Kreativität auf Spanisch
Wirtschaftskrise und Fußball haben Spanien in den letzten Wochen in die Schlagzeilen gebracht. Drei Tage nach dem WM-Titel beginnt in Berlin ein Veranstaltungszyklus mit dem Namen "Neue urbane Kulturen in Spanien".
Die spanische Band "Glamour to kill" präsentiert ihr neues Album "Creatures without soul". Zwar leben und arbeiten die drei Musiker seit 2002 in Berlin, aber besonders der Gitarrist Luis Miguelez ist durch seine früheren Auftritte mit dem Musiker Fabio McNamarra und der Sängerin Alaska auf engste mit der "Movida", mit der Kulturbewegung in Madrid Anfang der 1980er-Jahre verbunden. Das urbane Lebensgefühl, die neuen Tendenzen im Design, in der Literatur, in Film und Musik wurde wenige Jahre nach Francos Tod weltweit zum Inbegriff des neuen demokratischen Spaniens.
Knapp drei Jahrzehnte später ist dieser Mythos in der spanischen Kultur immer noch präsent, sagt Itziar Tabadao, Kultur-Beauftragte der spanischen Botschaft und Koordinatorin der Veranstaltungsreihe:
"Diese urbanen Kulturen waren vor mehreren Jahrzehnten wirklich berühmt. Es ist verrückt, wie viel Zeit seitdem vergangen ist. Wir reden immer noch über die "movida", als sei es gestern gewesen, dabei liegen Jahrzehnte zurück. Die spanische Gesellschaft hat sich seitdem sehr verändert natürlich auch die spanischen Städte und die Künstler sowieso. Andererseits kann man in unseren Veranstaltungen auch sehen, was neu ist im Vergleich zu damals, dass es keine radikalen Einschnitte gibt, sondern dass die Entwicklung auch auf dem Vorhergegangenen aufbaut."
In der Veranstaltungsreihe geht es um ganz unterschiedliche Disziplinen: Industriedesign, Architektur, Film und Grafikdesign. Visuelles Leitmotiv ist eine schwarze Figur auf gelbem Hintergrund, auf den ersten Blick der Kopf eines Stieres, der sich aber dann als ein von zwei Händen gehaltener Presslufthammer entpuppt.
In der Ausstellung "Nulla dies sine linea" (Kein Tag ohne Linie) stellen ab Freitag 23 zeitgenössische spanische Zeichner aus. Dabei reicht die handwerkliche Bandbreite von der klassischen Bleistiftzeichnung, über digital erstellte Drucke und den Einsatz von kleinen Videokameras bis zur konzeptionellen Gestaltung, die den konventionalen Rahmen der Zeichnung sprengt: In dem Projekt 45°25 nördlicher Breite ziehen die Konzeptkünstler Lola Marazuela und Paco Mesa eine Linie rund um den Globus. Ihre noch unvollendete Reise führte sie über Kanada, die Vereinigten Staaten über Spanien, Italien und Kroatien bis in die Gobi-Wüste. Im Abstand von 100 Kilometern bringen sie ein kleines Schild an. Ein Teil der Fotos sind jetzt in Berlin zu sehen. Für die Kuratorin Blanca Soto zeigt dieses Projekt einer weltumspannenden reinen Linie auch die Vielfalt der Ausstellung:
"Ich finde dieses Projekt sehr interessant. Ich dachte am Anfang, dass es außer mir niemand verstehen würde oder wenn dann nur über höchst komplizierte theoretische Erklärungen. Aber ich glaube das Projekt verdeutlicht, worum es bei der kreativen Linie geht: Sie fängt im Nichts an, aber sobald du anfängst, sie zu ziehen, kann sie alles bedeuten, einen Weg, ein Symbol oder ein ganzes Leben."
Zunehmend grenzüberschreitend hat sich auch die spanische Gastronomie entwickelt. Die Ausstellung Design und Neue Gastronomie eröffnete vor wenigen Stunden die Veranstaltungsreihe. Hier geht es besonders um den Zusammenhang zwischen Chefköchen, Produktdesignern und der Industrie. Martin Azúa, Designer aus Barcelona und Kurator der Ausstellung:
"Die Gastronomie ist heute die Avantgarde in Spanien, so wie es vor Jahren Design oder Architektur waren. Heute sind es die Chefköche, die hohe Kreativität repräsentieren. Das ist ein Phänomen seit etwa 15 Jahren, starker Motor war Ferran Adriá, aber auch die vielen jüngeren Köche, die einfach ganz neue Sachen vorschlagen. Die spanische Küche ist auf der einen Seite sehr traditionell, aber sie hat auch keine Angst vor Neuerungen."
Die Ausstellung zeigt Acessoires kulinarischer Genüsse. Vom Teller den ein Designer nach dem Bauch seiner Geliebten geformt hat zu einem anderen, der den Bewegungen des Wassers nachempfunden, zur virtuellen Praline, bei dem man die teuren Schokoladen Essenzen nur noch riechen kann. Aber auch die traditionellen Elemente der spanischen Küche werden von Designern aufgegriffen: Ein Schinkenhalter aus dynamischen Leichtaluminium oder den "Coparrón", ein Trinkgefäß, das den elitären Weinkelch mit dem volkstümlichen schnabelförmigen Porrón verbindet.
