Kosslick: Wir lassen es krachen
Für die Eröffnung am 7. Februar mit dem Musikfilm "Shine A Light" gebe es bereits 10.000 Kartenanfragen, sagte Dieter Kosslick im Gespräch, in dem er einen Ausblick auf die Berlinale gab. Er sei froh, wenn er den ersten Abend "mit Anstand" hinter sich bringe. Neben den "Rolling Stones", Madonna und Patti Smith werden auch Schauspielerin Scarlett Johannson und "Bollywood"-Star Shahrukh Khan erwartet.
Karkowsky: Das größte Interesse gilt natürlich erst mal dem Eröffnungsfilm "Shine A Light", Martin Scorseses Konzertfilm über die "Rolling "Stones"". Unter Anwesenheit der Stars wird er am 7. Februar im Berlinale-Palast gezeigt. Haben Sie irgendeine vage Ahnung, wie viele Menschen diesen Film gerne sehen würden an diesem Tag?
Kosslick: An diesem Tag würden ihn garantiert viele Menschen gerne sehen. Es ist so, dass wir ungefähr 10.000 Anfragen haben für Karten, die wir ja gar nicht haben.
Karkowsky: Wie viele passen denn rein?
Kosslick: 1700, und Sie können sich vorstellen, bei so einer Eröffnung, da sind ja viele Plätze schon vergeben. Und das ist auch im Moment unser größtes Problem, wie wir überhaupt diese Nachfrage – also ich rede gar nicht von Kaufkarten – diese Nachfrage befriedigen können. Für das Publikum: Der Film kommt bald nach der Berlinale raus. Und es gibt auch eine Vorstellung natürlich fürs Publikum noch, ja, aber das ist nun so, das wussten wir auch vorher, wenn Sie so was machen, da kracht's halt in der Bude, und das ist nicht nur die "Rolling "Stones"", das wird am nächsten Tag noch mal krachen, am Freitag, denn da wird jemand da sein, der in einem anderen Teil der Welt bestimmt so bekannt ist wie die "Rolling "Stones"", nämlich Shahrukh Khan, der Star des Bollywood-Kinos, den jeder kennt. Eine Milliarde Menschen kennen Shahrukh Khan, und er wird zum ersten Mal hier aufschlagen in Deutschland und bei der Berlinale im "International".
Karkowsky: Lassen Sie uns noch ganz kurz bei den "Stones" bleiben. Sie könnten ja diesen Film auf die Leinwand werfen vor dem Berlinale-Palast zur Premiere, dass alle, die draußen bleiben, zumindest mitgucken können.
Kosslick: Also das würde ich sofort machen, ich würde die Leinwand auch ans Brandenburger Tor stellen für Public Viewing, oder wahrscheinlich würde das denn "Public Friering" sein. Aber da müssen Sie erst mal beim Verleiher anrufen, denn der möchte, dass da nachher noch Leute ins Kino gehen. Und jeder, der das umsonst guckt, der hat zehn Euro gespart, und das, glaube ich, findet der Verleiher nicht lustig. Das können wir nicht machen.
Karkowsky: Herr Kosslick, wissen Sie denn schon, was Sie konkret zur Eröffnung machen werden? Normalerweise sitzen Sie ja im Publikum und Mick Jagger steht auf der Bühne, und am 7. Februar wird es dann erstmals umgekehrt sein.
Kosslick: Am Anfang aber nur, ich hoffe, dass er am Schluss auch auf der Bühne steht, so ist es jedenfalls vorgesehen. Wir werden eine relativ normale Eröffnung machen. Es hat ja keinen Sinn, dass wir auch noch, dass ich, sage ich mal, mit einem doppelten Handstand und einem Salto auf die Bühne komme …
Karkowsky: … oder mit der Gitarre, Sie spielen ja selbst Gitarre.
Kosslick: … oder mit meiner Gitarre. Ich glaube, dass die Anwesenheit der "Stones" und vor allen Dingen der Film, den wir dann anschließend zeigen, Attraktivität genug ist. Da müssen wir jetzt nicht auch noch was rummachen. Ich bin froh, wenn wir, wie man in Süddeutschland sagt, diesen Abend mit Anstand hinter uns bringen können und dass ich von meinen 6793 Freunden nicht alle verloren habe.
