Künstlerliste der Documenta 15

Kontrollverlust mit Ansage

07:23 Minuten
Eine Hand hält die Straßenzeitung "Asphalt", aufgeschlagen auf der Seite mit der kompletten Liste der ausstellenden Künstlerinnen und Künstler der Documenta 15, vor dem "ruruHaus".
Neuer Ort der Veröffentlichung: Die Liste der ausstellenden Künstlerinnen und Künstler der Documenta 15 wurde exklusiv in der Straßenzeitung "Asphalt" bekannt gegeben. © picture alliance / dpa / Uwe Zucchi
Elke Buhr im Gespräch mit Eckhard Roelcke · 01.10.2021
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Eine völlig neue Art der Ausstellung – das werde die "documenta fifteen" sein, sagt die "Monopol"-Chefredakteurin Elke Buhr. Die Liste der derjenigen, die 2022 in Kassel ausstellen werden, zeige: Sie werde anarchischer und zugleich zugänglicher sein.
Die nächste Documenta ist die erste, die von einer Gruppe geleitet wird: Das indonesische Künstlerkollektiv Ruangrupa kuratiert die "documenta fifteen" - so die diesjährige Schreibweise -, die im September 2022 in Kassel stattfindet. Nun wurden die Künstlerinnen und Künstler, die dort ausstellen werden, bekanntgegeben – auf einer Liste, die exklusiv in der Hannoveraner Straßenzeitung "Asphalt" erschien. Aus dieser Liste geht hervor, dass das Kollektiv wiederum auf kreative Gruppenbildung setzt.
Sie habe mit so etwas Ähnlichem gerechnet, sagt Elke Buhr, Chefredakteurin des Kunstmagazins "Monopol". Denn der Kunstbegriff von ruangrupa sei ein sehr sozialer, es gehe um Zusammenarbeit. "Es geht immer darum, in Communities und lokal Dinge zu entwickeln." Insofern mache es "total Sinn, dass sie jetzt ganz viele andere Kollektive eingeladen haben, die überall in der Welt eben genau auf diese Weise arbeiten".

Gruppen können weitere Leute einladen

Im Indonesischen gebe es den Begriff "lumbung", was zum einen Scheune bedeute, aber auch, Ressourcen zu teilen, erklärt Buhr. Darum gehe es. Und das sollen jetzt auch die Künstlerinnen, Künstler und Kollektive auf der Liste, die dort in Gruppen veröffentlicht wurden. "Diese Gruppen sollen sich untereinander einigen. Die Gruppe bekommt ein Budget – und dann sollen sie schauen, was sie damit machen." Es könne auch sein, dass sie wiederum andere Leute einladen, so Buhr. Das sei sogar sehr wahrscheinlich. "Sodass es am Ende so eine Art Kontrollverlust ist des Kuratorenteams. Was dabei herauskommt, wissen die selber jetzt, glaube ich, auch noch gar nicht."
Das Logo der documenta 15 ist vor dem Eingang der zukünftigen Ausstellungshalle zu sehen.
Die Kunstausstellung documenta 15 findet vom 18. Juni bis 25. September 2022 statt.© picture alliance / dpa / Swen Pförtner
Ein paar wenige Namen auf der Liste kenne sie, sagt Buhr. Zum Beispiel Jimmie Durham: "ein Künstler, der seit sehr langer Zeit in Berlin lebt und der sich viel mit Indigenen in den USA beschäftigt hat". Doch beim Googeln der Namen sei sie an vielen Geschichten hängen geblieben, die sie neugierig gemacht hätten, erzählt Buhr. Zum Beispiel gebe es einen Briten, der einen Roman darüber geschrieben hat, dass die Schüchternen ihren Raum in der Gesellschaft finden. Aus Jakarta wurde ein professioneller Geschichtenerzähler eingeladen. Und aus Uganda ein Filmkollektiv, das sehr interessante Dinge mache.
Das Thema der Documenta 15 sei wohl: Wie wollen wir zusammenleben?

"Komplett jenseits des Bekannten"

Sie könne sich vorstellen, dass diese Art des Kunstmachens etwa durch indigene Künstlerinnen und Künstler oder eben auch Geschichtenerzähler zugänglicher werde als "die vielleicht sehr abstrakte, konzeptuelle, superprofessionelle Kunst, die man sonst viel auf so Großausstellungen sieht."
In jedem Fall werde es eine völlig neue Art der Ausstellung sein, "die komplett jenseits dessen funktioniert, was wir kennen – auch, was den Markt angeht." Was jetzt schon klar sei: "Diese Documenta wird man danach nicht komplett auf der Art Basel verkaufen können", so die vorläufige Bilanz der "Monopol"-Chefin.
(abr)

Die "documenta fifteen" findet vom 18. Juni bis 25. September 2022 in Kassel statt. Tickets sind bereits erhältlich.

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