Kühnel: Visionen eines Künstlers brauchen auch Korrektiv
Die Leitung eines Orchesters sei eine komplexe Aufgabe, sagt der Intendant der Hamburger Symphoniker, Daniel Kühnel, angesichts des Konfliktes um Christian Thielemann, dessen Vertrag als Generalmusikdirektor der Münchner Philharmoniker von der Stadt München nicht verlängert wurde.
Thielemann, der 30 Konzerte mit den Philharmonikern im Jahr dirigiert, wollte auch ein Mitspracherecht bei den anderen 60 Konzerten der Philharmoniker haben – was ihm der Stadtrat verweigerte.
"Es ist wirklich eine Frage, was man will: Wir wollen ja Künstler, in diesem Fall einen Dirigenten, der eine Vision hat und der diese Vision … ohne allzu große Rücksichtnahme auf die Bedingungen drum herum auch durchsetzt", sagt Kühnel. Zugleich müsse sich ein Generalmusikdirektor auch als Repräsentant der Region oder Stadt verstehen. Ein Orchester sei "nicht wie vor 100, wie vor 50 Jahren einfach ein Klangkörper, der schöne Musik machen soll, sondern erfüllt heute eine soziale Aufgabe. Es muss soziale Kompetenzen wahrnehmen, sich als Teil der Gesellschaft verstehen." Da brauche es manchmal "ein Korrektiv dieses unbedingten künstlerischen Anspruchs". Diese Aufgabe falle dem Intendanten zu, und ein Generalmusikdirektor müsse dies anerkennen. Eine Paarung von Intendant und Generalmusikdirektor, die gemeinsam ein Ziel verfolgten, sei deshalb sehr wichtig.
Er bezweifle jedoch, so Kühnel weiter, dass die Frage, wer von den beiden das "Letztentscheidungsrecht" habe, tatsächlich vertraglich festgehalten werden müsse. Selbstverständlich habe der Intendant, der nach außen die Verantwortung trage, Mitspracherecht, doch "in dem Moment, wo es tatsächlich dazu kommt, dass der Intendant ein Machtwort sprechen muss, in dem Moment ist der Intendant selbst gescheitert." Dieser "Schlimmstfall" dürfe in der Realität nie passieren.
Auf sein eigenes Beispiel mit dem neuen Chefdirigenten Jeffrey Tate in Hamburg bezogen, sagte Kühnel: "Ich glaube nicht, dass es die Aufgabe eines Intendanten ist, in den Hintergrund zu treten, so wie ich nicht glaube, dass es seine Aufgabe ist, sich zu sehr in den Vordergrund zu drängen."
Das vollständige Gespräch mit Daniel Kühnel können Sie bis zum 23.12.2009 als MP3-Audio in unserem Audio-on-Demand-Angebot nachhören.
"Es ist wirklich eine Frage, was man will: Wir wollen ja Künstler, in diesem Fall einen Dirigenten, der eine Vision hat und der diese Vision … ohne allzu große Rücksichtnahme auf die Bedingungen drum herum auch durchsetzt", sagt Kühnel. Zugleich müsse sich ein Generalmusikdirektor auch als Repräsentant der Region oder Stadt verstehen. Ein Orchester sei "nicht wie vor 100, wie vor 50 Jahren einfach ein Klangkörper, der schöne Musik machen soll, sondern erfüllt heute eine soziale Aufgabe. Es muss soziale Kompetenzen wahrnehmen, sich als Teil der Gesellschaft verstehen." Da brauche es manchmal "ein Korrektiv dieses unbedingten künstlerischen Anspruchs". Diese Aufgabe falle dem Intendanten zu, und ein Generalmusikdirektor müsse dies anerkennen. Eine Paarung von Intendant und Generalmusikdirektor, die gemeinsam ein Ziel verfolgten, sei deshalb sehr wichtig.
Er bezweifle jedoch, so Kühnel weiter, dass die Frage, wer von den beiden das "Letztentscheidungsrecht" habe, tatsächlich vertraglich festgehalten werden müsse. Selbstverständlich habe der Intendant, der nach außen die Verantwortung trage, Mitspracherecht, doch "in dem Moment, wo es tatsächlich dazu kommt, dass der Intendant ein Machtwort sprechen muss, in dem Moment ist der Intendant selbst gescheitert." Dieser "Schlimmstfall" dürfe in der Realität nie passieren.
Auf sein eigenes Beispiel mit dem neuen Chefdirigenten Jeffrey Tate in Hamburg bezogen, sagte Kühnel: "Ich glaube nicht, dass es die Aufgabe eines Intendanten ist, in den Hintergrund zu treten, so wie ich nicht glaube, dass es seine Aufgabe ist, sich zu sehr in den Vordergrund zu drängen."
Das vollständige Gespräch mit Daniel Kühnel können Sie bis zum 23.12.2009 als MP3-Audio in unserem Audio-on-Demand-Angebot nachhören.