Karkowsky: Ich spreche mit Dieter Kosslick. Der Chef der Berliner Filmfestspiele eröffnet am 7. Februar die Berlinale 2008. Herr Kosslick, nicht nur die "Stones" kommen, auch Patti Smith kommt, gibt ein Konzert und stellt ihre Filmbiografie vor. Und ein gewisser Bernard Shakey wird da sein. Wer war das noch mal?
Kosslick: Bernard Shakey?
Karkowsky: Neil Young nämlich.
Kosslick: Ach, natürlich, Neil Young. Jetzt haben Sie mich aber erwischt. Ich habe gerade noch mal den Film gesehen über die "Freedom of Speech"-Tour, die er gemacht hat. Er kommt und wird auch seinen Film vorstellen, den wir am Kurfürstendamm im Filmpalast zeigen werden. Das ist natürlich Urgestein, nicht nur des Rock, sondern auch der politischen Musikbewegung.
Karkowsky: Kommt Madonna denn auch?
Kosslick: Ja, also bis jetzt kommt Madonna, ganz früh hat sie sich angesagt, wird ihren Film vorstellen. Aber alle werden nicht spielen. Aber Patti Smith wird ein Konzert geben bei der Berlinale. Und was vielleicht die meisten Leute noch gar nicht mitgekriegt haben, wir zeigen einen argentinischen Film über Tango, "Café de los Maestros". Und dieser Film ist natürlich eine ganz besondere Hommage an alte Tango-Spieler, die sich noch mal getroffen haben. Und das ist besonders für Berlin natürlich interessant, weil ich hörte, dass Berlin, oder vielleicht wissen Sie das auch, die zweitgrößte Tango-Stadt der Welt ist. Also da wird es auch viele Fans geben, die da nicht nur den Film angucken, sondern dann in "Clärchens Ballhaus" den großen Schritt wagen.
Karkowsky: Nun wird die Berlinale aber nicht zum reinen Musikfestival, oder? Kommen auch Schauspieler und Regisseure?
Kosslick: Es kommen auch Schauspieler und Regisseure. Die Regisseure werden alle kommen, und natürlich werden auch die Schauspieler kommen. Wir erwarten Scarlett Johansson, zum ersten Mal übrigens, Natalie Portman, die war schon mal hier, Eric Bana, wir denken, dass John Malkovich kommen wird, Penélope Cruz, und dann gleich am Freitagabend der mächtige und wuchtige Film, der jetzt acht- oder neunmal schon zum Oscar nominiert worden ist, mit Daniel Day-Lewis, "There Will Be Blood".
Karkowsky: Nun kann man ja nicht alles haben, Herr Kosslick, also den neuen Film von Sean Penn etwa werden wir nicht sehen. Er hat ja als Jury-Präsident in Cannes zugesagt. Glauben Sie, er hatte Angst, er könnte in Berlin seine Ex-Frau treffen, Madonna?
Kosslick: Nein, also da sind die Konspirationstheorien, glaube ich, zu groß. Nein, das hat nichts mit dem zu tun.
Karkowsky: Was ist denn, Herr Kosslick, mit der Kritik, die es im Feuilleton der "FAZ" gab, von wegen Cannes hat Sean Penn, der ist sexy, der kriegt womöglich den Regie-Oscar. In Berlin ist Costa-Gavras Jury-Präsident, der feiert am 12. Februar seinen 75. Geburtstag und seine stärksten Filme hat der vor über 25 Jahren gedreht. Hat Sie diese Kritik getroffen?
Kosslick: Nein, aber ich habe natürlich Verständnis dafür, was soll man denn schreiben? Das ist ja eigentlich eine ganz gute Geschichte. Ich finde, dass der Präsident der Cinémathèque francaise nun der höchste kultivierte Filmorganisator einer so großen Filmnation, jemand, der große politische Filme gemacht hat und auch heute noch Filme macht, der mit mehreren Ehrenbären ausgezeichnet worden ist, und das 40 Jahre nach der Vietnam-Konferenz, die hier in Berlin ihren 40. Geburtstag während der Berlinale feiert und wo so viel zurückgeblickt wird auf diese Zeit – ich finde das den idealen Präsidenten. Und wenn jemand eine andere Auffassung hat, dann respektiere ich das.
Karkowsky: Dann ein paar kurze Fragen noch zum Schluss, Herr Kosslick. Ergänzen Sie bitte die folgenden Sätze: Voriges Jahr habe ich Knut international bekannt gemacht, dieses Jahr …
Kosslick: … gratulieren wir ihm zum einjährigen Geburtstag.
