Krabbenforschung mit GPS-Satelliten
Mehr als 300 Kilometer südlich vor der indonesischen Insel Java liegt die Weihnachtsinsel. Abgeschnitten vom Festland leben dort zahlreiche unerforschte Tierarten. Forscher aus Jena und Greifswald untersuchen mit GPS-System und Antennen bis zu 100 Jahre alte Krabben.
Die Weihnachtsinsel heißt Weihnachtsinsel, weil sie am ersten Weihnachtstag von dem holländischen Seefahrer William Mynors 1643 erstmals gesichtet wurde. Sie gehört zu Australien, liegt aber viel näher an Indonesien, weil sie rund 250 Kilometer südlich von Java aber rund 2600 Kilometer nordwestlich der australischen Stadt Perth liegt. Ein tropisches Paradies, wie es im Buche steht.
Im Oktober, November gibt es dort ein besonderes Naturschauspiel – Millionen roter Weihnachtskrabben machen sich dann aus dem Regenwald auf zur Küste, um ihre Eier im Meer abzulegen. Es gibt noch allerlei andere exotische Lebewesen. Von den meisten weiß man nicht viel, einige sind noch nicht einmal beschrieben. Den Birgus Latro, ein Landeinsiedlerkrebs, auch Palmenräuber genannt, haben jetzt Wissenschaftler aus Jena und Greifswald genauer untersucht - unter anderem per GPS.
"Was mich am meisten fasziniert, das ist die Größe, dieses archaische Erscheinungsbild dieser Tiere in diesem tropischen Umfeld. Und dann eben auch das Wissen, die Tiere sind möglicherweise 100 Jahre alt, sie waren also auf der Insel schon lange vor dem 2. Weltkrieg, als die Japaner die Insel kurzzeitig besetzten. Also das kommt irgendwie alles zusammen. Das Wort Räuber steckt ja schon im wissenschaftlichen Artnamen Latro. Und Rumphius ..."
Georg Eberhard Rumphius
"Krieger: ... der ihn zuerst beschrieben hat,"
im 18.Jahrhundert.
"Da gehen Berichte drauf zurück, dass die Tiere eben sehr neugierig sind und eben die Taschen geplündert haben, und Dinge verschleppt haben. Nahrungsmittel in erster Linie, und deswegen hat er die Räuber genannt."
Seit 2008 waren Professor Steffen Harzsch und Jacob Krieger vom Greifswalder Institut für Evolutionsbiolgie gemeinsam mit Kollegen vom Jenaer Max-Planck-Institut für chemische Ökologie viermal auf der Weihnachtsinsel – dem Birgus Latro auf der Spur. Einem Landeinsiedlerkrebs, dem Größten, den es gibt, und der, soweit neueste Forschung, rund 100 Jahre alt und bis zu vier Kilogramm schwer werden kann.
"Im englischen Raum heißen die auch coconut crabb, weil sie eben in der Lage sind Kokosnüsse zu knacken. Also eine Dose Thunfisch in Öl, die sie da aufmachen, ist ein ideales Mittel, um die Palmendiebe anzulocken. Die kommen einem da um die Füße gekrochen und hoffen natürlich, dass da irgendwas abfällt, also die sind wirklich sehr neugierig."
Aber die Forscher waren auch sehr neugierig auf die Tiere.
"Offensichtlich haben sie ein sehr leistungsfähiges Riechsystem."
Für Professor Harzsch ist das Riechsystem besonders interessant, weil die Tiere es offensichtlich geschafft haben, es vom Leben im Wasser hin zum Leben auf dem Land zu adaptieren. Eine evolutionsbiologische Meisterleistung, die sie erforschen wollen.
"Dazu gehört als Teilbaustein eben auch, sich das Verhalten der Tiere im allgemeinen anzusehen und sich dann im besonderen mit dem GPS-System solche Migrationen anzuschauen."
Um diese Bewegung und die Orientierung auf der Weihnachtsinsel zu beobachten, hatten die Wissenschaftler rund 60 GPS-Systeme, Antennen, Aceton, Industriekleber und Sandpapier im Gepäck.
"Und so sind wir dann eben mit Rucksäcken durchs Habitat da gewandert, und wenn wir einen gesehen haben, dann haben wir den gefangen, und dann den Sender aufgeklebt, das dauert pro Tier vielleicht ne halbe Stunde, und dann wurden die Tiere wieder freigelassen und gingen ihres Weges und wir suchten uns dann das nächste Opfer."
