Korrespondenten berichten über

Schlankheitswahn

03:49 Minuten
Eine junge Frau mit einem Zentimetermaß um den Bauch.
Das Thema Schlankheitswahn muss in den USA erfunden worden sein, meint unsere Korrespondentin aus Los Angeles. © picture alliance / ZB / Jens Kalaene
Von Matthias Baxmann und Matthias Eckoldt · 13.12.2019
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Schlankheitspillen und Übergewichtigkeit in den USA, gesunde Ernährung und Kraftübungen in Israel – und ein ganz anderes Schönheitsideal in Nairobi.
Tim Aßmann in Tel Aviv:
"Wer einmal an einem Samstag in Tel Aviv über den Strand gelaufen ist, der wird merken, dass Körperbewusstsein, völlig geschlechtsunabhängig, schon wichtig ist für die Israelis. An der Strandpromenade gibt es Geräteparks, wo man Kraftübungen machen kann. Die sind von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang immer voll. Die Israelis achten auch viel auf die Ernährung. Es gibt eine Studie, wonach die Israelis eines der Völker sind weltweit, das sich am gesündesten ernährt. Vegan ist hier ein ganz großer Trend. Sie bekommen in jedem Lokal mehrere vegane Gerichte. Die vegane Küche ist hier groß und erfreut sich immer noch wachsender Beliebtheit."
Friedbert Meurer in London:
"Ich denke, dass die Britinnen – und auch immer mehr Briten – natürlich auf gesunde Ernährung achten. Vegan ist hier noch nicht so weit vorgedrungen wie in Deutschland. Vielleicht gibt es um das Thema Ernährung bei den Briten nicht so diesen Glaubenskrieg wie in Deutschland. Man macht das eher über Sport. Rudern beispielsweise ist sehr populär hier in London."
Nicole Markwald in Los Angeles:
"Das Thema Schlankheitswahn wurde, glaube ich, hier in den USA erfunden. Es gibt keinen Tag, an dem man nicht berieselt wird mit Bildern schlanker Frauen und Männer in Magazinen, im Fernsehen und auf riesigen Billboards. Selbst wenn ich hier in den Supermarkt gehe in LA, da gibt es das große Regal mit Schlankheitspillen, Schlankheitsdrinks, Essen mit wenig Kalorien. Selbst wenn ich durch die Stadt fahre, fahre ich an Büros der Weight-Watchers vorbei. Schlankheitswahn ist überall und man muss da ein ziemlich dickes Fell haben, um sich da nicht anstecken zu lassen. Diese sehr sehr dünnen Menschen sind vielleicht in LA überall zu sehen, aber im Rest der USA sehen viele Menschen halt sehr übergewichtig aus. Und nicht nur Erwachsene, sondern leider auch viele Kinder."
Linda Staude in Nairobi:
"Das afrikanische Schönheitsideal ist ganz generell: üppige Kurven. Das bezieht sich vor allen Dingen auf das Hinterteil. Das Hinterteil muss groß sein für afrikanische Frauen, damit der afrikanische Mann Notiz davon nimmt. Afrikanische Frauen neigen eher zu Übergewicht, einfach wenn es auch möglich ist – wie zum Beispiel in Nairobi – auf Fastfood, auf Junkfood zu gehen. Es gibt in Nairobi auch, und das hat natürlich viel mit westlichem Einfluss zu tun, jetzt den Trend: Man muss fit, man muss schlanker sein und das auch dann zeigen. Aber das fängt gerade erst an. Also eigentlich heißt es: Je mehr Hintern, desto besser."
Jürgen König in Paris:
"Französinnen achten sehr darauf, wenig zu essen und schlank zu sein. Eine Fahrt in der Metro genügt, um sich davon zu überzeugen. Was ziemlich verbreitet ist in Frankreich, ist die Angewohnheit, sich in der Apotheke mit Frühstück zu versorgen. Da sind dann verschiedene Medikamente, Kuren, Pulver zu haben. Die enthalten die nötigen Nährstoffe für den Tag, aber eben kein Fett. Und es sind nicht wenige Frauen, die sich nicht nur aber doch sehr stark von dergleichen ernähren und versuchen, so schlank wie irgend möglich zu sein."

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