TV-Ansprache von Olaf Scholz

Klare Worte zum Tag der Befreiung

10:52 Minuten
Kanzler Scholz sitzt hinter einem Pult mit Bundesadler. Neben ihm die deutsche Fahne unb die Europaflagge, im Hintergrund ist der Reichstag zu sehen.
"Freiheit und Sicherheit werden siegen, so wie Freiheit und Sicherheit vor 77 Jahren über Unfreiheit, Gewalt und Diktatur triumphiert haben", sagte Kanzler Scholz in seiner Rede zum Tag der Befreiung. © picture alliance/AP/Britta Pedersen
Albrecht von Lucke im Gespräch mit Eckhard Roelcke · 08.05.2022
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Olaf Scholz hat in seiner Rede zum Tag der Befreiung den Bogen vom Zweiten Weltkrieg zum Krieg in der Ukraine gezogen. Gleichsetzen wollte der Bundeskanzler die beiden Konflikte nicht, aber er hofft, dass am Ende immer die Guten gewinnen.
"Aus der katastrophalen Geschichte unseres Landes zwischen 1933 und 1945 haben wir eine zentrale Lehre gezogen. Sie lautet: Nie wieder! Nie wieder Krieg. Nie wieder Völkermord. Nie wieder Gewaltherrschaft", sagte Bundeskanzler Olaf Scholz in einer Fernsehansprache anlässlich des Endes des Zweiten Weltkriegs vor 77 Jahren.
Der Bundeskanzler habe den richtigen Tonfall getroffen, sagt Albrecht von Lucke, Redakteur bei der Monatszeitschrift "Blätter für deutsche und internationale Politik": "Es stimmt vor allem das Bewusstsein, dass ganz Europa, und damit meine ich tatsächlich das große Europa unter Einbeziehung Russlands, eigentlich die gleiche Feierlichkeit begeht, wenn auch mit sehr unterschiedlichen Mitteln."

Neuer Eiserner Vorhang

Die Lehren, die in Deutschland und Russland aus dem Zweiten Weltkrieg gezogen werden, seien sehr unterschiedlich, sagt von Lucke. Während sich der Bundeskanzler in seiner Rede entschieden gegen jeden Krieg stelle, begründe Russland mit dem Sieg gegen den Faschismus seinen Angriffskrieg gegen die Ukraine.
"Das ist in der Tat eine historische Zeitenwende. Und die spricht für eine neue Spaltung Europas, einen neuen Eisernen Vorhang, der mittlerweile auch Russland von der Ukraine trennt", sagt von Lucke.
Die Politikwissenschaftlerin Andrea Römmele findet es extrem wichtig, dass Scholz diese Ansprache an die Nation gehalten hat: "Diese Rede war sehr reflektiert, sie war ernst. Sie hat uns darauf eingeschworen, dass dieser Krieg in Europa noch länger dauern kann", sagt sie.
Man müsse dem Aggressor Putin mit allem, was man hat, entgegentreten, sagt Römmele: "Scholz hat ganz klar gesagt: Unsere Werte, unsere Freiheit werden auch in der Ukraine verteidigt." Eine direkte Kriegsbeteiligung Deutschlands habe Scholz allerdings deutlich ausgeschlossen: "Er hat den Amtseid geschworen, Schaden vom deutschen Volk abzuhalten. Da gehört dazu, dass wir nicht Kriegspartei werden."

Keine Gleichsetzung mit dem II. Weltkrieg

Keinesfalls habe der Kanzler den Zweiten Weltkrieg mit dem Ukrainekrieg verglichen, sagt Römmele: "Ich habe es so verstanden, dass Scholz uns eindringlich dargelegt hat, dass dieser Frieden, den wir in Europa hatten, leider nichts Selbstverständliches ist, dass wir immer wieder dafür gerade stehen müssen, dass wir immer wieder darum kämpfen müssen. Aber eine Gleichsetzung habe ich nicht gesehen."
Dass Russland am Ende unterliegen wird, ist für Kanzler Scholz ausgemacht: "Ich bin zutiefst überzeugt, Putin wird den Krieg nicht gewinnen. Die Ukraine wird bestehen. Freiheit und Sicherheit werden siegen, so wie Freiheit und Sicherheit vor 77 Jahren über Unfreiheit, Gewalt und Diktatur triumphiert haben", sagte er in seiner Ansprache.
(beb)

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