Karkowsky: Wenn mich ein ganz alter Freund anruft und sagt, Dieter, wir haben doch früher zusammen bei den "Meters" in Pforzheim Gitarre gespielt, kannst du mir nicht noch eine Karte besorgen für die Premiere mit den "Stones", dann sage ich …
Kosslick: … nein!
Karkowsky: Danke, Dieter Kosslick, der Leiter der Internationalen Filmfestspiele Berlin eröffnet am 7. Februar die Berlinale 2008.
Kosslick: An diesem Tag würden ihn garantiert viele Menschen gerne sehen. Es ist so, dass wir ungefähr 10.000 Anfragen haben für Karten, die wir ja gar nicht haben.
Karkowsky: Wie viele passen denn rein?
Kosslick: 1700, und Sie können sich vorstellen, bei so einer Eröffnung, da sind ja viele Plätze schon vergeben. Und das ist auch im Moment unser größtes Problem, wie wir überhaupt diese Nachfrage – also ich rede gar nicht von Kaufkarten – diese Nachfrage befriedigen können. Für das Publikum: Der Film kommt bald nach der Berlinale raus. Und es gibt auch eine Vorstellung natürlich fürs Publikum noch, ja, aber das ist nun so, das wussten wir auch vorher, wenn Sie so was machen, da kracht's halt in der Bude, und das ist nicht nur die "Rolling "Stones"", das wird am nächsten Tag noch mal krachen, am Freitag, denn da wird jemand da sein, der in einem anderen Teil der Welt bestimmt so bekannt ist wie die "Rolling "Stones"", nämlich Shahrukh Khan, der Star des Bollywood-Kinos, den jeder kennt. Eine Milliarde Menschen kennen Shahrukh Khan, und er wird zum ersten Mal hier aufschlagen in Deutschland und bei der Berlinale im "International".
Karkowsky: Lassen Sie uns noch ganz kurz bei den "Stones" bleiben. Sie könnten ja diesen Film auf die Leinwand werfen vor dem Berlinale-Palast zur Premiere, dass alle, die draußen bleiben, zumindest mitgucken können.
Kosslick: Also das würde ich sofort machen, ich würde die Leinwand auch ans Brandenburger Tor stellen für Public Viewing, oder wahrscheinlich würde das denn "Public Friering" sein. Aber da müssen Sie erst mal beim Verleiher anrufen, denn der möchte, dass da nachher noch Leute ins Kino gehen. Und jeder, der das umsonst guckt, der hat zehn Euro gespart, und das, glaube ich, findet der Verleiher nicht lustig. Das können wir nicht machen.
Karkowsky: Herr Kosslick, wissen Sie denn schon, was Sie konkret zur Eröffnung machen werden? Normalerweise sitzen Sie ja im Publikum und Mick Jagger steht auf der Bühne, und am 7. Februar wird es dann erstmals umgekehrt sein.
Kosslick: Am Anfang aber nur, ich hoffe, dass er am Schluss auch auf der Bühne steht, so ist es jedenfalls vorgesehen. Wir werden eine relativ normale Eröffnung machen. Es hat ja keinen Sinn, dass wir auch noch, dass ich, sage ich mal, mit einem doppelten Handstand und einem Salto auf die Bühne komme …
Karkowsky: … oder mit der Gitarre, Sie spielen ja selbst Gitarre.
Kosslick: … oder mit meiner Gitarre. Ich glaube, dass die Anwesenheit der "Stones" und vor allen Dingen der Film, den wir dann anschließend zeigen, Attraktivität genug ist. Da müssen wir jetzt nicht auch noch was rummachen. Ich bin froh, wenn wir, wie man in Süddeutschland sagt, diesen Abend mit Anstand hinter uns bringen können und dass ich von meinen 6793 Freunden nicht alle verloren habe.
Karkowsky: Ich spreche mit Dieter Kosslick. Der Chef der Berliner Filmfestspiele eröffnet am 7. Februar die Berlinale 2008. Herr Kosslick, nicht nur die "Stones" kommen, auch Patti Smith kommt, gibt ein Konzert und stellt ihre Filmbiografie vor. Und ein gewisser Bernard Shakey wird da sein. Wer war das noch mal?
Kosslick: Bernard Shakey?
Karkowsky: Neil Young nämlich.
