Kulturnachrichten
Samstag, 30. Mai 2020 Das historische Grüne Gewölbe im Dresdner Residenzschloss ist wieder für Besucher geöffnet. Es war seit dem spektakulären Einbruch vor einem halben Jahr geschlossen. Aufgrund der Corona-Schutzregelungen dürfen sich maximal 70 statt 100 Menschen pro Stunde in der begehbaren Schatzkammer aufhalten. Darin stehen hunderte Kostbarkeiten auf Konsolen frei im Raum. Die Vitrine, aus der Ende November rund ein Dutzend historischer Preziosen gestohlen wurden, ist leer. Bisher gibt es keine heiße Spur zu den Tätern. Die Beute von unschätzbarem Wert bleibt verschwunden.
Der Pianist Igor Levit hat seinen Klavier-Marathon gestartet und will bis zum späten Sonntagmorgen rund 20 Stunden ununterbrochen am Flügel spielen. Um Punkt 14.00 Uhr setzte sich Levit in einem Berliner Studio an den Flügel und begann mit Eric Saties Werk "Vexations". Die Komposition gilt als eine der längsten der Musikgeschichte. Sie passt zwar auf eine Notenseite, hat aber 840 Wiederholungen. Das Werk sei in seiner Monotonie und Grenzwertigkeit wie "ein stummer Schrei", hatte Levit gesagt. Auf die "körperliche und mentale Grenzerfahrung" habe er sich nicht besonders vorbereitet. Er sei bisher nie länger als zweieinhalb Stunden am Klavier gesessen. Mit seiner Aufführung wolle er auf die Notlage der Musiker angesichts der Einschränkungen durch die Coronapandemie aufmerksam machen, hatte Levit zuvor erklärt.
Der Berliner Evangelische Landesbischof Christian Stäblein sieht das umstrittene neue Kuppelkreuz auf dem Berliner Humboldt-Forum vor allem als Verpflichtung. Das Kreuz sei das zentrale christliche Symbol, das viel Missbrauch in seiner Geschichte überstanden habe, sagte Stäblein in einer Rundfunkansprache. Seine Botschaft laute Hingabe, Vergebung und Versöhnung, nicht Dominanz und Herrschaft, betonte Stäblein. Das umstrittene Spruchband hinterlasse deswegen bei ihm Skepsis. "Intolerante Exklusivitätsansprüche" seien - auch als historische Zitate - gefährlich und brauchten Gegenbilder. Das Humboldt-Forum werde aber für diese Gegenbilder sorgen. Man brauche diese Zeichen der Gemeinschaft und der Augenhöhe mehr denn je.
Die evangelische Theologin Christiane Thiel plädiert dafür, auf den Pfingstmontag zu verzichten und dafür den jüdischen Feiertag Jom Kippur, das Versöhnungsfest, zum bundesweiten Feiertag zu machen. Der Pfingstmontag und auch der Ostermontag hätten religiös keine Bedeutung, sondern stammtem kulturgeschichtlich aus dem Feudalismus, sagte sie im Deutschlandfunk Kultur. Thiel sprach sich grundsätzlich dafür aus, christliche Feiertage abzugeben, damit die anderen Religionen auch ihren Raum und ihre Festtage bekämen. Wichtig sei, dass die Menschen durch Feiertage Pausen im "durchindustrialisierten" Alltag hätten, diese Feiertage müssten aber nicht zwingend christlich sein.
Der österreichische Dichter und Herausgeber der Literaturzeitschrift "manuskripte", Alfred Kolleritsch, ist im Alter von 89 Jahren gestorben. Bundespräsident Alexander van der Bellen schrieb, Kolleritsch sei ein großer Ermöglicher österreichischer Literatur gewesen. Er habe immer danach gestrebt, die Stimme der jungen Schriftsteller hörbar werden zu lassen. Die Zeitschrift "manuskripte" gilt als wichtiges Forum der experimentellen, sprachkritischen österreichischen Literatur. Unter anderem stellten dort Peter Handke, Ernst Jandl, Friederike Mayröcker oder Elfriede Jelinek ihre Texte vor.
