"Kraftnaturen"

Zu Gast: Franz Grundheber |
Oft ist er finster und zerrissen, grummelt düster vor sich hin und führt manchmal sogar Böses im Schilde: der Heldenbariton ist nicht nur ein Stimmfach, sondern fast schon eine Charakterbezeichnung. Ohnehin leben wir in Zeiten, wo das "Heldische" nicht mehr allzu sehr angesagt ist. Aber dass Kraft und Energie nicht nur menschenfreundlich daherkommen, sondern oft in negative Richtungen entfesselt werden können, ist eine Erfahrung aller Jahrhunderte und manifestiert sich in Figuren wie Puccinis "Scarpia", Bergs "Wozzeck" oder Verdis "Macbeth" auch auf der Opernbühne.
Franz Grundheber hat im Laufe seines langen, nun schon ins achte Jahrzehnt gehenden Sängerlebens diese und viele andere Partien gesungen. Im Gespräch mit Ulrich Eickhoff umreißt er sein Bild von einem Rollenfach, das nicht nur in der deutschen und italienischen Oper ziemlich verschieden definiert wird, sondern auch wie nur wenige andere offene Grenzen in die "Nachbarressorts" hat.

Beflügelt wird die Diskussion durch verschiedene epochemachende Aufnahmen, die teilweise bis in die ersten Jahrzehnte der elektronischen Tonaufzeichnung zurückgehen und staunend miterleben lassen, wie verschieden man zum Beispiel Richard Wagners "Fliegenden Holländer" singen und damit auch charakterisieren kann. Außerdem gibt es ganz nebenbei sogar eine bemerkenswerte philologische Entdeckung in Richard Strauss’ "Arabella" zu machen.