Kosslick: Ach, natürlich, Neil Young. Jetzt haben Sie mich aber erwischt. Ich habe gerade noch mal den Film gesehen über die "Freedom of Speech"-Tour, die er gemacht hat. Er kommt und wird auch seinen Film vorstellen, den wir am Kurfürstendamm im Filmpalast zeigen werden. Das ist natürlich Urgestein, nicht nur des Rock, sondern auch der politischen Musikbewegung.
Karkowsky: Kommt Madonna denn auch?
Kosslick: Ja, also bis jetzt kommt Madonna, ganz früh hat sie sich angesagt, wird ihren Film vorstellen. Aber alle werden nicht spielen. Aber Patti Smith wird ein Konzert geben bei der Berlinale. Und was vielleicht die meisten Leute noch gar nicht mitgekriegt haben, wir zeigen einen argentinischen Film über Tango, "Café de los Maestros". Und dieser Film ist natürlich eine ganz besondere Hommage an alte Tango-Spieler, die sich noch mal getroffen haben. Und das ist besonders für Berlin natürlich interessant, weil ich hörte, dass Berlin, oder vielleicht wissen Sie das auch, die zweitgrößte Tango-Stadt der Welt ist. Also da wird es auch viele Fans geben, die da nicht nur den Film angucken, sondern dann in "Clärchens Ballhaus" den großen Schritt wagen.
Karkowsky: Nun wird die Berlinale aber nicht zum reinen Musikfestival, oder? Kommen auch Schauspieler und Regisseure?
Kosslick: Es kommen auch Schauspieler und Regisseure. Die Regisseure werden alle kommen, und natürlich werden auch die Schauspieler kommen. Wir erwarten Scarlett Johansson, zum ersten Mal übrigens, Natalie Portman, die war schon mal hier, Eric Bana, wir denken, dass John Malkovich kommen wird, Penélope Cruz, und dann gleich am Freitagabend der mächtige und wuchtige Film, der jetzt acht- oder neunmal schon zum Oscar nominiert worden ist, mit Daniel Day-Lewis, "There Will Be Blood".
Karkowsky: Nun kann man ja nicht alles haben, Herr Kosslick, also den neuen Film von Sean Penn etwa werden wir nicht sehen. Er hat ja als Jury-Präsident in Cannes zugesagt. Glauben Sie, er hatte Angst, er könnte in Berlin seine Ex-Frau treffen, Madonna?
Kosslick: Nein, also da sind die Konspirationstheorien, glaube ich, zu groß. Nein, das hat nichts mit dem zu tun.
Karkowsky: Was ist denn, Herr Kosslick, mit der Kritik, die es im Feuilleton der "FAZ" gab, von wegen Cannes hat Sean Penn, der ist sexy, der kriegt womöglich den Regie-Oscar. In Berlin ist Costa-Gavras Jury-Präsident, der feiert am 12. Februar seinen 75. Geburtstag und seine stärksten Filme hat der vor über 25 Jahren gedreht. Hat Sie diese Kritik getroffen?
Kosslick: Nein, aber ich habe natürlich Verständnis dafür, was soll man denn schreiben? Das ist ja eigentlich eine ganz gute Geschichte. Ich finde, dass der Präsident der Cinémathèque francaise nun der höchste kultivierte Filmorganisator einer so großen Filmnation, jemand, der große politische Filme gemacht hat und auch heute noch Filme macht, der mit mehreren Ehrenbären ausgezeichnet worden ist, und das 40 Jahre nach der Vietnam-Konferenz, die hier in Berlin ihren 40. Geburtstag während der Berlinale feiert und wo so viel zurückgeblickt wird auf diese Zeit – ich finde das den idealen Präsidenten. Und wenn jemand eine andere Auffassung hat, dann respektiere ich das.
Karkowsky: Dann ein paar kurze Fragen noch zum Schluss, Herr Kosslick. Ergänzen Sie bitte die folgenden Sätze: Voriges Jahr habe ich Knut international bekannt gemacht, dieses Jahr …
Kosslick: … gratulieren wir ihm zum einjährigen Geburtstag.
Karkowsky: Wenn mich ein ganz alter Freund anruft und sagt, Dieter, wir haben doch früher zusammen bei den "Meters" in Pforzheim Gitarre gespielt, kannst du mir nicht noch eine Karte besorgen für die Premiere mit den "Stones", dann sage ich …
Kosslick: … nein!
Karkowsky: Danke, Dieter Kosslick, der Leiter der Internationalen Filmfestspiele Berlin eröffnet am 7. Februar die Berlinale 2008.