Korruptionsskandal

FIFA-Funktionär Blazer packt aus

Das frühere FIFA-Exekutivkomitee-Mitglied Chuck Blazer (links) und FIFA-Präsident Joseph Blatter posieren 2005 zu Beginn einer Pressekonferenz in Frankfurt/Main.
Das frühere FIFA-Exekutivkomitee-Mitglied Chuck Blazer (links) und FIFA-Präsident Joseph Blatter im Jahr 2005. © picture alliance / dpa / Frank May
Von Marcus Pindur, Studio Washington · 04.06.2015
Der ehemalige FIFA-Funktionär Chuck Blazer hat zugegeben, Schmiergelder für die Vergabe der Fußball-WM 1998 (Frankreich) und 2010 (Südafrika) angenommen zu haben. Man habe damals mit allen Mafia-Tricks gearbeitet.
Wie bei vielen Mafia-Ermittlungen stand am Anfang eine Steuerhinterziehung. Der Fall des ehemaligen amerikanischen FIFA-Funktionärs Chuck Blazer brachte alles ins Rollen.
Blazer war nicht nur durch eine barocke Erscheinung, sondern durch einen ebensolchen Lebensstil aufgefallen. Teure Apartments in New York und Florida und teure Reisen zogen die Aufmerksamkeit der amerikanischen Steuerbehörde IRS auf Blazer.
Er wurde angeklagt, kooperierte mit den Behörden, bekannte sich schuldig und zahlte eine Geldstrafe. Doch außerdem nahm er weiterhin an sensiblen Sitzungen der FIFA teil. Was seine Kollegen dort nicht wussten: Chuck Blazer war ein Maulwurf geworden. Er trug ein Mikrofon versteckt am Körper, die vermeintlich vertraulichen Gespräche wurden vom FBI aufgezeichnet. Von da aus wurde weiter ermittelt.
Das Ganze endete für Blazer relativ glimpflich. Seine geheime Aussage als Kronzeuge vor einem Bundesgericht in New York bewahrte ihn vor einer Haftstrafe. Die jetzt veröffentlichten Protokolle der Verhandlung bestätigen, dass seine lange geheim gehaltenen Aussagen zur jüngsten Anklage gegen hochrangige FIFA-Funktionäre beigetragen haben.
Falsche Beraterverträge und Briefkastenfirmen
Die Gerichtsunterlagen wurden allerdings nur in zensierter Form veröffentlicht. Blazer soll wörtlich gesagt haben: "Ich und weitere Personen haben zugestimmt, Bestechungsgelder im Zusammenhang mit der Auswahl des Austragungslandes für die Weltmeisterschaft 1998 anzunehmen". Die WM ging damals an Frankreich.
Weiter hieß es, von 2004 bis 2011 hätten er "und andere Mitglieder des FIFA-Exekutivkomitees" zugestimmt, Schmiergelder für die Austragung des Turniers 2010 entgegenzunehmen, das dann in Südafrika stattfand. "Ich wusste damals, dass meine Taten falsch waren", erklärte Blazer weiter. Es kamen alle Tricks aus dem Mafia-Repertoire zur Anwendung: falsche Beraterverträge, Briefkastenfirmen, Schließfächer und die bewährte Bargeldübergabe im Koffer.
Der 70-Jährige war von 1997 bis 2013 Mitglied des FIFA-Exekutiv-Komitees. Neben ihm hatten drei weitere Angeklagte als Kronzeugen ausgesagt.
Ein Ende ist nicht abzusehen. Ein ungenannter Mitarbeiter der amerikanischen Justizbehörden erklärte gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters, die Korruptionsermittlungen bei der FIFA erstreckten sich auch auf die Vergabe der Fußball-Weltmeisterschaften 2018 in Russland und 2022 in Katar.
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