Kreativer Küchenhelfer
Wenn der spanische Drei-Sterne-Koch Ferran Adrià dieser Tage wieder einmal als einer der kreativsten Küchenchefs der Gegenwart gefeiert wird, fällt ein klein wenig von seinem Glanz auch auf Luki Huber. Der Schweizer Industriedesigner entwickelt seit Jahren avantgardistische Küchenhelfer. Für Ferran Adrià hat er unter anderem den Pipettenspieß und eine Kaviarmaschine erfunden.
Ein Kreativworkshop mit Designstudenten aus Frankreich und Spanien. Luki Huber stupst sein Skateboard in die Ecke und führt durchs Atelier: Am Eingang ein mannshohes Hängeregister mit herausziehbaren Schautafeln. Rechts eine Wand für Mind Maps und Skizzen. Links ein meterlanges Regal aus vertikal angeordneten Tupperdosen - übersichtlich gegliedert nach Prototypen, Materialproben, Schreibtischutensilien. Fotohandys klicken: Die Studenten stehen quasi mitten in einem begehbaren Zettel-Kasten, einer gigantischen Kreativ-Box.
"Kreativität ist für mich das laterale Denken, das Querdenken."
Sagt Luki Huber, 36 Jahre alt, halblanges dunkelbraunes Haar, offenes Lachen. Er hat selbst an der barcelonesischen Escola Massana Design studiert - und weiß, welchem Irrtum man zu Beginn seiner Laufbahn gerne aufsitzt.
"Oftmals denkt man, man hat was Kreatives gemacht und dabei war es nur eine Übung im Styling. Aber das sind keine Konzepte. Konzept ist wenn man Lösung findet, die es noch nicht gab."
Beispiel gefällig? Luki holt ein trichterförmiges grünes Silikonbeutelchen aus der Tupperdosenwand: Eine Zitronenpresse. Man steckt die Fruchthälfte in den Beutel, quetscht das Säckchen von außen und schon läuft der Saft über einen verschließbaren Ausguss kern- und spritzerlos ins Glas. Für die Erfindung erhielt er den Good Design Award.
"Das ist mir eigentlich peinlich, weil ich meinen Schülern immer sage, dass man aktiv nach Rezepten suchen muss und es keine Arbeit für Genies ist. Und diese Zitronenpresse ist effektiv vor einem Gin Tonic entstanden."
Wichtiger als Spontaneität sei diszipliniertes Arbeiten - mit allem, was dazu gehört; Unpünktlichkeit ist dem Schweizer aus Luzern auch nach 14 Jahren Barcelona ein Graus.
Bis ein Produkt auf den Markt kommt, vergehen schon einmal zwei Jahre. Ein Dutzend kreativitätssteigernder Methoden hat er sich inzwischen erarbeitet. Etwa, sich an den Eigenschaften eines beliebigen Gegenstandes zu inspirieren ... zum Beispiel an der rosa Wäscheklammer, die er gerade in den Händen dreht.
"Die Wäscheklammer hatten wir ja schon beim Ferran, das ist dieser Duftlöffel. Der Griff vom Löffel ist eine Wäscheklammer, da kann man eine Blüte anheften. Man isst zum Beispiel ein Limonensorbet und riecht eine Orangenblüte."
Für den Avantgardekoch hat der Industriedesigner auch einen Pipettenspieß entworfen, mit dem man sich die Sauce direkt in den Mund spritzen kann; eine Melonenkaviarmaschine erfunden - und nach dem idealen Material für Kühlhalteteller geforscht. Das kreative Pingpongspiel mit Adrià war für Luki Huber die Erfüllung eines Kindheitstraums.
"Ich wollte Produktdesigner werden, bevor ich wusste, dass es den Beruf überhaupt gibt. Wir hatten keinen Fernsehapparat zu Hause und deshalb war ich immer mit Malen, Basteln beschäftigt ... und lustigerweise auch mit Kochen."
Aufgewachsen als jüngstes von drei Geschwistern in einem Architekten- und Ingenieurhaushalt, wurde es Luki Huber im gemächlichen Luzern irgendwann zu eng: Er wollte weg, in den Süden ... Nach einer abgebrochenen Goldschmiedelehre, bewarb er sich an der Kunstgewerbeschule und überbrückte zwei Wartejahre als Surflehrer an der Costa Brava.
"Der Umgang mit Menschen - der ist ja generell immer wichtig."
"Esst viel, denn heute müsst ihr denken" - rät der Dozent seinen Studenten und schnappt sich einen Müsliriegel. Seiner alten Hochschule ist Luki Huber sehr verbunden, auch weil er dort seine Freundin kennengelernt hat, gleich am ersten Unitag. "Ich hatte so viele Fragen, also habe ich einfach das hübscheste Mädchen angesprochen", strahlt er. Und: "Es war Liebe auf den ersten Blick." Jetzt freuen sich die Eltern in der Schweiz und die Schwiegereltern in Katalonien auf eine Enkelin.
Zwei Kulturen zu kennen ist für ihn ein Vorteil.
"Es gibt in jeder Kultur Sachen, die sind wahr - das erklärt niemand, das ist so. Und wenn man dann die Kultur wechselt und merkt, dass diese Urwahrheiten nicht die gleichen sind, dann merkt man, dass die alten Urwahrheiten vielleicht doch nicht so wahr sind."