Knapp 40 Gramm wiegt so ein GPS-Modul. Mit Aceton wird der rostrot-bläuliche Panzer gereinigt und mit dem Sandpapier aufgeraut, damit dann der Zweikomponentenkleber besser hält, mit dem die Sender, ungefähr so groß wie eine Streichholzschachtel, besser halten. Stören tut das die Tiere offenbar nicht. Sie sind stark – können sogar einen Autoreifen heben und das sind mindestens 14 Kilo.
"Und dazu sind wir dann auch täglich in unser Untersuchungsgebiet gegangen mit einer Empfängerstation, die dann eben drahtlos mit den GPS-Modulen mit den Tieren in Verbindung tritt und dann eben auch drahtlos die Daten herunterlädt, so dass nicht der Zwang ist, die Tiere direkt wieder zu finden, sondern in einer Reichweite geschätzt von 200-300 Metern reicht es dort ran zukommen und dann kann man drahtlos die Daten runter laden."
Der Vorteil: Die Geräte können so programmiert werden, dass sie die Daten über mehrere Monate sammeln und speichern. Das ermöglicht eine nahezu lückenlose und ungestörte Überwachung der Tiere. Das Modul enthält außerdem ein Modul, um Bewegungen in der x, y und z-Achse und somit die Aktivität der Tiere aufzuzeichnen. So konnten über 9000 Tagesprofile ausgewertet werden. Ein Ergebnis:
"Zum einen ist es beeindruckend, wie weit die Tiere wandern können, das war vorher noch nicht so klar, dass es über zwei Kilometerstrecken sind, die in relativ kurzer Zeit zurückgelegt werden."
Bei anderen Experimenten wurden die Palmendiebe bis zu einem Kilometer weit an andere Standorte verschleppt
"Und da sind die Tiere unterschiedlich schnell aber präzise an den Ausgangspunkt zurückgekommen."
Sie können sich also offenbar erinnern und speichern eine individuelle Route ab. Und noch eine Beobachtung gibt es - eine weihnachtliche sozusagen. Die großen, schweren, starken archaischen Tiere scheinen recht friedliebend zu sein.
"Diese Tiere haben vielleicht 100 Jahre auf dem Buckel, dann sollten sie auf der kleinen Insel einen Weg gefunden haben mit ihren Aggressionen umzugehen, und sollten wissen, wenn sie ihre mächtigen Klauen gegeneinander richten, dann wird es blutig. Wir haben das also beobachten können, dass sie, so scheint es, nie wirklich versuchen, den anderen zu verletzen."
Im Oktober, November gibt es dort ein besonderes Naturschauspiel – Millionen roter Weihnachtskrabben machen sich dann aus dem Regenwald auf zur Küste, um ihre Eier im Meer abzulegen. Es gibt noch allerlei andere exotische Lebewesen. Von den meisten weiß man nicht viel, einige sind noch nicht einmal beschrieben. Den Birgus Latro, ein Landeinsiedlerkrebs, auch Palmenräuber genannt, haben jetzt Wissenschaftler aus Jena und Greifswald genauer untersucht - unter anderem per GPS.
"Was mich am meisten fasziniert, das ist die Größe, dieses archaische Erscheinungsbild dieser Tiere in diesem tropischen Umfeld. Und dann eben auch das Wissen, die Tiere sind möglicherweise 100 Jahre alt, sie waren also auf der Insel schon lange vor dem 2. Weltkrieg, als die Japaner die Insel kurzzeitig besetzten. Also das kommt irgendwie alles zusammen. Das Wort Räuber steckt ja schon im wissenschaftlichen Artnamen Latro. Und Rumphius ..."
Georg Eberhard Rumphius
"Krieger: ... der ihn zuerst beschrieben hat,"
im 18.Jahrhundert.
"Da gehen Berichte drauf zurück, dass die Tiere eben sehr neugierig sind und eben die Taschen geplündert haben, und Dinge verschleppt haben. Nahrungsmittel in erster Linie, und deswegen hat er die Räuber genannt."
Seit 2008 waren Professor Steffen Harzsch und Jacob Krieger vom Greifswalder Institut für Evolutionsbiolgie gemeinsam mit Kollegen vom Jenaer Max-Planck-Institut für chemische Ökologie viermal auf der Weihnachtsinsel – dem Birgus Latro auf der Spur. Einem Landeinsiedlerkrebs, dem Größten, den es gibt, und der, soweit neueste Forschung, rund 100 Jahre alt und bis zu vier Kilogramm schwer werden kann.
