Kulturwandel

Advent als Event

Besucher sitzen am 01.12.2017 auf dem eröffneten Weihnachtsmarkt an der Landsberger Allee in Berlin in einem Kinder-Karussell. Nach Veranstalterangaben steht auf dem Rummelplatz in Berlin-Lichtenberg neben zahlreichen Fahrgeschäften die mit 26,5 Meter Höhe größte Weihnachtspyramide der Welt.
Auf dem Berliner Weihnachtsmarkt an der Landsberger Allee steht nach Veranstalterangaben die mit 26,5 Meter Höhe größte Weihnachtspyramide der Welt. © picture alliance / dpa / Bernd von Jutrczenka
Gunther Hirschfelder im Gespräch mit Hans-Joachim Wiese · 01.12.2017
Die Besinnlichkeit im Advent ist verloren gegangen. Auf vielen Weihnachtsmärkten gibt es keine christlichen Symbole mehr. "Ulk-Advents-Garnituren" und eine Karnevalisierung der Tradition, konstatiert der Kulturwissenschaftler Gunther Hirschfelder.
Es gäbe verschiedene Entwicklungen "parallel unter einer großen Weihnachtsglocke", resümiert Gunther Hirschfelder von der Universität Regensburg. Auf der einen Seite seien noch starke Kirchen und Menschen, die um die Traditionen wüssten, auf der anderen Seite aber eine Profankultur mit "Ulk-Advents-Garnitur":
"Wir kommen aus der Kultur des 20. Jahrhunderts, wo die Besinnlichkeit Platz gehabt hat. Und wir gehen in eine globale Eventgesellschaft, bei der wir eine andere Symbolik haben, bei der das Performative wichtig ist und bei der wir eine Karnevalisierung der ganzen Kultur haben. Wir können offensichtlich kaum mehr etwas ernst tun, außer über die Nachteile von schlechtem Essen zu sprechen."

Winterkirmes statt Weihnachtsmarkt

Aus dem Weihnachtsmarkt des 16. und 17. Jahrhunderts, der damals nur für zwei Tage stattfand und etwas Sakrales hatte, sei eine Winterkirmes geworden. Sie fänden zwar oft noch in der Nähe von Kirchen statt, aber christliche Symbole wie der Apfel oder die Nuss hätten sich zu banalen Süßigkeiten gewandelt - und der Stern von Betlehem zur Schneeflocke.
"Wir haben eine völlig durchdringende Kommerzialisierung von Weihnachten und wir sind in einer Situation, dass es in Mitteleuropa, anders als etwa in den USA, peinlich geworden ist, über seine eigene Religion zu sprechen – zumindest im christlichen Bereich."
(cosa)
Mehr zum Thema