Kulturelle Refugien in der Provinz
Nach dem Überfall auf Schauspieler in Halberstadt in Sachsen-Anhalt hat der Theaterkritiker Hartmut Krug vor Panikmache gewarnt. Es sei nicht gefährlicher für Schauspieler im Osten als im Westen. Im konkreten Fall hat wahrscheinlich die Kostümierung eines Schauspielers mit Punkfrisur und Netzstrümpfen die Neonazis gereizt, so Krug.
Das Theater habe in der ostdeutschen Provinz eine wichtige Aufgabe, sagte Krug im Deutschlandradio Kultur. Oftmals seien Theater das einzige kulturelle Angebot:
"Das Theater in der ostdeutschen Provinz insgesamt hat seine Funktion geändert und ist von einem Ort bürgerlicher Repräsentation und Selbstverständigung zu einem Ort der öffentlichen Kommunikation geworden. Oft gerade in den kleineren Städten ist es das einzige Kulturzentrum, es ersetzt den Jugendclub, das Lokal, die Disco, also es gibt Städte wie Senftenberg, da gibt es keine Disco, keinen Jugendclub, und wenn dort die Jugendlichen abends nicht nur an der Tankstelle oder an den einschlägigen Fastfood Geschäften sich zusammensetzen wollen, dann ist das Theater der Ort, der ihnen sehr viel anbietet, der ihnen anbietet, ihre eigenen Erfahrungen einzubringen. In Senftenberg z.B. hat man "Frühlings Erwachen" inszeniert, aber indem man erst einmal sehr lange mit Schülern und Jugendlichen über deren Erfahrungen - Pubertät und Jugendlichkeit - geredet hat und die sich sozusagen selber auf der Bühne wiedersahen."
In vielen Gemeinden sind die Theater der einzige Ort, wo noch öffentliche Diskussion über Gegenwartsprobleme geführt werden. In größeren Städten versuchten die Theater, aus ihren Bühnen heraus zu gehen und durch Stadtteil- und Projektarbeit direkt an die Menschen heranzukommen.
Im Gegensatz zu westdeutschen Theatern gebe es an ostdeutschen Bühnen noch so etwas wie ein "Sendungsbewusstsein". Deshalb sei es an den ostdeutschen Theatern weit verbreitet, dass es Publikumseinführung sowie Diskussionen mit dem Publikum gebe. "Da ist tatsächlich überall noch der Brecht allgegenwärtig, der Brecht, der aufklären wollte, etwas vermitteln wollte", so Krug weiter.
Sie können das vollständige Gespräch mit Hartmut Krug für begrenzte Zeit in unserem Audio-on-Demand-Angebot nachhören.
"Das Theater in der ostdeutschen Provinz insgesamt hat seine Funktion geändert und ist von einem Ort bürgerlicher Repräsentation und Selbstverständigung zu einem Ort der öffentlichen Kommunikation geworden. Oft gerade in den kleineren Städten ist es das einzige Kulturzentrum, es ersetzt den Jugendclub, das Lokal, die Disco, also es gibt Städte wie Senftenberg, da gibt es keine Disco, keinen Jugendclub, und wenn dort die Jugendlichen abends nicht nur an der Tankstelle oder an den einschlägigen Fastfood Geschäften sich zusammensetzen wollen, dann ist das Theater der Ort, der ihnen sehr viel anbietet, der ihnen anbietet, ihre eigenen Erfahrungen einzubringen. In Senftenberg z.B. hat man "Frühlings Erwachen" inszeniert, aber indem man erst einmal sehr lange mit Schülern und Jugendlichen über deren Erfahrungen - Pubertät und Jugendlichkeit - geredet hat und die sich sozusagen selber auf der Bühne wiedersahen."
In vielen Gemeinden sind die Theater der einzige Ort, wo noch öffentliche Diskussion über Gegenwartsprobleme geführt werden. In größeren Städten versuchten die Theater, aus ihren Bühnen heraus zu gehen und durch Stadtteil- und Projektarbeit direkt an die Menschen heranzukommen.
Im Gegensatz zu westdeutschen Theatern gebe es an ostdeutschen Bühnen noch so etwas wie ein "Sendungsbewusstsein". Deshalb sei es an den ostdeutschen Theatern weit verbreitet, dass es Publikumseinführung sowie Diskussionen mit dem Publikum gebe. "Da ist tatsächlich überall noch der Brecht allgegenwärtig, der Brecht, der aufklären wollte, etwas vermitteln wollte", so Krug weiter.
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