Künstler im Kosovo suchen ihre Identität
Der Kosovo soll nach dem jüngsten Kompromissvorschlag von UN-Vermittler Martti Ahtisaari eine international überwachte Souveränität erhalten. Was das heißt, bleibt umstritten. Aber wer sind diese Kosovaris? Eine Frage, auf die viele im Kosovo selbst noch nach Antworten suchen, auch die Künstler in Pristina. In ihren Installationen versuchen sie, eine ganz neue Identität jenseits von ethnischen und nationalistischen Gegensätzen zu kreieren.
"Hey Europa, ich schreibe Dir einen Brief", lässt Erzen Shkololli die bekannte albanische Volkssängerin Shkurte Fejza in einer Videoinstallation singen. Jene alte Volksweise, deren Fragen heute aktueller denn je sind. "Wie geht es meinen Söhnen?", heißt es in dem Lied weiter. "Du weißt genau, dass sie ausgewandert sind. Hey, Du grauhaariges Europa! Kannst Du Dich an mein Territorium erinnern? Kannst Du Dich erinnern, dass die Albaner einst ein gemeinsames Heimatland hatten? Warum siehst du nicht in deinen Unterlagen nach? Wie kamst du dazu, unsere Grenzen zu verändern?"
Erzen Shkololi macht das albanische Volkslied zum politischen Manifest und fragt nach den Ursachen der heutigen Konflikte. Der künstlerische Leiter des kosovarischen "Insitut of Contemporary Art" nennt eines seiner Projekte: "Missing Identity", versucht eine Selbstbestimmung jenseits von ethnischen und nationalistischen Definitionen.
Wie viele andere Künstler ist der 30-jährige Erzen Shkololli häufiger Gast im "Stripptipple", einem Kaffeehaus und Comicbuchladen im Zentrum Pristinas. Ein Ort wie das Kosovo im Kleinformat. Der Besitzer, Petritz Selimi, bietet im "Stripptipple" auch jungen Künstlern ein Forum.
"Viele sind überrascht, dass im Kosovo eine solch lebhafte Szene zeitgenössischer Kunst existiert. Viele Künstler konzentrieren sich auf die Frage der Identität. Wer sind wir Kosovaris. Was ist der Kosovo? Früher basierte alles auf Ethnien. Wir sind Albaner aus dem Kosovo. Aber jetzt, wo Kosovo ein Staat wird, sprechen wir über eine brandneue Nation. (...) Was sind die Symbole der Identität des Kosovo? In dieser Frage, eine neue Identität in Europa zu kreieren, gibt es viel Raum für Künstler zu experimentieren."
Die Gesellschaft im Kosovo muss gleich einen mehrfachen Übergang bewältigen - vom Krieg zum Frieden, vom Sozialismus zu einer westlich orientierten Politik. Nichts ist mehr so wie es einmal war. Zu Serbien wollen die Albaner im Kosovo nie wieder gehören. Aber wer sie sind, wissen sie auch noch nicht so genau, erläutert Professor Mehmet Beluli sein Kunstprojekt "Missing Identity". Darin sollen Künstler neue Symbole für einen Staat kreieren, den es noch gar nicht richtig gibt.
"Die Frage wird oft gestellt. Warum fehlende Identitäten? Wir sind Albaner. Wir sind Serben. Aber gleichzeitig sind wir Kosovaren. Aber geht das überhaupt? Kann man beides in einem sein? Das ist keine fest umrissene nationale Identität wie: Ich komme aus Deutschland - also bin ich Deutscher. Unsere Künstler arbeiten vor allem deshalb mit unterschiedlichen Identitäten, weil sie Teil einer größeren Gesellschaft, nämlich der europäischen Welt, sein wollen. Sie wollen nicht versauern in dieser von manchen Nationalisten beschworenen klaustrophobisch kleinen Kosovo-Welt."
Das Tor zur Welt versuchen die jungen Künstler durch visuelle Kommunikation zu öffnen. Denn wo immer sich ein Computermonitor mit einem Lautsprecher befindet, kann ihre Botschaft aus der Enge des Kosovo vernommen werden, erklärt Mechmet Behluli, während er auf eine weitere Videoinstallation zeigt:
"Dieses Video hier wurde von Jakub Feri gemacht, einem jungen Künstler. Sein Titel erklärt bereits, worum es ihm dabei geht: 'Kunst, die kein englisch spricht, ist keine Kunst'. Sehen Sie selbst.
Es sind Szenen, die klingen wie das Spiel von Kindern. Sie wollen sprechen, wissen aber nicht wie. Sie geben nur vor, englisch zu sprechen. Dieses Video umreißt die Position der Künstler aus dem Kosovo ziemlich genau. Sie wollen ihre Identität, also auch ihre Sprache behalten und zugleich Teil der großen Welt sein."
