Krise zwischen Türkei und Russland

Abgeschossener Jagdbomber sorgt für Streit

Ein russisches Kampfflugzeug vom Typ SU-24 startet von einer Basis in der syrischen Provinz Latakia.
Ein russisches Kampfflugzeug vom Typ SU-24 startet von einer Basis in der syrischen Provinz Latakia. © AFP / Alexander Kots / Komsomolskaya Pravda
Von Gesine Dornblüth · 24.11.2015
Seit Beginn der russischen Luftangriffe in Syrien Ende September hat die Türkei mehrfach eine Verletzung ihres Luftraums durch die russische Luftwaffe beklagt. Der Abschuss eines russischen Jagdbombers durch die Türkei führt nun zu weiteren Spannungen zwischen beiden Ländern.
Das russische Verteidigungsministerium hat den Verlust eines Jagdbombers bestätigt. Demnach wurde ein Kampfflugzeug vom Typ SU-24 abgeschossen, vermutlich vom Boden aus. Das türkische Militär gab, Agenturberichten zufolge, an, es habe die Maschine zuvor binnen fünf Minuten zehnmal gewarnt, dass sie den türkischen Luftraum verletze. Das russische Verteidigungsministerium widerspricht dem: Das Flugzeug habe den türkischen Luftraum nicht verletzt, sondern sich während des gesamten Flugs "ausschließlich über syrischem Gebiet" befunden, heißt es in Moskau. Dafür gäbe es objektive Belege. Der Jagdbomber sei in einer Höhe von 6000 Metern unterwegs gewesen. Das Schicksal der beiden Piloten sei noch unklar, es gäbe Hinweise darauf, dass sie sich mit dem Schleudersitz gerettet hätten.
Der Vorfall hat sich, übereinstimmenden Medienberichten zufolge, in einer Bergregion nördlich von Latakia ereignet. Es ist nicht der erste Zwischenfall im syrisch-türkischen Grenzgebiet. Seit Beginn der russischen Luftangriffe in Syrien Ende September hat die Türkei mehrfach eine Verletzung ihres Luftraums durch die russische Luftwaffe beklagt. Einen solchen Vorfall hat Russland Anfang Oktober eingeräumt, die Ursache sei ein Navigationsfehler gewesen, hieß es damals.
Auswirkungen auf Verhältnis zwischen beiden Ländern noch unklar
Die Türkei wirft Russland außerdem vor, im Norden Syriens Zivilisten zu bombardieren, Angehörige der turkmenischen Minderheit. Vergangene Woche hat das türkische Außenministerium deshalb den russischen Botschafter einbestellt.
Putins Sprecher Dmitrij Peskow wollte heute keine Prognosen darüber anstellen, ob sich der Abschuss des russischen Jagdbombers negativ auf das Verhältnis zwischen Russland und der Türkei auswirken könne. Man müsse sich zunächst ein vollständiges Bild vom Geschehen machen.
Offiziellen Angaben zufolge hat Russland in Syrien 69 Kampfflugzeuge im Einsatz. Dazu kommen zehn Militärschiffe im Kaspischen und im Mittelmeer. Dem heimischen Fernsehpublikum wurde der Einsatz in Syrien bisher als eine saubere, punktgenaue Operation ohne eigene Verluste präsentiert. Fernsehbilder zeigten, wie Flugzeuge vor blauem Himmel Bomben abwerfen. Das Verteidigungsministerium berichtet täglich von Erfolgen. Von Opfern war bisher kaum die Rede. Eine Ausnahme war der Tod eines russischen Soldaten. Er soll sich in Syrien umgebracht haben. Angehörige bezweifeln das.
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