Der polnische Schriftsteller Jerzy Pilch ist tot. Wie seine Familie und das Museum für Literatur in Warschau mitteilten, starb im Alter von 67 Jahren in Kielce. Pilch hat zahlreiche Romane und Theaterstücke geschrieben. Zu seinen bekanntesten Werken zählen "Zum starken Engel" und "Mein erster Selbstmord". Für seine Arbeit wurde er unter anderem mit dem Nike-Literaturpreis geehrt, der wichtigsten literarischen Auszeichnung Polens.
Nach monatelanger Corona-bedingter Schließung öffnet der Pariser Louvre am 6. Juli wieder für Besucher. Wie das Museum mitteilte, sollen ein neues Reservierungssystem und neue Schilder zur Sicherheit der Besucher beitragen. Außerdem gilt in den Ausstellungsräumen eine Maskenpflicht, und die Abstandsregeln müssen respektiert werden. Online-Reservierungen für den Louvre sollen ab Mitte Juni möglich sein. Das weltberühmte Museum war am 13. März wegen der Corona-Pandemie geschlossen worden.
Der US-Gitarrist und Produzent Bob Kulick ist tot. Wie sein Bruder auf Twitter mitteilte, starb er im Alter von 70 Jahren. Kulick arbeitete mit Bands und Künstlern wie Kiss, Meat Loaf, Lou Reed und Diana Ross zusammen. Die Rockband Kiss kondolierte den Angehörigen auf Twitter "mit gebrochenem Herzen". Kulick produzierte unter anderem die Motörhead-Single "Whip-Lash", die der Heavy-Metal-Band 2005 einen Grammy einbrachte.
Vier weitere Frauen klagen den früheren Hollywood-Produzenten Harvey Weinstein wegen Sexualstraftaten an. Laut Gerichtsdokumenten handelt es sich um Taten, die Weinstein zwischen 1984 und 2013 verübt haben soll. Eine der Frauen gibt an, als 17-Jährige von Weinstein vergewaltigt worden zu sein. Hunderte Frauen haben Weinstein sexuelle Übergriffe vorgeworfen. Der Ex-Produzent war Ende Februar in New York von einer Jury wegen Vergewaltigung und sexueller Nötigung für schuldig befunden und im März zu 23 Jahren Haft verurteilt worden.
Der Betreiber des Berliner Kinos "Colosseum" hat Insolvenz angemeldet. Wegen Corona hatte das "Colosseum" seinen Betrieb wie alle anderen deutschen Kinos im März einstellen müssen. Der über zwei Monate andauernde Umsatzausfall habe schließlich zur Zahlungsunfähigkeit geführt, teilte der vorläufige Insolvenzverwalter in Berlin mit. Das Kino im Stadtteil Prenzlauer Berg wurde vor rund 100 Jahren gegründet. Anfang der 1990er Jahre hatte der Filmproduzent Artur Brauner das Gebäude von der Treuhand gekauft und zum Multiplex-Kino umbauen lassen.
Nach fünf Jahren Intendanz verabschiedet sich Matthias Lilienthal von den Münchner Kammerspielen mit einer Party im Olympiastadion - offenbar, um den corona-gemäßen Sicherheitsabstand einhalten zu können. Die Abschiedstour beginnt mit zwei Premieren, die ursprünglich für April geplant waren und jetzt am 15. Juni stattfinden sollen. Da die Bühnen der Kammerspiele nur eingeschränkt nutzbar sind, will das Ensemble auch die Stadt bespielen. Beispielsweise sollen bereits gebuchte Plakatflächen als Bühne genutzt werden. Zum Schluss ist dann am 17. Juli im Olympiastadion eine Abschlussveranstaltung mit dem gesamten Ensemble und Team geplant.