Kulturnachrichten
Donnerstag, 5. Juli 2018 China wünscht Aufnahme von 14 Stätten
Das Mausoleum für Mao Tse-tung und der Tiananmen-Platz sollen Weltkulturerbe werden. Das wünscht sich zumindest China. Das Land bewirbt sich um die Aufnahme von 14 historischen Stätten in Peking in die Welterbeliste der Unesco. Nach Angaben von staatlichen Medien befinden sich die Monumente entlang der alten Zentralachse, die Peking von Norden nach Süden durchquert. Auf dem Tiananmen war die chinesische Armee in der Nacht zum 4. Juni 1989 mit Panzern gegen die Studenten vorgegangen, die dort seit sechs Wochen für mehr Demokratie demonstrierten. Das Unesco-Welterbekomitee entscheidet jedes Jahr darüber, welche Kultur- und Naturstätten es neu in die Welterbeliste aufnimmt.
Schöpfer von "Shoah" wurde 92 Jahre alt
Der französische Journalist und Filmemacher Claude Lanzmann ist tot. Der Regisseur des mehrfach preisgekrönten Holocaust-Dokumentarfilms "Shoah" von 1985 starb im Alter von 92 Jahren, wie sein Verlag Gallimard in Paris mitteilte. Lanzmann setzte sich Zeit seines Lebens in Deutschland und Frankreich für die Erinnerungskultur ein. In zweiter Ehe war er mit der deutschen Schriftstellerin Angelika Schrobsdorff verheiratet. Sie war am 30. Juli 2016 im Alter von 89 Jahren gestorben.
Polizei warnt Bevölkerung vor Berührung
Diebe haben aus einem Museum im niederländischen Leiden ein tödliches Pfeilgift gestohlen. Es handelt sich um ein Gift, das indianische Jäger aus Südamerika verwenden. Die Polizei warnte die Bevölkerung vor Berührungen mit der Substanz. Das sogenannte Curare-Gift sieht aus wie ein Stück brauner Würfelzucker. Es befand sich im Rijksmuseum Boerhaave in alten Glasflaschen in einem Panzerschrank. Diesen nahmen die Einbrecher einfach mit. Der Museumsdirektor sagte, sein Haus habe das Gift vernichten wollen und deshalb in dem Panzerschrank aufbewahrt.
Schriftsteller geißelt in Klagenfurt rechte Intellektuelle und "besorgte Bürger"
Der deutsche Schriftsteller Feridun Zaimoglu hat vor einem wachsenden Rechtspopulismus unter Intellektuellen gewarnt. In seiner Rede zur Eröffnung der "Tage der deutschsprachigen Literatur" in Klagenfurt sagte Zaimoglu, es gebe keine redlichen rechten Intellektuellen und keine redlichen rechten Schriftsteller. Es helfe nichts, den Rechten edle Motive zu unterstellen. Sie seien keine Systemkritiker, Dissidenten oder "besorgte Bürger". Ihnen gehe es einzig und allein um die Abwehr von Fremden. Schriftsteller sollten solche Tendenzen bekämpfen und bei den Verlassenen stehen, betonte Zaimoglu. Auf den 42. Tagen der deutschsprachigen Literatur bewerben sich 14 Autoren um den Ingeborg-Bachmann-Preis, der am Sonntag vergeben wird.
Denkmalschutzbehörde lehnt umstrittenen Plan ab
Die Arena von Verona bekommt nun doch kein Regendach. Die Denkmalschutzbehörde der norditalienischen Stadt ist sich darin mit dem Bürgermeister einig: "Dieses Juwel mit einer Überdachung zu entstellen, wäre nicht nur eine Wunde für das Amphitheater, sondern für den gesamten Platz", sagte Stadtoberhaupt Federico Sboarina. Das historische Zentrum von Verona gehört zum Unesco-Weltkulturerbe. Die Hamburger Architekten Gerkan, Marg und Partner sowie die Stuttgarter Ingenieure von Schlaich Bergermann Partner hatten 2017 einen Ideenwettbewerb für das Projekt gewonnen. Es sollte eine Art Segel entstehen, das auch zur Seite geschoben werden kann. Das römische Amphitheater wurde vor mehr als 2000 Jahren und wird heute für Opernaufführungen und Konzerte genutzt.
Personalie komplettiert Vorstand
Die Kulturmanagerin Franziska Grimm wird neue Geschäftsführerin des Bach-Archivs Leipzig. Die 35-Jährige trete ihr Amt zum 1. August an, teilte die Stiftung Bach-Archiv mit. Die Findungskommission habe sich einstimmig für sie ausgesprochen. Vorgänger Alexander Steinhilber hatte das Bach-Archiv im Sommer 2017 nach nur eineinhalb Jahren verlassen. Mit der neuen Geschäftsführerin ist der Vorstand des Archivs wieder komplett. Ihm gehören noch der britische Dirigent und Bach-Experte Sir John Eliot Gardiner als Präsident und der Musikwissenschaftler Peter Wollny als Direktor an.
Projekt kostet zehn Millionen Dollar
Bolivien will im berühmten Titicaca-See ein Unterwasser-Museum bauen. Geplant sei sowohl eine Touristen-Anlage als auch ein Zentrum für archäologische, geologische und biologische Forschung, erklärte Kulturministerin Wilma Alanoca. Das Museum soll umgerechnet rund 8,6 Millionen Euro kosten. Belgien und die UN-Kulturorganisation Unesco würden sich mit zwei Millionen Dollar beteiligen, sagte Alanoca. Die ältesten ärchäoligischen Fundstücke aus dem See lassen sich bis auf das Jahr 300 vor Christus datieren. Weitere Objekte werden der Inka-Kultur zwischen 1100 bis 1570 zugeordnet. Der Titicacasee erstreckt sich über eine Fläche von 8500 Quadratkilometer und grenzt an Bolivien und Peru.
"Fathers and Sons" erhält katholischen Fritz-Gerlich-Filmpreis
Der Dokumentarfilm "Fathers and Sons" von Talal Derki über eine radikal-islamische Familie in Syrien ist mit dem katholischen Fritz-Gerlich-Filmpreis ausgezeichnet worden. Der Filmemacher berichte unter Einsatz seines eigenen Lebens aus einem totalitären System und gebe Einblicke in eine Welt und eine Lebensweise, die uns sonst verschlossen bleibe, begründete die Jury auf dem Filmfest München. Der gebürtige Syrer, der in Berlin lebt, war für die Dreharbeiten in seine Heimat zurückgekehrt. Dort hatte er zwei Jahre in der Familie eines islamistischen Kämpfers verbracht. Die Dokumentation mit dem deutschen Titel "Kinder des Kalifats" hatte Ende Juni bereits den Deutschen Dokumentarfilmpreis in Stuttgart gewonnen. Auch beim Sundance Filmfestival im US-Bundesstaat Utah im Januar gehörte er zu den Gewinnern.