Korrespondenten berichten über

Spenden

03:41 Minuten
Eine Weltkugel als Spardose. Hände werfen von oben Geldmünzen in den Sparschlitz. Symbolbild.
In Singapur hat es schon Tradition, dass man auch für diejenigen sorgt, denen es schlechter geht. © imago / stock&people
Von Matthias Baxmann und Matthias Eckoldt · 07.06.2019
Audio herunterladen
In Großbritannien gibt es in fast jeder kleinen Straße einen Wohltätigkeits-Shop. Im Judentum gilt Geben als Pflicht. Es wird vor allem für Israel gespendet. In Kenia werden ganz konkret die Nachbarn oder Freunde bei Bedarf unterstützt.
Holger Senzel in Singapur:
Es wird gespendet in Singapur. Es hat schon eine Tradition, dass man auch für diejenigen sorgt, denen es schlechter geht. Vergangenes Jahr hat zum Beispiel ein Restaurantbesitzer Decken an Obdachlose verteilt. Decken in Singapur? Wir hatten eine Kältewelle von 22 Grad Celsius über Wochen und da haben die Leute schrecklich gefroren. Es gibt immer wieder Anzeigen wo man sagt, tue etwas Gutes mit deinen Altkleidern oder mit deinem Spielzeug, was du nicht mehr brauchst. Das ist durchaus Thema.
Linda Staude in Nairobi:
Es ist in Kenia nicht wie in Deutschland, dass Spenden an anonyme Organisationen gezahlt werden, sondern das geht ganz konkret vom Nachbar, vom Freund an mich als Betroffenen. Wenn ich zum Beispiel heiraten möchte oder wenn ich einen Todesfall in der Familie habe und eine teure Beerdigung bezahlen muss oder ich das Schulgeld nicht aufbringen kann, dann kann ich meinen Nachbarn zu einer Veranstaltung einladen. Ich biete ein bisschen was zu essen und zu trinken an, aber es geht nur darum, dass ich praktisch Unterstützung von den Nachbarn bekomme.
Thielko Grieß in Moskau:
Ich glaube, der Russe ist mehr im Kleinen spendenfreudig. Es gibt Shows im Fernsehen, da wird aufgerufen zur Hilfe von krebskranken Kindern oder von armen Familien. Da kann man relative einfach per SMS von der Couch aus spenden und da werden dann so 200 oder 300 Rubel gespendet, das sind nicht mehr als 5 Euro. Bei jungen Menschen habe ich das Gefühl, dass da das Misstrauen überwiegt. Die sind sich nicht sicher, ob der Organisation zu vertrauen ist und ob das vielleicht ein sehr korrupter Verein ist?
Friedbert Meurer in London:
Mein Eindruck ist, dass es sehr viele wohltätige Organisationen gibt, die hier fast in jeder kleinen Straße einen Shop haben. Wenn sie zum Beispiel hier ins Museum gehen, werden sie immer gefragt, ob sie eine gift donation geben wollen. Das heißt, sie legen dann noch mal zwei Pfund drauf. Diese zwei Pfund können sie sich vom Finanzamt wieder zurückholen, wenn sie in Großbritannien Steuern bezahlen. Nach dieser gift donation werde ich jeden Tag fünfmal gefragt und da ich meine Steuern in Deutschland bezahle, sage ich dann, leider nein, das mache ich nicht.
Timm Aßmann in Tel Aviv:
Es wird vor allem für Israel gespendet. Das Thema Spenden begegnet ihnen in Israel zum Beispiel auf der Straße. Stellen Sie sich vor, neben ihnen steht ein Rettungswagen und dann steht auf der Tür, dieser Wagen ist eine Spende der Familie Weinthal aus Los Angeles. Es ist ganz üblich, dass wohlhabende jüdische Familien zum Beispiel aus den USA in Israel Projekte unterstützen. Das kann bis zu ganzen Kliniken gehen. Im Judentum gilt Geben als Pflicht und Wohltätigkeit ist ein Gebot der Gerechtigkeit. Das heißt, Spenden ist für die Israelis etwas, zu dem sie sich vielleicht auch verpflichtet fühlen und das bedeutet, Gerechtigkeit schaffen, indem man Armen hilft.

"Alltag anders" – wenn Sie einen Themenvorschlag haben, dann schicken Sie ihn gerne an diese Email-Adresse: Alltag.anders@deutschlandfunkkultur.de

Mehr zum Thema