Kritik an Wagenknechts "Aufstehen"

Die linke Sammlungsbewegung ist die SPD

Die Fraktionschefin der Partei Die Linke, Sahra Wagenknecht und Saar-Fraktionschef Oskar Lafontaine kommen am 12.05.2017 zum Wahlkampfabschluss in Düsseldorf (Nordrhein-Westfalen). Am 14. Mai wird in Nordrhein-Westfalen ein neuer Landtag gewählt. Foto: Rolf Vennenbernd/dpa | Verwendung weltweit
Sahra Wagenknecht und Oskar Lafontaine sind in der Politik ein umstrittenes Paar. Nun suchen sie Unterstützer für eine neue linke Sammlungsbewegung © picture alliance / dpa / Rolf Vennenbernd
Alan Posener im Gespräch mit Mirjam Kid |
Sahra Wagenknecht will eine linke Sammlungsbewegung gründen - Welt-Journalist Alan Posener hält dies für eine merkwürdige Aktion: Schließlich sei Angela Merkel nur deshalb Bundeskanzlerin, weil Linke und SPD nicht vereinigt sind.
Im Konflikt um die Migrationspolitik mit der Führungsspitze ihrer Partei will die Linke-Politikerin Sahra Wagenknecht Anfang September eine linke Bewegung gründen. Wie der "Spiegel" berichtet, soll sie den Namen "Aufstehen" tragen und online unter www.aufstehen.de erreichbar sein.
Der britisch-deutsche Journalist Alan Posener zu Gast bei Deutschlandfunk Kultur.
Der Welt-Journalist Alan Posener zu Gast bei Deutschlandfunk Kultur.© Deutschlandradio – Laura Lucas
"Es gibt eine linke Sammlungsbewegung und ihr Name ist SPD", sagte Welt-Journalist Alan Posener im Deutschlandfunk Kultur. "Das ist die Partei, die alle Linken von linke Mitte bis hart am Rande des Linksaußen umfassen sollte und umfasst hat – jedenfalls bis zur Studentenbewegung." Die SPD sei traditionell die Partei derjenigen, die "unten" seien.
Die Linkspartei sei der Grund, warum diese linke Sammlungsbewegung seit dem Ende der rot-grünen Koalition keine Mehrheiten gewinnen könne, kritisierte Posener. Er findet es nicht besonders hilfreich, wenn jetzt an den Parteien vorbei eine neue Initiative entstehe. Für ihn klingt dies nach einer Mischung von "Weckerwerbung und BAP". Als Gewerkschaftsmitglied sei er selbst Teil einer linken Sammlungsbewegung.

Groll von Oskar Lafontaine gegen Gerhard Schröder

"Wir haben nur deswegen Angela Merkel als Kanzlerin, weil die Linke gespalten ist", sagte Posener. "Und die Linke ist gespalten, weil die Linkspartei sich von der SPD abgespalten hat." Ein Grund dafür sei der persönliche Groll des Ehemanns von Wagenknecht, Oskar Lafontaine, gegen Gerhard Schröder gewesen. "Man muss auch mal seinen Stolz herunterschlucken und sagen, wenn wir sammeln wollen, dann sammeln wir uns doch in der ältesten Partei der deutschen Arbeiter und derjenigen, die gerne Arbeiter wären, der Arbeitslosen usw. und kämpfen für das, was wir für richtig halten."
Wagenknecht sei mit ihren Forderungen zur Migrationspolitik eine der "schlimmsten Exemplare des Linkspopulismus, den man sich vorstellen kann", sagte Posener. Dass ausgerechnet sie etwas Neues hervorrufen könne, was die bisherige Politik sprenge, glaube er nicht. (gem)

Alan Posener wurde in London geboren und wuchs in Kuala Lumpur und Berlin auf. Er war Lehrer und freier Autor und kam erst spät zum Journalismus, wo er sich schnell einen Namen als pointierter Kommentator und Blogger gemacht hat. Heute ist er Korrespondent für Politik und Gesellschaft bei der "Welt"-Gruppe. Posener hat zahlreiche Bücher geschrieben, zuletzt "Imperium der Zukunft - Warum Europa Weltmacht werden muss" (Pantheon 2007) und "Benedikts Kreuzzug: Der Kampf des Vatikans gegen die moderne Gesellschaft" (Ullstein 2009).

Hören Sie hier die ganze Sendung mit Alan Posener online:

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