Ein unabhängiger Kosovo, als Teil eines vereinten Europa. Das ist der Traum der jungen Künstler von Pristina. Doch sie wissen auch, dass sich damit die Identitätsprobleme der Kosovaren nicht lösen lassen. Erst wenn auch Serben frei und unbehelligt in diesem unabhängigen Kosovo leben können, werden die Albaner mit ihrer eigenen Identität, jenseits von ethnischen Gegensätzen und nationalistischem Säbelrasseln, im Reinen sein. In den Installationen der jungen albanischen Künstler nimmt diese Identität bereits Gestalt an, in der politischen Wirklichkeit ist sie noch nicht einmal schemenhaft zu erkennen.
Erzen Shkololi macht das albanische Volkslied zum politischen Manifest und fragt nach den Ursachen der heutigen Konflikte. Der künstlerische Leiter des kosovarischen "Insitut of Contemporary Art" nennt eines seiner Projekte: "Missing Identity", versucht eine Selbstbestimmung jenseits von ethnischen und nationalistischen Definitionen.
Wie viele andere Künstler ist der 30-jährige Erzen Shkololli häufiger Gast im "Stripptipple", einem Kaffeehaus und Comicbuchladen im Zentrum Pristinas. Ein Ort wie das Kosovo im Kleinformat. Der Besitzer, Petritz Selimi, bietet im "Stripptipple" auch jungen Künstlern ein Forum.
"Viele sind überrascht, dass im Kosovo eine solch lebhafte Szene zeitgenössischer Kunst existiert. Viele Künstler konzentrieren sich auf die Frage der Identität. Wer sind wir Kosovaris. Was ist der Kosovo? Früher basierte alles auf Ethnien. Wir sind Albaner aus dem Kosovo. Aber jetzt, wo Kosovo ein Staat wird, sprechen wir über eine brandneue Nation. (...) Was sind die Symbole der Identität des Kosovo? In dieser Frage, eine neue Identität in Europa zu kreieren, gibt es viel Raum für Künstler zu experimentieren."
Die Gesellschaft im Kosovo muss gleich einen mehrfachen Übergang bewältigen - vom Krieg zum Frieden, vom Sozialismus zu einer westlich orientierten Politik. Nichts ist mehr so wie es einmal war. Zu Serbien wollen die Albaner im Kosovo nie wieder gehören. Aber wer sie sind, wissen sie auch noch nicht so genau, erläutert Professor Mehmet Beluli sein Kunstprojekt "Missing Identity". Darin sollen Künstler neue Symbole für einen Staat kreieren, den es noch gar nicht richtig gibt.
"Die Frage wird oft gestellt. Warum fehlende Identitäten? Wir sind Albaner. Wir sind Serben. Aber gleichzeitig sind wir Kosovaren. Aber geht das überhaupt? Kann man beides in einem sein? Das ist keine fest umrissene nationale Identität wie: Ich komme aus Deutschland - also bin ich Deutscher. Unsere Künstler arbeiten vor allem deshalb mit unterschiedlichen Identitäten, weil sie Teil einer größeren Gesellschaft, nämlich der europäischen Welt, sein wollen. Sie wollen nicht versauern in dieser von manchen Nationalisten beschworenen klaustrophobisch kleinen Kosovo-Welt."
Das Tor zur Welt versuchen die jungen Künstler durch visuelle Kommunikation zu öffnen. Denn wo immer sich ein Computermonitor mit einem Lautsprecher befindet, kann ihre Botschaft aus der Enge des Kosovo vernommen werden, erklärt Mechmet Behluli, während er auf eine weitere Videoinstallation zeigt:
"Dieses Video hier wurde von Jakub Feri gemacht, einem jungen Künstler. Sein Titel erklärt bereits, worum es ihm dabei geht: 'Kunst, die kein englisch spricht, ist keine Kunst'. Sehen Sie selbst.
Es sind Szenen, die klingen wie das Spiel von Kindern. Sie wollen sprechen, wissen aber nicht wie. Sie geben nur vor, englisch zu sprechen. Dieses Video umreißt die Position der Künstler aus dem Kosovo ziemlich genau. Sie wollen ihre Identität, also auch ihre Sprache behalten und zugleich Teil der großen Welt sein."
Ein unabhängiger Kosovo, als Teil eines vereinten Europa. Das ist der Traum der jungen Künstler von Pristina. Doch sie wissen auch, dass sich damit die Identitätsprobleme der Kosovaren nicht lösen lassen. Erst wenn auch Serben frei und unbehelligt in diesem unabhängigen Kosovo leben können, werden die Albaner mit ihrer eigenen Identität, jenseits von ethnischen Gegensätzen und nationalistischem Säbelrasseln, im Reinen sein. In den Installationen der jungen albanischen Künstler nimmt diese Identität bereits Gestalt an, in der politischen Wirklichkeit ist sie noch nicht einmal schemenhaft zu erkennen.