"Im englischen Raum heißen die auch coconut crabb, weil sie eben in der Lage sind Kokosnüsse zu knacken. Also eine Dose Thunfisch in Öl, die sie da aufmachen, ist ein ideales Mittel, um die Palmendiebe anzulocken. Die kommen einem da um die Füße gekrochen und hoffen natürlich, dass da irgendwas abfällt, also die sind wirklich sehr neugierig."
Aber die Forscher waren auch sehr neugierig auf die Tiere.
"Offensichtlich haben sie ein sehr leistungsfähiges Riechsystem."
Für Professor Harzsch ist das Riechsystem besonders interessant, weil die Tiere es offensichtlich geschafft haben, es vom Leben im Wasser hin zum Leben auf dem Land zu adaptieren. Eine evolutionsbiologische Meisterleistung, die sie erforschen wollen.
"Dazu gehört als Teilbaustein eben auch, sich das Verhalten der Tiere im allgemeinen anzusehen und sich dann im besonderen mit dem GPS-System solche Migrationen anzuschauen."
Um diese Bewegung und die Orientierung auf der Weihnachtsinsel zu beobachten, hatten die Wissenschaftler rund 60 GPS-Systeme, Antennen, Aceton, Industriekleber und Sandpapier im Gepäck.
"Und so sind wir dann eben mit Rucksäcken durchs Habitat da gewandert, und wenn wir einen gesehen haben, dann haben wir den gefangen, und dann den Sender aufgeklebt, das dauert pro Tier vielleicht ne halbe Stunde, und dann wurden die Tiere wieder freigelassen und gingen ihres Weges und wir suchten uns dann das nächste Opfer."
Knapp 40 Gramm wiegt so ein GPS-Modul. Mit Aceton wird der rostrot-bläuliche Panzer gereinigt und mit dem Sandpapier aufgeraut, damit dann der Zweikomponentenkleber besser hält, mit dem die Sender, ungefähr so groß wie eine Streichholzschachtel, besser halten. Stören tut das die Tiere offenbar nicht. Sie sind stark – können sogar einen Autoreifen heben und das sind mindestens 14 Kilo.
"Und dazu sind wir dann auch täglich in unser Untersuchungsgebiet gegangen mit einer Empfängerstation, die dann eben drahtlos mit den GPS-Modulen mit den Tieren in Verbindung tritt und dann eben auch drahtlos die Daten herunterlädt, so dass nicht der Zwang ist, die Tiere direkt wieder zu finden, sondern in einer Reichweite geschätzt von 200-300 Metern reicht es dort ran zukommen und dann kann man drahtlos die Daten runter laden."
Der Vorteil: Die Geräte können so programmiert werden, dass sie die Daten über mehrere Monate sammeln und speichern. Das ermöglicht eine nahezu lückenlose und ungestörte Überwachung der Tiere. Das Modul enthält außerdem ein Modul, um Bewegungen in der x, y und z-Achse und somit die Aktivität der Tiere aufzuzeichnen. So konnten über 9000 Tagesprofile ausgewertet werden. Ein Ergebnis:
"Zum einen ist es beeindruckend, wie weit die Tiere wandern können, das war vorher noch nicht so klar, dass es über zwei Kilometerstrecken sind, die in relativ kurzer Zeit zurückgelegt werden."
Bei anderen Experimenten wurden die Palmendiebe bis zu einem Kilometer weit an andere Standorte verschleppt
"Und da sind die Tiere unterschiedlich schnell aber präzise an den Ausgangspunkt zurückgekommen."
Sie können sich also offenbar erinnern und speichern eine individuelle Route ab. Und noch eine Beobachtung gibt es - eine weihnachtliche sozusagen. Die großen, schweren, starken archaischen Tiere scheinen recht friedliebend zu sein.
"Diese Tiere haben vielleicht 100 Jahre auf dem Buckel, dann sollten sie auf der kleinen Insel einen Weg gefunden haben mit ihren Aggressionen umzugehen, und sollten wissen, wenn sie ihre mächtigen Klauen gegeneinander richten, dann wird es blutig. Wir haben das also beobachten können, dass sie, so scheint es, nie wirklich versuchen, den anderen zu verletzen."