte Schuhe."
Blitzblank geputzt natürlich – sind sie doch seine Visitenkarte. Komplett wird die 20er-Jahre-Ausstattung noch durch den kleinen Schemel mitsamt seinem kleinen Schränkchen für Bürsten und Cremes - alles mahagonifarben.
Schuhputzen ist eine Kunst für sich: Vier Reinigungsschritte sind nötig: zunächst den Schmutz abbürsten, den Reinigungsschaum auftragen, dann die Creme aufbürsten und polieren - fertig. Aber es gibt auch Ausnahmen:
"So die ganz tollen exklusiven Damenpömps, die mitunter aus Materialien sind, wo man nichts putzen kann, die sind aus Textilien oder mit Diamanten bestickt. Gibt’s halt auch. Ab und zu kommt das vor. Da will ich nichts machen, da kann ich nichts machen. Da denke ich nur, der Schuh ist so teuer, den ruiniere ich nur."
Seit fünf Jahren mimt der gebürtige Bonner den stilechten Schuhreiniger – und bricht damit Familientradition. Ist er doch Sohn eines Rechtsanwaltes. Kontakt zum Vater hat er derzeit nicht.
Auf die Idee kam der 37-Jährige, der heute mit seiner Freundin in Düsseldorf lebt und die Malerei liebt, bei einer Kolumbien-Reise:
"Es macht Spaß, weil: Dort spielt sich alles auf der Straße ab. Es gibt Schuhputzer, es gibt Barbiere, es gibt alle möglichen Arten von Dienstleistungen."
Warum so etwas nicht in der Dienstleistungswüste Deutschland anbieten, dachte sich Gruebl und rührte die Werbetrommel. Erfolgreich! Inzwischen vermitteln ihn Agenturen bundesweit. Und auch seine Kunden werden immer prominenter:
"Ein Golf-Turnier in München, Herr Beckenbauer setzte sich zum ersten Mal zu mir. Sofort waren wir umringt von Fotografen, da war ein Blitzlichtgewitter: Herr Beckenbauer, Herr Schuhputzer, jetzt noch mal zu mir schauen, und in die Kamera, es entstand ein Drucksituation, dass ich den Supergau begangen habe und Herrn Beckenbauer einen Superflatscher Schuhcreme verpasst habe im Schienbeinbereich, wirklich sichtbar. Und der kalte Schweiß brach mir aus und ich dachte, das sieht ja jeder."
Wenn Gruebl mal nicht als Schuhputzer unterwegs ist, was selten vorkommt, schreibt er an seiner Diplomarbeit über Mode-Illustrationen und Design. Sein Ziel ist, Mode-Designer zu werden. Wie und was er genau vorhat, weiß er derzeit nicht. Eins weiß er dagegen genau: Obwohl er mittlerweile pro Tag an die dreißig Paar Schuhe putzt, für immer will er den Job nicht machen.
"So viel es mir Spaß macht und so sehr ich das mag, in der Gegend rumzureisen, ist es glaube nichts, womit man wirklich alt werden kann und alt werden möchte. Und es geht ganz gut auf die Knochen. Und irgendwann ist man auch mal müde."
"Ein seltener Fall, ganz lange Stiefel."
Kundin: "Da lohnt es sich richtig."
Keine Frage: Henning Gruebl liebt seine Arbeit, seine Kunst am Schuh wie man auch sagen könnte. Denn Henning Gruebl sieht alles andere als normal aus. Er inszeniert sich und seine Arbeit förmlich:
"Ich habe mir persönlich gedacht, wo würde ich klischee-mäßig den Schuhputzer sehen? Und für mich war das einfach der 20er Jahre Al-Capone-Film, Brooklyn, Brooklyn-Bridge. Wenn man sich jetzt noch Pistolengeknatter vorstellt, wäre das so ganz typisch. Für mich ist der Schuhputzer ähnlich wie so ein Zeitungsjunge, der ruft: ‚Extrablatt, Al-Capone gefasst!’"."
