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Gender

03:37 Minuten
Piktogramm von Mann und Frau gemischt, Intersexualität
In den USA ist die ganze Gender-Debatte im Augenblick geprägt von der Diskussion über den Umgang mit Transsexuellen. © dpa / picture alliance / Christian Ohde
Von Matthias Baxmann und Matthias Eckoldt · 15.03.2019
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In China gibt es in puncto Gleichberechtigung sehr viel zu tun, nicht aber in der Sprache. In Polen sehen die Rechten die Gender-Debatte als Angriff auf das christliche Menschenbild. Und in Indien existiert für Mädchen der Vorname „Ungewollt“.
Steffen Wurzel in Shanghai:
"Wenn man in China den Fernseher einschaltet, vor allem, wenn Parteitag der Kommunistischen Partei ist, dann sieht man Männer, Männer, Männer. Wenn es um Gleichberechtigung geht, gibt es sehr viel zu tun in China, aber es gibt nichts in der Sprache zu tun. Den Unterschied zwischen Lehrer oder Lehrerin gibt es nicht. Im Chinesischen kann man nicht erkennen, ob es ein Mann oder eine Frau ist."
Jan Pallokat in Warschau:
"Es ist hier vor allem bei der polnischen Rechten ein großer Kampfbegriff. All das Böse, was da aus dem Westen kommt, ist ein Angriff auf christlich-konservative Werte. Wir hatten hier in Polen kürzlich eine Pis-Abgeordnete, die sich ziemlich spektakulär im Fernsehinterview verbat, als Frau Abgeordnete bezeichnet zu werden. Sie wollte Frau Abgeordneter sein. Diese ganze Gender-Diskussion wird von der Rechten als ein Angriff verstanden auf das, was gut und richtig war und auch sein soll, nämlich, Frau und Mann, Familie und das hier so verstandene christliche Menschenbild."
Jana Genth in Südafrika:
"Gleichberechtigung gibt es in Südafrika zumindest offiziell. Wenn man bei irgendwelchen Behörden ist oder Versicherungsfälle hat oder wenn man einen Vertrag über ein Telefon abschließt, man wird in Südafrika immer sofort gefragt, bist du Miss oder Missis, also verheiratet oder nicht verheiratet? Und du kannst fünfzig sein, du kannst fünf Kinder haben, aber wenn du nicht geheiratet hast, bleibst du ewig Miss, dann bist du quasi das Fräulein und nicht die Frau. Vor allem in weiten Teilen der schwarzen Bevölkerung ist es tatsächlich so, dass Frauen da von Männern regelmäßig niedergemacht, im schlimmsten Fall missbraucht werden, wo Frauen einfach nicht so viel zu sagen haben."
Silke Diettrich in Neu Delhi:
"In Indien gibt es laut Gesetz definitiv Gleichberechtigung. Die ist aber noch nicht in der realen Gesellschaft angekommen. Es gibt in Indien sogenannte Hijras, früher waren das die Eunuchen der indischen Höfe. Die Hijras hatten vor fünf Jahren einen Durchbruch. In den Ausweisen steht nämlich jetzt bei denen TG, also, Transgender. Das ist dann nicht nur male oder female, sondern sie sind ein drittes, extra Geschlecht, und es gibt mittlerweile auch öffentliche Toiletten für Transgender. Nach wie vor müssen viele indische Familien ihrer Tochter eine Mitgift mitgeben, was eine Unsumme verschlingt. Deswegen gibt es sogar den Namen 'Ungewollt', der hier ein Vorname für Mädchen ist. Es ist immer noch wahnsinnig schwer, dass Frauen hier gleichberechtigt sind."
Thilo Kößler in Washington:
"Die ganze Gender-Debatte ist im Augenblick geprägt von der Diskussion über den Umgang mit Transsexuellen. Was dürfen sie, was dürfen sie nicht? Donald Trump hat entschieden, den Erlass seines Vorgängers, Barack Obama, rückgängig zu machen, wonach Transsexuelle in der Armee dienen dürfen. Das ist ein ebenso großes Thema wie die Frage, wo Transsexuelle auf die Toilette gehen dürfen. Trump hat das noch nicht entschieden."

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