"Kosmos Chemnitz"

"Das bringt Leute zusammen, die sonst nicht zusammenkommen"

06:32 Minuten
Zuschauer verfolgen vor dem Karl-Marx-Monument im Zentrum von Chemnitz ein Konzert verschiedener Bands unter dem Motto "#wirsindmehr".
Letztes Jahr fand unter dem Hashtag "Wir sind mehr" bereits ein großes Open-Air-Konzert in Chemnitz statt. © dpa-Zentralbild / Hendrik Schmidt
Christina Weiss im Gespräch mit Anke Schaefer · 04.07.2019
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#wirbleibenmehr. Unter diesem Hashtag findet heute Abend das Festival "Kosmos Chemnitz" statt. Die frühere Kulturstaatsmministerin Christina Weiss begrüßt die Veranstaltung: "Es ist eine Erprobung von Gemeinschaft."
Herbert Grönemeyer, Tocotronic und viele mehr - unter dem Motto #wirbleibenmehr erlebt Chemnitz heute Abend ein Musikfestival - umsonst, draußen und mit vielen zusätzlichen Veranstaltungen.
Kann dieses Festival dazu beitragen, eine Chemnitzer Stadtgesellschaft wieder zusammenzubringen, die sich nach ausländerfeindlichen Ausschreitungen im vergangenen Sommer stark gespalten hat? Oder verstärkt ein solches Event im Gegenteil die Polarisierung? Das befürchten manche, unter anderem der Schriftsteller Christoph Ernst am Morgen in unserem Programm.
Die frühere Kulturstaatsministerin Christina Weiss hält derartige Befürchtungen für unberechtigt: "Die Stadt ist die Bühne des Geschehens in der Gemeinschaft", sagt sie: "Wenn da solche Divergenzen auftreten und solche Feindseligkeiten, dann muss das auch auf der Bühne verhandelt werden. Ich habe oft erlebt, dass in den Städten im Osten gar nicht so ein richtiges öffentliches, lustvolles Leben herrscht. Und ich glaube, dass ein solches Festival mit dem schönen Titel 'Kosmos Chemnitz' einfach Leute zusammenbringt, die sonst gar nicht zusammenkommen würden."

Schüler-Workshops über Vorurteile

Positiv hebt Weiss die vielen sonstigen Veranstaltungen hervor, die auch zu "Kosmos Chemnitz" gehören:
"Es gibt zum Beispiel Workshops – was ich sehr toll finde – für Schülerinnen und Schüler zum Thema Menschenrechte, aber auch zum Thema: Was hab ich denn für unbewusste Vorurteile? Also, einfach sich selbst mal beobachten im Verhältnis zu anderen, die mir fremd sind. Dazu sind solche Feste unglaublich tauglich. Man kommt miteinander ins Gespräch."
Oder eine Aktion des Malers Peter Piek, der die Kleidung der Menschen so bemalen werde, als wären es ihre Bilder. "Diese Leute laufen dann draußen rum. Das heißt, es ist ein Spiel, jemandem zu begegnen, der ganz schräg, völlig anders aussieht und man sich sofort die Frage stellt: Wie reagiere ich denn auf so was?", so Weiss. "Es ist schon eine Erprobung, denke ich, von Gemeinschaft."
(uko)
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