Kulturförderung in der Krise

Von Margarete Limberg |
Seit 1951 fördert der Kulturkreis der deutschen Wirtschaft Nachwuchskünstler in Literatur, Bildender Kunst , Musik und Architektur. Doch auch an dieser Institution für unternehmerische Kulturförderung geht die Wirtschaftskrise nicht spurlos vorbei. In Zukunft werde verstärkt nach dem Nutzen für das Unternehmen gefragt, wenn es sich als Sponsor betätigt, teilte der Kulturkreis mit.
Präzise Vorhersagen über die Auswirkungen der Finanz- und Wirtschaftskrise auf die Kulturförderung vermag auch der Kulturkreis der deutschen Wirtschaft nicht zu treffen. Immerhin ist sein Geschäftsführer, Stephan Frucht, überzeugt, dass langfristige Zusagen in der Regel auch in der Krise eingehalten werden:

"Der Grundsatz Pacta sunt servanda ist zumindest in Deutschland in der Kulturförderung nach wir vor ein beständiges Prinzip. Also ein kurzes Fazit: wir haben eine Finanz - und Wirtschaftskrise, meines Erachtens aber noch keine Kulturkrise."

Allerdings sieht Stephan Frucht auch voraus, dass es schwieriger werden wird, neue Partnerschaften zwischen Unternehmen und Kulturinstitutionen aus der Taufe zu heben. Wenn Arbeitnehmer entlassen werden müssen, wenn Investitionen nicht getätigt werden können, dann wird auch das kulturelle Engagement auf den Prüfstand gestellt, wird verstärkt nach dem Nutzen für das Unternehmen gefragt:

"Die unternehmensstrategische Relevanz des jeweiligen Engagements wird in Krisenzeiten besonders auf dem Prüfstand stehen. Dabei steigt voraussichtlich der Legitimationsdruck insbesondere auf börsennotierte Firmen. Das heißt, ein freigiebiges Mäzenatentum, wie wir es von früher her kennen, das heißt Leistung ohne Gegenleistung, wird in diesem Zusammenhang eher zurückgehen, da jegliches Investment, und Kultur ist auch ein Investment, stärker auf seine Wirkung mit Hinblick auf das Kerngeschäft überprüft werden wird."

Sicher ist, dass privatrechtliche und kapitalgestützte Stiftungen durch geringere Dividenden und sinkende Zinssätze in Mitleidenschaft gezogen werden.

Der Kulturkreis der Wirtschaft machte eines deutlich: Die deutschen Unternehmen sind zwar bereit, die Kulturförderung so gut es geht aufrechtzuerhalten, aber sie wollen nicht in die Bresche springen, wenn Kommunen oder andere öffentliche Träger kultureller Einrichtungen in ihrer finanziellen Not bestimmte kulturelle Aufgaben nicht mehr erfüllen können. Ein Ersatzstaat wollen sie nicht sein. Das macht auch die Sponsoringbeauftragte des Berliner Energieversorgers GASAG, Birgit Jammes, deutlich:

"Das, was wir fördern, muss immer zusätzlich sein. Einspringen in die Regelfinanzierung des Staates ist für uns keine Lösung, sondern wir sagen uns, das, was wir machen, muss für beide Seiten, für den Partner, mit dem wir zusammenarbeiten, und für uns ein zusätzlicher Gewinn sein. Es müssen Projekte sein, die zu uns beiden passen und die wir gemeinsam durchführen können."

Eine solche auf den ersten Blick sehr ungewöhnliche, aber offenbar sehr gedeihliche Partnerschaft gibt es zwischen der GASAG und dem immer noch linken Kindertheater GRIPS, dessen Förderung das Unternehmen gerade um vier Jahre verlängert hat.

Von dem Ausmaß der Krise sind alle überrascht worden. Deshalb hatten auch die Kulturförderer in der Wirtschaft keine Zeit, sich vorzubereiten. So bleibt, wie man einräumt, nur, den zu erwartenden Sturm auszuhalten und auf bessere Zeiten zu hoffen. Dabei sieht der Kulturkreis der Wirtschaft schon jetzt den Zeitpunkt voraus, zu dem der Staat die vielen Milliarden, die den völligen Absturz der Wirtschaft verhindern sollen, wieder einsparen muss, und dass dabei vor allem die Kultur als freiwillige Aufgabe ins Visier der Sparkommissare geraten wird, erscheint sicher.