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Vereine

03:45 Minuten
Mitglieder eines Herren-Kegelclubs in den 1950er Jahren in geselliger Runde.
Aus der Perspektive mancher anderer Länder mutet die deutsche Vereinsmeierei verstaubt an. © Picture Alliance / akg-images / Paul Almasy
Von Matthias Baxmann und Matthias Eckoldt · 31.01.2020
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In Frankreich sind die Vereine perfekt durchorganisiert. Typisch britisch sind die Clubs und in Kenia trifft man sich einfach so zum Fußballspielen.
Friedbert Meurer in London:
"Großbritannien ist ein Land, in dem Vereine unglaublich populär sind. Wenn man Kontakte haben will, dann geht das am besten im Verein. Ich bin hier in einen Ruderverein eingetreten, einen sogenannten Skiff-Club. Skiff, das sind die alten Holzruderboote auf der Themse. Und dieser Verein ist sozial aktiv. Ständig gibt es irgendeinen mexikanischen Abend, einen brasilianischen Abend. Es gibt eine Tombola, es gibt eine Quiz Night. Drei Mal die Woche gibt es irgendetwas im Vereinsheim. Einer kocht für alle. Dann gibt es einen "Rota", einen Schichtplan, wer jetzt mit Kochen dran ist. Also, der Verein ist fast ein Familienersatz. Typisch britisch sind natürlich die Clubs. Ich war schon ein paar Mal dort, weil mich jemand mitgenommen hat hier in den Royal Air Force Club am Piccadilly. Ganz tolles, schönes altes Haus. Wunderbarer Blick auf den Buckingham Palace. Diese Clubs sind hier sehr verbreitet. Networking ist hier wichtig bei den Engländern. Da sind die Clubs das A und O um weiterzukommen."
Nicole Markwald in Los Angeles:
"Ja, es gibt in den USA Vereine, allerdings nicht so, wie wir es aus Deutschland kennen. Aber es gibt natürlich Treffen von Star Wars Fans, die sich dann ein Mal im Jahr irgendwo treffen oder Waffenfans. Wenn wir uns beispielsweise die National Rifle Association angucken, also den Waffenverband, dann hat das vielleicht doch Vereinscharakter, aber es ist hier nicht als Verein eingetragen, sondern als Organisation. Man bezahlt einen Mitgliedsbeitrag und es gibt einen Chef und den Sprecher, aber es heißt hier einfach nicht Verein."
Linda Staude in Nairobi:
"Die Vereinsmeierei, wie wir sie in Deutschland haben, die gibt’s in Kenia überhaupt nicht. Es gibt solche Clubs und diese Clubs sind eigentlich mehr für reiche Menschen. Was die Kenianer privat für sich machen, das sind eigentlich keine Vereine im deutschen Sinn, sondern da tun sich ein paar Leute zusammen. Und das würden die Kenianer sehr schräg finden, wenn sie einen Hühnerzüchter-Verein gründen würden, nur weil jeder in der Nachbarschaft ein Huhn hat. Die Sportvereine in Kenia, die sind eigentlich nicht organisiert. Dass man da Mitglied sein muss und dass nur die Leute dann spielen können, so ist das nicht. Man trifft sich einfach in der Nachbarschaft und geht dann zum Fußballspielen."
Jürgen König in Paris:
"Es gibt in Frankreich viele Vereine. Das ist ganz ähnlich wie in Deutschland. Das sind dann Sportvereine, Eisenbahnmodellbauvereine oder Kaninchenzüchtervereine. Da kommt man gerne zusammen, da tauscht man sich aus. Bei entsprechenden Anlässen geht es gerne gesellig zu. Vereine, wie alle Formen von 'associations' und 'syndikats', und wie die hier alle heißen, sind in Frankreich sehr penibel organisiert. Ich könnte mir sogar vorstellen, dass es hier noch besser organisiert ist als in Deutschland, weil feiner aufgesplittet in Verantwortlichkeiten und Zuständigkeiten. Da gibt es dann nicht nur einen Kassenwart, sondern auch den stellvertretenden Kassenwart und dann hat der Stellvertreter garantiert noch einen Stellvertreter. Das ist alles sehr personalintensiv und minutiös durchorganisiert."

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