Und so trägt der kräftig gebaute Mittdreißiger, mit den schulterlangen pechschwarzen Haaren und dem Kinnbart, Lederhosenträger, Tweedhose und Mütze im 20er-Jahre-Look. Das sieht gut aus. Ungewöhnlich. Mit dabei immer auch eine antiquierte Pistole. Gruebl grinst verschmitzt - das ist nur sein Feuerzeug.
""Die Kostümierung ist ne weite Tweedhose, die ich mir selber genäht habe in meinem Studium als Bekleidungstechniker, dann ne ganz weite Tweedmütze, dann Lederhosenträger, das war’s eigentlich schon, die Schuhe sind noch wichtig, also klassische alte Schuhe."
Blitzblank geputzt natürlich – sind sie doch seine Visitenkarte. Komplett wird die 20er-Jahre-Ausstattung noch durch den kleinen Schemel mitsamt seinem kleinen Schränkchen für Bürsten und Cremes - alles mahagonifarben.
Schuhputzen ist eine Kunst für sich: Vier Reinigungsschritte sind nötig: zunächst den Schmutz abbürsten, den Reinigungsschaum auftragen, dann die Creme aufbürsten und polieren - fertig. Aber es gibt auch Ausnahmen:
"So die ganz tollen exklusiven Damenpömps, die mitunter aus Materialien sind, wo man nichts putzen kann, die sind aus Textilien oder mit Diamanten bestickt. Gibt’s halt auch. Ab und zu kommt das vor. Da will ich nichts machen, da kann ich nichts machen. Da denke ich nur, der Schuh ist so teuer, den ruiniere ich nur."
Seit fünf Jahren mimt der gebürtige Bonner den stilechten Schuhreiniger – und bricht damit Familientradition. Ist er doch Sohn eines Rechtsanwaltes. Kontakt zum Vater hat er derzeit nicht.
Auf die Idee kam der 37-Jährige, der heute mit seiner Freundin in Düsseldorf lebt und die Malerei liebt, bei einer Kolumbien-Reise:
"Es macht Spaß, weil: Dort spielt sich alles auf der Straße ab. Es gibt Schuhputzer, es gibt Barbiere, es gibt alle möglichen Arten von Dienstleistungen."
Warum so etwas nicht in der Dienstleistungswüste Deutschland anbieten, dachte sich Gruebl und rührte die Werbetrommel. Erfolgreich! Inzwischen vermitteln ihn Agenturen bundesweit. Und auch seine Kunden werden immer prominenter:
"Ein Golf-Turnier in München, Herr Beckenbauer setzte sich zum ersten Mal zu mir. Sofort waren wir umringt von Fotografen, da war ein Blitzlichtgewitter: Herr Beckenbauer, Herr Schuhputzer, jetzt noch mal zu mir schauen, und in die Kamera, es entstand ein Drucksituation, dass ich den Supergau begangen habe und Herrn Beckenbauer einen Superflatscher Schuhcreme verpasst habe im Schienbeinbereich, wirklich sichtbar. Und der kalte Schweiß brach mir aus und ich dachte, das sieht ja jeder."
Wenn Gruebl mal nicht als Schuhputzer unterwegs ist, was selten vorkommt, schreibt er an seiner Diplomarbeit über Mode-Illustrationen und Design. Sein Ziel ist, Mode-Designer zu werden. Wie und was er genau vorhat, weiß er derzeit nicht. Eins weiß er dagegen genau: Obwohl er mittlerweile pro Tag an die dreißig Paar Schuhe putzt, für immer will er den Job nicht machen.
"So viel es mir Spaß macht und so sehr ich das mag, in der Gegend rumzureisen, ist es glaube nichts, womit man wirklich alt werden kann und alt werden möchte. Und es geht ganz gut auf die Knochen. Und irgendwann ist man auch mal müde."