Diese Beziehung zwischen Tradition und Erneuerung charakterisiert auch die anderen Veranstaltungen der Reihe: Im Gegensatz zur "Movida" Anfang der 1980er-Jahre ist die Vergangenheit für die neuen urbanen Kulturen in Spanien kein Kontrapunkt mehr, sondern in erster Linie Quelle kreativen Spielmaterials.
Knapp drei Jahrzehnte später ist dieser Mythos in der spanischen Kultur immer noch präsent, sagt Itziar Tabadao, Kultur-Beauftragte der spanischen Botschaft und Koordinatorin der Veranstaltungsreihe:
"Diese urbanen Kulturen waren vor mehreren Jahrzehnten wirklich berühmt. Es ist verrückt, wie viel Zeit seitdem vergangen ist. Wir reden immer noch über die "movida", als sei es gestern gewesen, dabei liegen Jahrzehnte zurück. Die spanische Gesellschaft hat sich seitdem sehr verändert natürlich auch die spanischen Städte und die Künstler sowieso. Andererseits kann man in unseren Veranstaltungen auch sehen, was neu ist im Vergleich zu damals, dass es keine radikalen Einschnitte gibt, sondern dass die Entwicklung auch auf dem Vorhergegangenen aufbaut."
In der Veranstaltungsreihe geht es um ganz unterschiedliche Disziplinen: Industriedesign, Architektur, Film und Grafikdesign. Visuelles Leitmotiv ist eine schwarze Figur auf gelbem Hintergrund, auf den ersten Blick der Kopf eines Stieres, der sich aber dann als ein von zwei Händen gehaltener Presslufthammer entpuppt.
In der Ausstellung "Nulla dies sine linea" (Kein Tag ohne Linie) stellen ab Freitag 23 zeitgenössische spanische Zeichner aus. Dabei reicht die handwerkliche Bandbreite von der klassischen Bleistiftzeichnung, über digital erstellte Drucke und den Einsatz von kleinen Videokameras bis zur konzeptionellen Gestaltung, die den konventionalen Rahmen der Zeichnung sprengt: In dem Projekt 45°25 nördlicher Breite ziehen die Konzeptkünstler Lola Marazuela und Paco Mesa eine Linie rund um den Globus. Ihre noch unvollendete Reise führte sie über Kanada, die Vereinigten Staaten über Spanien, Italien und Kroatien bis in die Gobi-Wüste. Im Abstand von 100 Kilometern bringen sie ein kleines Schild an. Ein Teil der Fotos sind jetzt in Berlin zu sehen. Für die Kuratorin Blanca Soto zeigt dieses Projekt einer weltumspannenden reinen Linie auch die Vielfalt der Ausstellung:
"Ich finde dieses Projekt sehr interessant. Ich dachte am Anfang, dass es außer mir niemand verstehen würde oder wenn dann nur über höchst komplizierte theoretische Erklärungen. Aber ich glaube das Projekt verdeutlicht, worum es bei der kreativen Linie geht: Sie fängt im Nichts an, aber sobald du anfängst, sie zu ziehen, kann sie alles bedeuten, einen Weg, ein Symbol oder ein ganzes Leben."
Zunehmend grenzüberschreitend hat sich auch die spanische Gastronomie entwickelt. Die Ausstellung Design und Neue Gastronomie eröffnete vor wenigen Stunden die Veranstaltungsreihe. Hier geht es besonders um den Zusammenhang zwischen Chefköchen, Produktdesignern und der Industrie. Martin Azúa, Designer aus Barcelona und Kurator der Ausstellung:
"Die Gastronomie ist heute die Avantgarde in Spanien, so wie es vor Jahren Design oder Architektur waren. Heute sind es die Chefköche, die hohe Kreativität repräsentieren. Das ist ein Phänomen seit etwa 15 Jahren, starker Motor war Ferran Adriá, aber auch die vielen jüngeren Köche, die einfach ganz neue Sachen vorschlagen. Die spanische Küche ist auf der einen Seite sehr traditionell, aber sie hat auch keine Angst vor Neuerungen."
Die Ausstellung zeigt Acessoires kulinarischer Genüsse. Vom Teller den ein Designer nach dem Bauch seiner Geliebten geformt hat zu einem anderen, der den Bewegungen des Wassers nachempfunden, zur virtuellen Praline, bei dem man die teuren Schokoladen Essenzen nur noch riechen kann. Aber auch die traditionellen Elemente der spanischen Küche werden von Designern aufgegriffen: Ein Schinkenhalter aus dynamischen Leichtaluminium oder den "Coparrón", ein Trinkgefäß, das den elitären Weinkelch mit dem volkstümlichen schnabelförmigen Porrón verbindet.
Diese Beziehung zwischen Tradition und Erneuerung charakterisiert auch die anderen Veranstaltungen der Reihe: Im Gegensatz zur "Movida" Anfang der 1980er-Jahre ist die Vergangenheit für die neuen urbanen Kulturen in Spanien kein Kontrapunkt mehr, sondern in erster Linie Quelle kreativen Spielmaterials.