Kultur oder Clochards
Sand, Palmen, Sonnenschirme und Strohhütten verwandeln dieses Jahr das Seine-Ufer in ein Strandparadies. Doch für einige hat die Postkarten-Idylle ihre Schattenseiten: Zum Beispiel für die Obdachlosen, die mit ihren blauen Zelten dem „Paris Plage“ weichen mussten.
Paris als exotisches Sommer-Paradies: Sandstrände, Palmen, Sonnenschirme und Strohhütten verwandeln dieses Jahr das Seine-Ufer in „Paris-Paradise“. Mit Polynesien als Leitmotiv: haitianische Klänge schmeicheln dem Ohr, leicht bekleidete Tänzerinnen von den Marquesas-Inseln verwöhnen das Auge. Doch für einige hat die Postkarten-Idylle so ihre Schattenseiten, bedauert Didier, einer der Obdachlosen, der nun mit seinem Zelt „Paris Plage“ weichen musste:
" Ich war hier gegenüber am Eck. Als ich einmal wiederkam, war plötzlich mein Zelt weg. Die Polizei ist mit einem Wagen hier vorbeigekommen und hat das Zelt mitgenommen. Auf der Polizeiwache habe ich es dann wiederbekommen. Mir wurde gesagt, ich habe kein Recht, hier zu sein, das sei kein Camping-Platz.“
Kultur und Clochards Seite an Seite. Für die Verantwortlichen des Kulturstrandes à la parisienne ist das offenbar unvereinbar, empfindet auch Jacques Gaillot. Der französische Bischof und Seelsorger ist einer der Galions-Figuren der sozialen Bewegung in Frankreich:
" Es ist klar in Paris, die Stadtverwaltung und viele anderen wollen all diese Obdachlosen nicht mehr sehen, all diese kleinen Zelte. Das passt nicht zu den Pariser Touristen. Deshalb wollen sie diese Affäre regeln, indem sie die Obdachlosen aus den Zelten vorübergehend in kleine Hotels für Obdachlose unterbringen. Aber die Leute wollen nicht.“
Kurz vor Weihnachten hatte die Hilfsorganisation „Médecins du Monde“ blaue Iglu-Zelte an die Obdachlosen der Seine-Kapitale verteilt. Damit wollte sie die immer größer werdende soziale Not sichtbarer machen, für einen Aufschrei sorgen. Doch verändert hat sich seither nichts. Obwohl die 300 Zelte der SDF genannten Obdachlosen auch an touristischen Kult-Stätten wie Louvre, Centre Pompidou, Notre-Dame oder La Villette nicht mehr zu übersehen waren.
Erst seit Beginn des Kultursommers halten die Stadtoberen die Lage offenbar für untragbar – ohne, dass sie deshalb jedoch längerfristige Alternativen anbieten. Beseitigt wird also nicht die Obdachlosigkeit, sondern beseitigt werden die blauen SDF-Zelte, so Graziela Robert von „Médecins du Monde“:
" Wir haben den Eindruck, dass sich die Leute mehr Sorgen machen über die Zelte, als über den Kern dieses Problems. Der Kern lautet: dauerhafte Unterkünfte für diese Leute finden. Das sagen wir seit Jahren. Nur, dass die Zelte dieses Problem erheblich sichtbarer gemacht haben.“
Und was sagen die sonnenhungrigen Touristen und amüsierfreudigen Pariser dazu, dass die blauen Zelte der Obdachlosen durch blaue Sonnenschirme und Strandkabinen ersetzt werden?
" Keine noch so schöne Veranstaltung kann rechtfertigen, Zelte von Obdachlosen zu vertreiben. Damit hat man die Prioritäten verwechselt. Natürlich ist „Paris Plage“ schön für die Touristen und Einheimischen, aber das kann man nicht mit den Obdachlosen vergleichen.“
" Ich war hier gegenüber am Eck. Als ich einmal wiederkam, war plötzlich mein Zelt weg. Die Polizei ist mit einem Wagen hier vorbeigekommen und hat das Zelt mitgenommen. Auf der Polizeiwache habe ich es dann wiederbekommen. Mir wurde gesagt, ich habe kein Recht, hier zu sein, das sei kein Camping-Platz.“
Kultur und Clochards Seite an Seite. Für die Verantwortlichen des Kulturstrandes à la parisienne ist das offenbar unvereinbar, empfindet auch Jacques Gaillot. Der französische Bischof und Seelsorger ist einer der Galions-Figuren der sozialen Bewegung in Frankreich:
" Es ist klar in Paris, die Stadtverwaltung und viele anderen wollen all diese Obdachlosen nicht mehr sehen, all diese kleinen Zelte. Das passt nicht zu den Pariser Touristen. Deshalb wollen sie diese Affäre regeln, indem sie die Obdachlosen aus den Zelten vorübergehend in kleine Hotels für Obdachlose unterbringen. Aber die Leute wollen nicht.“
Kurz vor Weihnachten hatte die Hilfsorganisation „Médecins du Monde“ blaue Iglu-Zelte an die Obdachlosen der Seine-Kapitale verteilt. Damit wollte sie die immer größer werdende soziale Not sichtbarer machen, für einen Aufschrei sorgen. Doch verändert hat sich seither nichts. Obwohl die 300 Zelte der SDF genannten Obdachlosen auch an touristischen Kult-Stätten wie Louvre, Centre Pompidou, Notre-Dame oder La Villette nicht mehr zu übersehen waren.
Erst seit Beginn des Kultursommers halten die Stadtoberen die Lage offenbar für untragbar – ohne, dass sie deshalb jedoch längerfristige Alternativen anbieten. Beseitigt wird also nicht die Obdachlosigkeit, sondern beseitigt werden die blauen SDF-Zelte, so Graziela Robert von „Médecins du Monde“:
" Wir haben den Eindruck, dass sich die Leute mehr Sorgen machen über die Zelte, als über den Kern dieses Problems. Der Kern lautet: dauerhafte Unterkünfte für diese Leute finden. Das sagen wir seit Jahren. Nur, dass die Zelte dieses Problem erheblich sichtbarer gemacht haben.“
Und was sagen die sonnenhungrigen Touristen und amüsierfreudigen Pariser dazu, dass die blauen Zelte der Obdachlosen durch blaue Sonnenschirme und Strandkabinen ersetzt werden?
" Keine noch so schöne Veranstaltung kann rechtfertigen, Zelte von Obdachlosen zu vertreiben. Damit hat man die Prioritäten verwechselt. Natürlich ist „Paris Plage“ schön für die Touristen und Einheimischen, aber das kann man nicht mit den Obdachlosen vergleichen.“