"Kritiker der DDR-Staatskunst sind milde geworden"
Nach Auffassung des Kunstkritikers und Leiters des Künstlerhauses Bethanien in Berlin, Christoph Tannert, gibt es eine neue Phase in der Rezeption der DDR-Kunst. Die Kritiker der DDR-Staatskunst seien "einigermaßen milde" geworden, sagte Tannert anlässlich der Eröffnung der Willi-Sitte-Galerie in Merseburg.
Der umstrittene Maler Willi Sitte, der heute seinen 85. Geburtstag feiert, übte nach Ansicht von Tannert eine staatstragende Funktion in der DDR aus. Als Chef des Verbandes Bildender Künstler in der DDR sei er nicht nur Befehlsempfänger gewesen, sondern habe als Teil des Systems auch Entscheidungen von oben nach unten durchgesetzt, sagte Tannert. Sitte habe den Begriff vom sozialistischen Realismus "immer wieder auf Linie" gebracht.
Sitte, so der jetzige Leiter des Künstlerhauses Bethannien weiter, habe eine Machtfülle im System der DDR auf sich vereint. Er sei nicht nur Chef des Verbandes Bildender Künstler gewesen, sondern habe auch einen Sitz in der Volkskammer und im ZK der SED bekleidet.
Die Kritik, die an Sitte in den 50er Jahren in der DDR geübt worden sei, erklärte der Kunsthistoriker damit, dass Sitte in seinen Arbeiten internationale Tendenzen aufgegriffen und auf eine sehr eigenständige Art und Weise verarbeitet habe. Damit habe Sitte auch Impulse gegeben für die DDR-Kunst, räumte Tannert ein.
Tannert weiter: "Das war stabil und persönlich auch mutig, aber später ist er ja Teil des Systems geworden. In einer stromlinienförmigen Art und Weise und mit einer Dominanz, die wiederum anderes ausgeschaltet hat."
Dass Sitte nun in Merseburg und in Suhl mit Ausstellungen geehrt werde, wollte Tannert nicht als Wiederentdeckung des Malers werten. Wenn man in einer globalisierten Welt internationaler Kunstauseinandersetzungen nach Suhl oder Merseburg schaue, dann sei Sitte "sicherlich dort gut aufgehoben, denn er hat aus einer regionalen Perspektive gearbeitet und kehrt auch genau dorthin wieder zurück".
Sitte sei zwar kein Provinzkünstler, aber habe doch immer an einer regionalen Perspektive festgehalten. Und die habe auch ein gutes Recht, im Regionalen rezipiert zu werden, sagte Tannert. Aber wenn "Willi Sitte glaubt, er sei ein internationaler Künstler, muss er sich natürlich messen lassen an den Entwicklungen des 20. Jahrhunderts und an den aktuellen Auseinandersetzungen zur Malerei oder auch zum Realismus. Und da werde man sehen, dass ein Großteil seines Werkes eher verstellt wird durch den Künstlerfunktionär Sitte." Hier könne nur sein Frühwerk bestehen.
Das gesamte Gespräch mit Christoph Tannert können Sie für begrenzte Zeit in unserem AudioOnDemand-Player hören.
Sitte, so der jetzige Leiter des Künstlerhauses Bethannien weiter, habe eine Machtfülle im System der DDR auf sich vereint. Er sei nicht nur Chef des Verbandes Bildender Künstler gewesen, sondern habe auch einen Sitz in der Volkskammer und im ZK der SED bekleidet.
Die Kritik, die an Sitte in den 50er Jahren in der DDR geübt worden sei, erklärte der Kunsthistoriker damit, dass Sitte in seinen Arbeiten internationale Tendenzen aufgegriffen und auf eine sehr eigenständige Art und Weise verarbeitet habe. Damit habe Sitte auch Impulse gegeben für die DDR-Kunst, räumte Tannert ein.
Tannert weiter: "Das war stabil und persönlich auch mutig, aber später ist er ja Teil des Systems geworden. In einer stromlinienförmigen Art und Weise und mit einer Dominanz, die wiederum anderes ausgeschaltet hat."
Dass Sitte nun in Merseburg und in Suhl mit Ausstellungen geehrt werde, wollte Tannert nicht als Wiederentdeckung des Malers werten. Wenn man in einer globalisierten Welt internationaler Kunstauseinandersetzungen nach Suhl oder Merseburg schaue, dann sei Sitte "sicherlich dort gut aufgehoben, denn er hat aus einer regionalen Perspektive gearbeitet und kehrt auch genau dorthin wieder zurück".
Sitte sei zwar kein Provinzkünstler, aber habe doch immer an einer regionalen Perspektive festgehalten. Und die habe auch ein gutes Recht, im Regionalen rezipiert zu werden, sagte Tannert. Aber wenn "Willi Sitte glaubt, er sei ein internationaler Künstler, muss er sich natürlich messen lassen an den Entwicklungen des 20. Jahrhunderts und an den aktuellen Auseinandersetzungen zur Malerei oder auch zum Realismus. Und da werde man sehen, dass ein Großteil seines Werkes eher verstellt wird durch den Künstlerfunktionär Sitte." Hier könne nur sein Frühwerk bestehen.
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