Bayer schickt wichtiges Kulturgut zur Auktion

Die Bayer AG will eine Renaissance-Statue aus ihrem Besitz versteigern lassen. Stephan Koja, der Direktor der Gemäldegalerie in Dresden, kritisiert dies scharf: Die Giambologna-Statue sei ein national wertvolles Kulturgut und gehöre nach Dresden.
Der erneute Verkauf eines bedeutsamen Kunstwerks ins Ausland sorgt für Debatten. In wenigen Tagen soll im Londoner Auktionshaus Sotheby's ein Werk des Florentinischen Renaissancekünstlers Giambologna (1529-1608) aus dem Besitz der Bayer AG versteigert werden. Die Bronzestatue des Mars, die dort zur Aktion steht, zählt nach Einschätzung von Experten zu den Werken von „national wertvollem Kulturgut“, ist also ein Werk, dessen Ausfuhr die Behörden hätten verhindern müssen.
Allerdings ist das Werk nicht als ein solch „national wertvolles Kulturgut“ gelistet. Aus diesem Grunde hatten die Landesbehörden in Nordrhein-Westfalen schon einmal zugestimmt, als die Statue für eine Ausstellung in die Schweiz transferiert worden war.
300 Jahre in Dresden – darum gehört die Statue dorthin
Diesmal aber geht es nicht um die Ausfuhr der Giambologna-Statue zu Ausstellungszwecken, sondern um den Verkauf. Nach Einschätzung von Stephan Koja, dem Direktor der Gemäldegalerie Alte Meister und Skulpturen Dresden, muss dieser Verkauf verhindert werden.
Die Mars-Statue von Giambologna gehöre in die Sammlung nach Dresden, wo man auch bereits im Besitz mehrerer anderer Werke des Meisters sei, erklärte Koja im Deutschlandfunk Kultur: „Sie war mehr als 300 Jahre in Dresden und sollte zurück nach Dresden, weil sie für die frühe Geschichte unserer Sammlung, unserer Kunstkammer von enormer Bedeutung ist.“

Stephan Koja, Direktor der Dresdner Gemäldegalerie Alte Meister, kritisiert die kurze Frist der Ankündigung der Versteigerung.© picture alliance / dpa / Arno Burgi
Zu dem Werk gehöre eine ausgezeichnet dokumentierte Provenienz und mit dieser Geschichte gehöre die Mars-Statue in die Dresdner Sammlung. Die sächsischen Fürsten hatten 1924 die Statue verkauft, die dann später in die Firmensammlung von Bayer gelangte.
Bedauerlich und für Koja unerklärlich sei der Fakt, dass die Statue nicht als ein „national wertvolles Kulturgut“ gelistet ist und so nun durch den Eigentümer zur Versteigerung ins Ausland geschickt werden konnte, wie er sagte: „Dass die Kunstsammlungen sich bemüht haben um dieses Stück, lässt sich nachweisen.“
Dresden habe 2006 eine Ausstellung zu Giambologna gemacht und sich bereits damals um das Werk als Dauerleihgabe von der Bayer AG bemüht, doch sei dies nicht gelungen. Bereits damals hätten die Behörden das Werk als „national wertvolles Kulturgut“ qualifizieren müssen, so Koja.
Dresden verhandelt mit Stiftungen, um das Werk zu erwerben
„Gerade eine Firma, die sich mit ihren Kulturinitiativen brüstet, die sich auch eine kulturelle Dimension gibt, hätte wissen müssen – und es ist sogar auf Website der Firma die Bedeutung des Stücks erläutert worden –, dass dieses Stück mit dieser Provenienz bei uns auf größtes Interesse stoßen wird“, sagte Koja.
Dem Argument der Bayer AG, als Aktiengesellschaft den höchst möglichen Gewinn erzielen zu müssen, widersprach Koja. „Es gibt ja auch die Möglichkeit von Kunstsponsoring: Man kann ja kulturelle Initiativen unterstützen.“ Koja kritisiert zudem die kurze Frist der Ankündigung der Versteigerung: „Es ist erst seit der ersten Juniwoche bekannt, dass das Stück zur Auktion kommt – bereits am 3. Juli. Normalerweise haben Auktionshäuser große Vorlaufzeiten, wenn sie so prominente Stücke anbieten. Hier hat man doch eine gewisse Eile.“
Koja kündigte nun an, dass sein Haus derzeit mit anderen Stiftungen verhandle, um möglicherweise das Werk von Giambologna noch erwerben zu können.