Krim-Krise

"Es tut mir sehr weh, was gerade passiert"

Der russische Theater- und Filmregisseur Kirill Serebrennikov in Moskau.
Der russische Theater- und Filmregisseur Kirill Serebrennikov in Moskau. © picture alliance / dpa / Valeriy Melnikov
17.03.2014
In Russland gebe es keine öffentlichen Diskussionen und kaum Orte abseits der Propaganda, beklagt der russische Regisseur Kirill Serebrennikov. Wladimir Putin spalte mit seiner Krim-Politik die Gesellschaft.
Der russische Theater- und Filmregisseur Kirill Serebrennikov hat sich kritisch zur gegenwärtigen Politik Putins geäußert. Eigentlich sei er "sehr für Russland", aber es tue ihm "sehr weh zu sehen, was hier gerade passiert", sagte Serebrennikov am Montagabend im Deutschlandradio Kultur.
Insbesondere beklagte er, dass es keine öffentlichen Diskussionen gebe und kaum Orte abseits der Propaganda. Putins Politik habe die russische Gesellschaft gespalten: "Freunde haben sich darüber zerstritten." Auch in den sozialen Netzwerken greife man sich deswegen an.
Das Ziel von Moskaus Politik sei "der Bauch des russischen Volkes", so Serebrennikov weiter. Derzeit seien alle patriotisch eingestellt, und das sei gefährlich. "Kaum einer denkt noch mit dem Kopf, nur noch mit dem Bauch. Das will Putin, und das ist die eigentliche Gefahr."
"Nationale Symbolpolitik"
Westlichen Befürchtungen, die Krim sei nur der Anfang russischen Expansionsstrebens, erteilte der Regisseur dagegen eine Absage: Das Ausland sei nicht Ziel von Putins Politik, auch das Baltikum nicht. "Da wird nichts passieren."
Putin gehe es allein um "uns Russen", betonte Serebrennikov. "Wir stehen nun mal vor einer ernsthaften wirtschaftlichen Krise. Das wissen alle. Damit die Leute aber dafür nicht die Zentralmacht verantwortlich machen und das dann vielleicht noch in Umstürzen wie auf dem Maidan endet, damit sie nicht an Protest denken, braucht es nationale Symbolpolitik."
Auch die Sanktionen des Westens könnten in diesem Zusammenhang von Putin "wunderbar als Vorwand genutzt werden: Seht her, der Westen ist Schuld an der wirtschaftlichen Krise in Russland!"
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