Kosmischer Staub auf Häuserdächern

Auf der Suche nach den Mikrometeoriten

07:49 Minuten
Mehrere Mikrometeoriten, stark vergrößert (undatierte Aufnahme). Wer auf Hausdächern rumkrabbelt, könnte dort Mikrometeoriten entdecken, sagen Forscher. Doch der Staub aus dem Weltall ist nicht ganz leicht zu erkennen.
Mehrere Mikrometeoriten, stark vergrößert aufgenommen: Wer auf Hausdächern rumkrabbelt, kann Staub aus dem Weltall entdecken, sagen Forscher. © picture alliance/Jon Larsen/dpa
Lutz Hecht im Gespräch mit Liane von Billerbeck |
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Wenn im All zwei kosmische Körper aufeinanderprallen, rieselt es anschließend Mikrometeoriten. Um diese von Dächern aufzusammeln und zu erforschen, spannt das Berliner Naturkundemuseum interessierte Laien ein – als Bürgerwissenschaftler.
Für zehn Berlinerinnen und Berliner heißt es ab dem heutigen Tag: Auf die Dächer, fertig, los. Sie suchen im Auftrag und unter Anleitung des Museums für Naturkunde auf ihren Dächern nach Mikrometeoriten in Form von Mini-Staubkörnern.
Für dieses Projekt müssen die Freiwilligen unter Umständen viele Kilo Dreck zusammenfegen, um darin einige der meist weniger als einen Millimeter kleinen Mikrometeoriten zu finden. Mit dieser Materie wollen die Forscher dann arbeiten.
Jon Larsen sammelt auf einem Dach in Oslo, Norwegen, Mikrometeoriten ein (undatierte Aufnahme). Wer auf Hausdächern rumkrabbelt, könnte dort Mikrometeoriten entdecken, sagen Forscher. Doch der Staub aus dem Weltall ist nicht ganz leicht zu erkennen.  
Bald auch in Berlin: Meteoriten-Jagd auf dem Dach - hier in Norwegen© picture alliance/Morten Bilet/dpa
Die Winzlinge, die sich bei der Kollision kosmischer Körper lösen, rasen mit einer Geschwindigkeit von 10 bis 70 Kilometern pro Sekunde durchs All. Für Menschen sei der kosmische Staub, der auf die Erde rieselt, ungefährlich, sagt der Geologe Lutz Hecht, der das Projekt "Mikrometeorite - Der kosmische Schatz Berliner Dächer" leitet. Doch können die Teilchen wegen ihres irren Tempos Löcher in Satelliten und Raumfahrzeuge reißen.

Praktizierte Bürgerwissenschaft

Warum werden Berliner Bürger als "Staubfänger" engagiert und angeleitet? "Wir möchten über das Museum für Naturkunde zusammen mit der Freien Universität Berlin Bürgerwissenschaft betreiben", erläutert Hecht. "Das heißt: Wir wollen die Bürger in unsere Wissenschaft miteinbeziehen. Wir wollen dadurch auch das Verständnis für Wissenschaft erhöhen, um auch die Akzeptanz für die Forschung, die wir durchführen, zu erhöhen."
Daneben gibt es noch einen pragmatischen Grund für diese Form der citizen science: Die freiwilligen Helfer seien eine große Hilfe, weil dem Projekt schlicht das Personal für das zeitaufwändige Staubsammeln fehle, sagt Lutz Hecht. Denn zunächst müssten die vielen Kilogramm Dreck, die über ganz Berlin verteilt von den Dächern geholt werden, gründlich gesiebt und nach magnetischen Teilchen durchsucht werden. Das dauere einige Zeit.
(mkn)
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