Krank durchs Krankenhaus
Immer wieder kommt es in Krankenhäusern und Arztpraxen zu schwerwiegenden Behandlungsfehlern. Die Palette reicht dabei vom Verwechseln der Krankenakte über Fehlbefunde bis hin zu mangelnder Hygiene.
Die Operation ist vorbereitet, der Patient hat bereits ein Beruhigungsmittel bekommen, da stellt der Arzt fest: der Mann, der für einen Eingriff an der Prostata vor ihm liegt, ist eine Frau. Aufregung im Operationssaal, wer hat die Krankenaktenakten vertauscht. Wo liegt der Fehler?
10.000 Behandlungsfehler ereignen sich pro Jahr in deutschen Kliniken. Das ist die offizielle Zahl. Die Dunkelziffer, schätzen Experten, ist zwei bis dreimal höher.
Fehler bei der Diagnose, Fehler in der Behandlung, falsche Gabe von Medikamenten, Infektionen durch schlechte hygienische Zustände oder wie im soeben beschriebenen Fall schlicht das Vertauschen von Krankenakten.
Buhr: "Das heißt schlich und einfach Übergabefehler von einem Arzt zum anderen, [.]. Wenn wir anfangen nach 8 Stunden zu wechseln, ist das bei der Medizin etwas anderes als bei der Feuerwehr, die sagt, wir haben heute Nacht einen Brand gehabt und wir müssen dort noch den Schwellbrand unter Kontrolle halten, aber hier müssen auf einer Station 32 Patienten mit ihren seelischen Problemen, mit ihren operativen Problemen, mit den Komplikationen, die auftreten, das muss alles übergeben werden. Und das sind alles Fehlerquellen."
Sagt der Chefarzt einer großen Berliner Klinik.
Von 100 Patienten, die stationär aufgenommen werden, erleiden drei Patienten eine behandlungsbedingte Erkrankung. Die Gründe dafür sind Nachlässigkeit des Pflegepersonals, zu wenig Fortbildung, lange Arbeitszeiten und Stress und Hektik im Klinikalltag.
Beispielsweise desinfiziert sich kaum die Hälfte der Ärzte im Krankenhaus korrekt die Hände. Die Folge: Patienten erleiden unnötige Infektionen. Bei den häufig verwendeten Venenkanülen zum Beispiel ist die Infektionsrate in vielen Kliniken zwei- bis dreimal höher als nötig.
Mediziner verschreiben auch solche Medikamente, die Studien zufolge wirkungslos sind. Das ist oft der Fall zum Beispiel bei schleimlösenden Hustenmedikamenten. Oder es treten gefährliche Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten auf, weil der Patient nicht ausführlich befragt wurde, welche anderen Mittel er noch einnimmt.
Läuft in der Untersuchungskette auch nur eine Kleinigkeit schief, kann das erhebliche Konsequenzen für den Patienten haben. Die Diagnose eines Tumors zum Beispiel setzt nicht nur voraus, das die richtige Probe unterm dem Mikroskop landet, sondern auch die Diagnose stimmt. Circa ein Fünftel aber sind falsch, sagt ein Oberarzt des Berliner Universitätsklinikums:
Germer: "Da wird eine Probe entnommen und ein niedergelassener Pathologe stellt zum Beispiel fest, es ist ein bösartiger Tumor. Jetzt kommt der Patient ins Krankenhaus. Aus Kostengründen wird die Untersuchung nicht wiederholt, der Befund wird als gegeben hingenommen, es ist ein Fehlbefund oder ist verwechselt worden, der Befund, die Probe, was in seltenen Fällen auch sein kann. Der Patient wird dann operiert, obwohl tatsächlich die Erkrankung gar nicht bei ihm vorlag."
Fehler und Komplikationen sind Alltag in jeder Klinik. Je kleiner allerdings das Krankenhaus, desto mehr Fehler treten auf.
Doch auch in Arztpraxen wimmelt es an Behandlungsfehler. Eigentlich sollte jeder Arzt wissen, wie er Bluthochdruck zu behandeln hat. Ihm stehen zahlreiche Medikamente für die Behandlung zur Wahl und die Leitlinien der medizinischen Fachgesellschaften geben exakt Auskunft, welches davon wann zu verschreiben ist. Doch nur ein Viertel der Männer und ein gutes Drittel der Frauen mit Bluthochdruck werden ausreichend behandelt.
