Korruption und WM 2006

"Die FIFA müsste sich jetzt wirklich auflösen"

Menschen auf der Fanmeile in Berlin halten am 9. Juli 2006 ein Schild hoch mit der Aufschrift "Wir sind die Weltmeister der Herzen"
Die Fanmeile in Berlin im Juli 2006: Sommermärchen ohne Moral und Anstand? © dpa / Picture Alliance / Miguel Villagran
Thomas Wheeler im Gespräch mit Vladimir Balzer und Axel Rahmlow · 16.10.2015
Die Fußball-WM 2006 in Deutschland soll durch Bestechung von FIFA-Vertretern gekauft worden sein, berichtet der "Spiegel". Verstrickt in die Korruptionsaffäre seien eigentlich alle hochrangigen Funktionäre, meint Sportredakteur Thomas Wheeler.
Der FIFA-Korruptionsskandal hat den deutschen Fußball erreicht. Für den Zuschlag der Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland soll nach einem unbestätigten "Spiegel"-Bericht Geld aus einer schwarzen Kasse des Bewerbungskomitees geflossen sein.
Vier entscheidende Stimmen aus dem FIFA-Exekutivkomitee sollen gekauft worden sein. Präsident des WM-Organisationskomitees war damals Franz Beckenbauer, Wolfgang Niersbach fungierte als einer der Stellvertreter.
Damaliger Adidas-Chef Dreyfus als Schlüsselfigur?
Eine Schlüsselfigur im Skandal um die WM 2006 soll der damalige Adidas-Chef Robert Louis-Dreyfus sein, der dem Bewerbungskomitee 13 Millionen Mark als Privatmann geliehen habe.
Im Deutschlandradio Kultur erläuterte Sportredakteur Thomas Wheeler die Seilschaften und Verstrickungen der einzelnen Akteure.
"Diese Funktionäre suchen Macht und Zaster"
Sein Fazit: "Im Prinzip müsste sich die Fifa jetzt wirklich auflösen. Es sind alle involviert aus den letzten 20 bis 30 Jahren. Im Prinzip müsste sich auch die UEFA auflösen. Auch der deutsche Fußballbund sollte darüber nachdenken, wie er seinen Spitzen- und seinen Breitensport zukünftig strukturiert. Aber machen wir uns nichts vor: Wie soll denn dass geschehen? (…) Weil diese Funktionäre suchen Macht und dementsprechend den Zaster. Und denen sind, glaube ich, Moral und Anstand egal."
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