Zu begreifen, das "anders" nicht besser oder schlechter sein muss, hilft ihm auch in seinem Beruf: Es erlaubt, Dinge aus der Distanz zu betrachten - und etwas Selbstkritik, sagt Luki Huber, kann gerade in der schnelllebigen Welt des Produktdesigns nicht schaden.
"Wir müssen ein bisschen auf diese Kugel aufpassen und wir dürfen nicht maßlos neues Zeug auf den Markt werfen. Ich habe diesen Berufsstolz nicht, eine Luki-Huber-Welt zu machen, sondern ich möchte, dass jedes Produkt in sich selber stimmt."
"Kreativität ist für mich das laterale Denken, das Querdenken."
Sagt Luki Huber, 36 Jahre alt, halblanges dunkelbraunes Haar, offenes Lachen. Er hat selbst an der barcelonesischen Escola Massana Design studiert - und weiß, welchem Irrtum man zu Beginn seiner Laufbahn gerne aufsitzt.
"Oftmals denkt man, man hat was Kreatives gemacht und dabei war es nur eine Übung im Styling. Aber das sind keine Konzepte. Konzept ist wenn man Lösung findet, die es noch nicht gab."
Beispiel gefällig? Luki holt ein trichterförmiges grünes Silikonbeutelchen aus der Tupperdosenwand: Eine Zitronenpresse. Man steckt die Fruchthälfte in den Beutel, quetscht das Säckchen von außen und schon läuft der Saft über einen verschließbaren Ausguss kern- und spritzerlos ins Glas. Für die Erfindung erhielt er den Good Design Award.
"Das ist mir eigentlich peinlich, weil ich meinen Schülern immer sage, dass man aktiv nach Rezepten suchen muss und es keine Arbeit für Genies ist. Und diese Zitronenpresse ist effektiv vor einem Gin Tonic entstanden."
Wichtiger als Spontaneität sei diszipliniertes Arbeiten - mit allem, was dazu gehört; Unpünktlichkeit ist dem Schweizer aus Luzern auch nach 14 Jahren Barcelona ein Graus.
Bis ein Produkt auf den Markt kommt, vergehen schon einmal zwei Jahre. Ein Dutzend kreativitätssteigernder Methoden hat er sich inzwischen erarbeitet. Etwa, sich an den Eigenschaften eines beliebigen Gegenstandes zu inspirieren ... zum Beispiel an der rosa Wäscheklammer, die er gerade in den Händen dreht.
"Die Wäscheklammer hatten wir ja schon beim Ferran, das ist dieser Duftlöffel. Der Griff vom Löffel ist eine Wäscheklammer, da kann man eine Blüte anheften. Man isst zum Beispiel ein Limonensorbet und riecht eine Orangenblüte."
Für den Avantgardekoch hat der Industriedesigner auch einen Pipettenspieß entworfen, mit dem man sich die Sauce direkt in den Mund spritzen kann; eine Melonenkaviarmaschine erfunden - und nach dem idealen Material für Kühlhalteteller geforscht. Das kreative Pingpongspiel mit Adrià war für Luki Huber die Erfüllung eines Kindheitstraums.
"Ich wollte Produktdesigner werden, bevor ich wusste, dass es den Beruf überhaupt gibt. Wir hatten keinen Fernsehapparat zu Hause und deshalb war ich immer mit Malen, Basteln beschäftigt ... und lustigerweise auch mit Kochen."
Aufgewachsen als jüngstes von drei Geschwistern in einem Architekten- und Ingenieurhaushalt, wurde es Luki Huber im gemächlichen Luzern irgendwann zu eng: Er wollte weg, in den Süden ... Nach einer abgebrochenen Goldschmiedelehre, bewarb er sich an der Kunstgewerbeschule und überbrückte zwei Wartejahre als Surflehrer an der Costa Brava.
"Der Umgang mit Menschen - der ist ja generell immer wichtig."
"Esst viel, denn heute müsst ihr denken" - rät der Dozent seinen Studenten und schnappt sich einen Müsliriegel. Seiner alten Hochschule ist Luki Huber sehr verbunden, auch weil er dort seine Freundin kennengelernt hat, gleich am ersten Unitag. "Ich hatte so viele Fragen, also habe ich einfach das hübscheste Mädchen angesprochen", strahlt er. Und: "Es war Liebe auf den ersten Blick." Jetzt freuen sich die Eltern in der Schweiz und die Schwiegereltern in Katalonien auf eine Enkelin.
Zwei Kulturen zu kennen ist für ihn ein Vorteil.
"Es gibt in jeder Kultur Sachen, die sind wahr - das erklärt niemand, das ist so. Und wenn man dann die Kultur wechselt und merkt, dass diese Urwahrheiten nicht die gleichen sind, dann merkt man, dass die alten Urwahrheiten vielleicht doch nicht so wahr sind."
Zu begreifen, das "anders" nicht besser oder schlechter sein muss, hilft ihm auch in seinem Beruf: Es erlaubt, Dinge aus der Distanz zu betrachten - und etwas Selbstkritik, sagt Luki Huber, kann gerade in der schnelllebigen Welt des Produktdesigns nicht schaden.
"Wir müssen ein bisschen auf diese Kugel aufpassen und wir dürfen nicht maßlos neues Zeug auf den Markt werfen. Ich habe diesen Berufsstolz nicht, eine Luki-Huber-Welt zu machen, sondern ich möchte, dass jedes Produkt in sich selber stimmt."