Krieg und Nachkriegszeit in Indochina

Von Jochen R. Klicker · 01.09.2005
Als in Europa vor 60 Jahren der Zweite Weltkrieg zu Ende ging, ermöglichte die politische Neuordnung die Durchsetzung eines dauerhaften Friedens. In Asien war das nicht der Fall. Der Kalte Krieg und der Kampf gegen die Kolonialherrschaft führten zu neuen Kriegen. Besonders schlimm betroffen waren die Staaten Indochinas. Schon 1946 begann der erste Indochinakrieg.
Neun Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges stand Indochina an einem Wendepunkt. US-Außenminister John Foster Dulles hielt diese Ansprache:

John F. Dulles: "Heute haben die Vereinigten Staaten und die anderen beteiligten Nationen beschlossen, die gemeinsamen Verteidigungsanstrengungen zu verstärken. Wir werden Gespräche aufnehmen, um herauszufinden, wer letztlich an diesen Anstrengungen teilnimmt und auf wen wir die unterschiedlichen Aufgaben verteilen. Ich bin überzeugt, dass wir vernünftige Lösungen finden und verhindern helfen, dass der Kommunismus in Südostasien die Macht übernimmt. Denn das bleibt das politische Ziel, das die USA für Südostasien verfolgen. "

Mit diesen Worten beendete US-Außenminister Dulles am 7. Mai 1954 – nach dem Fall der letzten französischen Festung Dien Bien Phu – den ersten Indochinakrieg und damit Frankreichs Kolonialherrschaft über Indochina. Von jetzt ab waren die Amerikaner ideologisch und militärisch selbst "federführend" im südostasiatischen Kriegsgebiet.

Seit dem 19. Jahrhundert war Frankreich Kolonialmacht in Indochina – im Zweiten Weltkrieg allerdings zunehmend bedrängt von den Japanern. Bis zum März 1945 besetzten 110.00 japanische Offiziere und Mannschaften Französisch-Indochina, ließen allerdings die französische Kolonialverwaltung weiter bestehen. Denn die Kolonialfranzosen in Südostasien bekannten sich zum Vichy-Regime, also den Kollaborateuren mit Nazideutschland, Japans Verbündeten im Zweiten Weltkrieg.

Erst im März 1945, als im befreiten Frankreich wieder demokratische Verhältnisse herrschten, beendete Japan seine Zusammenarbeit mit den Franzosen und löste die französische Kolonialverwaltung auf.

Bevor die Japaner in Indochina ihre eigene Macht festigen konnten, wurden sie durch die Atombombenabwürfe der USA zur Kapitulation gezwungen, und die Karten wurden neu gemischt. Die Völker Südostasiens witterten die Morgenluft der Autonomie und Unabhängigkeit. In Nordvietnam rief Ho Chi Minh die unabhängige Demokratische Republik Vietnam aus.

Nun traten die Franzosen wieder auf den Plan. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wollten sie die alten kolonialen Verhältnisse wieder herstellen und schickten Interventionstruppen. Laos und Kambodscha hatten den Franzosen wenig entgegen zu setzen. Anders Vietnam.

Die nationale Befreiungsbewegung des Viet Minh zwang die Franzosen 1946 zum Abschluss eines Abkommens, in dem sie die Ho Chi Minhs Demokratische Republik anerkannten. Die Frage der nationalstaatlichen Einheit des mittlerweile geteilten Landes sollte einem späteren Referendum vorbehalten bleiben, das jedoch nie zustande kam.

Stattdessen drängten die rund 40.000 Kolonialfranzosen Paris, die alte Kolonialherrschaft mit militärischen Mitteln wiederherzustellen. So brach im November 1946 der erste Indochinakrieg aus. Französische Kriegsschiffe eröffneten das Feuer auf den Hafen von Haiphong. Rund 6.000 Zivilisten starben, und Ho Chi Minh rief zum bewaffneten Widerstand gegen Frankreich auf.

ieben Jahre sollte dieser erste Indochina-Krieg dauern, bis die vietnamesische Befreiungsbewegung 1954 die Franzosen entscheidend schlug und das französische Kolonialsystem endgültig zusammen brach.

Befriedet war die Region damit noch lange nicht. In den 60er und 70er Jahren hielt der Vietnamkrieg der Amerikaner die Welt in Atem. Dann besetzte Vietnam das von Pol Pot terrorisierte Kambodscha. Danach marschierte China in Vietnam ein. Erst in den 80er und 90er Jahren war das Schlimmste überstanden und Indochina konnte sich endlich friedlich entwickeln.