Korrespondenten berichten über

Schulpflicht

03:47 Minuten
Zwei Mädchen aus dem koptischen Dorf Al-Barsha in Oberägypten, mit Schulheften in den Händen.
In Ägypten gibt es eine Schulpflicht, diese werde aber nicht immer eingehalten, berichtet unser Korrespondent. © picture alliance / ZUMA Press / Chloe Sharrock
Matthias Baxmann und Matthias Eckoldt · 18.09.2020
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Arme Familien in Kairo können die Schulpflicht nicht einhalten. Die Schweden gehen gern zur Schule. In den USA ist es dagegen populär, die Kinder zu Hause zu unterrichten.
Björn Blaschke in Kairo:
"Hier in Ägypten ist es selbstverständlich so, dass es eine Schulpflicht gibt. Diese wird aber nicht immer eingehalten. Viele ärmere Leute - es gibt ungefähr 50 Prozent der Bevölkerung, die an der Armutsgrenze leben oder sogar darunter - sind darauf angewiesen, dass ihre Kinder mitarbeiten. Das bedeutet dann, dass sie ihre Kinder tatsächlich mit aufs Feld nehmen oder sie aber auch beispielsweise in Kairo oder in anderen größeren Städten wie Alexandria zum Betteln auf die Straße schicken.
Die Konsequenzen, die man zu tragen hat, wenn die Schulpflicht nicht eingehalten wird, sind irgendwie dann doch zu regeln. Das Thema Korruption ist eines, dass in Ägypten wichtig ist. Es gibt immer korrupte Beamte, die ein Auge zudrücken, wenn man ihnen das Auge mit Geld zudrückt."
Carsten Schmiester in Stockholm:
"In Schweden gibt es Schulpflicht. Die gilt ab dem sechsten Lebensjahr und dauert bis zum zehnten Schuljahre. Die Schulpflicht wird ernst genommen. Generell gehen die Schweden schon gern zur Schule. Schule ist hier auch angenehm. Das funktioniert, glaube ich, auch noch mal anders als in Deutschland.
Schule soll hier den Schülern Spaß machen. Sie sollen in einer möglichst freien Atmosphäre lernen und sich zu Persönlichkeiten entwickeln. Das heißt, es gibt relativ wenig Leistungsdruck, es wird bei den Zensuren verhandelt. Da sind die Lehrer eher in der schwachen Position. Ich glaube, die Schulzeit ist für Schweden eine ganz tolle Sache, sie sind da wirklich frei, keiner setzt ihnen großartig Grenzen. Die kommen dann erst später."
Antje Diekhans in Nairobi:
"In Kenia müssen Kinder zur Schule gehen. Seit einigen Jahren wird der Unterricht auch kostenfrei angeboten. Hier gehen inzwischen nach offiziellen Zahlen 90 Prozent der Kinder zur Schule, aber da muss man sagen, 90 Prozent der Kinder gehen vielleicht irgendwann in ihrem jungen Leben mal zur Schule.
Viele fallen irgendwann wieder aus diesem System raus, weil die Kinder tatsächlich schon mitarbeiten sollen. Bei den jungen Mädchen in Kenia, gibt es noch ein anderes Problem: Jeden Tag werden hier mehr als 900 Teenager schwanger. Für sie ist die Schule dann natürlich auch vorbei."
Thielko Grieß in Moskau:
"Es gibt in Russland eine Schulpflicht. Jeder, der noch nicht 18 Jahre alt geworden ist, muss in seinem Leben elf Jahre lang zur Schule gehen. Es gibt in Russland auch private Schulen, nicht allzu viele, die kosten auch sehr viel Geld und deswegen ist es auch nur eine bestimmte Klientel, die dort ihre Kinder hinschicken kann.
Es gibt jetzt in Corona-Zeiten auch so etwas wie Homeschooling. Das ist in Moskau eine Sonderreglung für die Hauptstadt. Eltern können entscheiden, dass ihre Kinder nicht zur Schule müssen, da müssen sie sie halt zu Hause unterrichten, beziehungsweise online unterrichten lassen."
Katharina Wilhelm in Los Angeles:
In den USA ist die Schulpflicht sehr unterschiedlich geregelt. Das heißt, jeder Bundesstaat hat ganz unterschiedliche Vorgaben. In der Regel beginnt die Schulpflicht mit fünf, sechs oder sieben Jahren und geht dann je nachdem bis 15, 16 oder 17 Jahre.
Hier ist es auch so, dass Homeschooling sehr populär ist. Das heißt, Kinder gar nicht in eine reguläre Schule zu schicken, sondern von zu Hause zu unterrichten. Die Eltern gestalten komplett den Unterricht von der 1. bis zu 10., 11., 12. Klasse. Das ist anerkannt in den USA. Ungefähr 1,5 Millionen Kinder betrifft das insgesamt in den USA, die werden zu Hause unterrichtet."

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