Ähnliches lässt sich bei Diabetes-Patientin beobachten. Die Blutzuckerwerte von etwa einem Drittel aller Altersdiabetiker in Deutschland sind schlecht eingestellt.
Und noch ein Beispiel: Patienten mit chronischen Schmerzen werden nur selten nach den geltenden Leitlinien therapiert. Meist werden sie viel zu spät an einen Schmerzspezialisten überwiesen.
10.000 Behandlungsfehler ereignen sich pro Jahr in deutschen Kliniken. Das ist die offizielle Zahl. Die Dunkelziffer, schätzen Experten, ist zwei bis dreimal höher.
Fehler bei der Diagnose, Fehler in der Behandlung, falsche Gabe von Medikamenten, Infektionen durch schlechte hygienische Zustände oder wie im soeben beschriebenen Fall schlicht das Vertauschen von Krankenakten.
Buhr: "Das heißt schlich und einfach Übergabefehler von einem Arzt zum anderen, [.]. Wenn wir anfangen nach 8 Stunden zu wechseln, ist das bei der Medizin etwas anderes als bei der Feuerwehr, die sagt, wir haben heute Nacht einen Brand gehabt und wir müssen dort noch den Schwellbrand unter Kontrolle halten, aber hier müssen auf einer Station 32 Patienten mit ihren seelischen Problemen, mit ihren operativen Problemen, mit den Komplikationen, die auftreten, das muss alles übergeben werden. Und das sind alles Fehlerquellen."
Sagt der Chefarzt einer großen Berliner Klinik.
Von 100 Patienten, die stationär aufgenommen werden, erleiden drei Patienten eine behandlungsbedingte Erkrankung. Die Gründe dafür sind Nachlässigkeit des Pflegepersonals, zu wenig Fortbildung, lange Arbeitszeiten und Stress und Hektik im Klinikalltag.
Beispielsweise desinfiziert sich kaum die Hälfte der Ärzte im Krankenhaus korrekt die Hände. Die Folge: Patienten erleiden unnötige Infektionen. Bei den häufig verwendeten Venenkanülen zum Beispiel ist die Infektionsrate in vielen Kliniken zwei- bis dreimal höher als nötig.
Mediziner verschreiben auch solche Medikamente, die Studien zufolge wirkungslos sind. Das ist oft der Fall zum Beispiel bei schleimlösenden Hustenmedikamenten. Oder es treten gefährliche Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten auf, weil der Patient nicht ausführlich befragt wurde, welche anderen Mittel er noch einnimmt.
Läuft in der Untersuchungskette auch nur eine Kleinigkeit schief, kann das erhebliche Konsequenzen für den Patienten haben. Die Diagnose eines Tumors zum Beispiel setzt nicht nur voraus, das die richtige Probe unterm dem Mikroskop landet, sondern auch die Diagnose stimmt. Circa ein Fünftel aber sind falsch, sagt ein Oberarzt des Berliner Universitätsklinikums:
Germer: "Da wird eine Probe entnommen und ein niedergelassener Pathologe stellt zum Beispiel fest, es ist ein bösartiger Tumor. Jetzt kommt der Patient ins Krankenhaus. Aus Kostengründen wird die Untersuchung nicht wiederholt, der Befund wird als gegeben hingenommen, es ist ein Fehlbefund oder ist verwechselt worden, der Befund, die Probe, was in seltenen Fällen auch sein kann. Der Patient wird dann operiert, obwohl tatsächlich die Erkrankung gar nicht bei ihm vorlag."
Fehler und Komplikationen sind Alltag in jeder Klinik. Je kleiner allerdings das Krankenhaus, desto mehr Fehler treten auf.
Doch auch in Arztpraxen wimmelt es an Behandlungsfehler. Eigentlich sollte jeder Arzt wissen, wie er Bluthochdruck zu behandeln hat. Ihm stehen zahlreiche Medikamente für die Behandlung zur Wahl und die Leitlinien der medizinischen Fachgesellschaften geben exakt Auskunft, welches davon wann zu verschreiben ist. Doch nur ein Viertel der Männer und ein gutes Drittel der Frauen mit Bluthochdruck werden ausreichend behandelt.
Ähnliches lässt sich bei Diabetes-Patientin beobachten. Die Blutzuckerwerte von etwa einem Drittel aller Altersdiabetiker in Deutschland sind schlecht eingestellt.
Und noch ein Beispiel: Patienten mit chronischen Schmerzen werden nur selten nach den geltenden Leitlinien therapiert. Meist werden sie viel zu spät an einen Schmerzspezialisten überwiesen.