Kooperation statt Konkurrenz
Ganztagsschulen sind die Feinde des Vereinssports. Das war die Befürchtung der Vereine vor der Ausweitung des Unterrichts auf den Nachmittag. Doch inzwischen gibt es auch Beispiele einer gelungenen Kooperation von Schulen und Vereinen - zu beiderseitigem Nutzen.
"Wie bereits erwähnt, ihr spielt Euch ein, zu zwei, einer hier einer da. Und wie fangen an mit Vorhandtreffen. Vorhand! Erstmal locker zuspielen."
Rolf Alter ist Mitte 50, schlank und durchtrainiert. Man sieht ihm an, dass er sich mehr oder weniger den ganzen Tag in der Sporthalle aufhält. Die zehn- und elfjährigen Mädchen und Jungen mit den Hockeyschlägern hören ihrem international erfahrenen Trainer aufmerksam zu.
"Bin jetzt hier in Mainz seit viereinhalb Jahren für die Junioren zuständig und mache jetzt Basisarbeit, dass was in meiner Karriere bisher ein bisschen zu kurz gekommen ist. Da habe ich eher die guten Spieler bekommen und konnte mit denen dann irgendwelche Erfolge abgrasen. Und jetzt muss ich mal selber die guten Spieler herstellen und muss dann mal schauen, wer dann die guten Erfolge einheimsen kann."
Die Hockeybälle prasseln an die Bande. Der Diplomtrainer beobachtet und analysiert die Schläge genau. Er ist Angestellter des Sportvereins TSV Schott Mainz. Ein Werksverein des bekannten Glasherstellers "Schott". An diesem Nachmittag bietet Alter eine Hockey-AG für Schüler des Otto-Schott-Gymnasiums an. Das liegt im benachbarten Mainzer Stadtteil Gonsenheim und ist eine Ganztagsschule.
"Hier Leo!"
Mittagspause auf dem Schulhof. Leo, Nikolaus und Daniel aus der Klasse 5 a passen sich den Ball zu – ebenfalls mit Hockeyschlägern. Dabei entsteht auf der Kunststofffläche auf ihrem Schulhof ein zischendes Geräusch. Die Schläger haben sich die drei bei einem Sportstudenten ausgeliehen, der die Aufsicht führt:
"In den Ferien waren wir halt eine Woche bei so einem Hockeyverein und dadurch weiß ich das schon so ungefähr, wie man halt Hockey spielt und dadurch ist das halt auch ganz witzig und das macht richtig viel Spaß."
Am Spielfeldrand steht Marianne Scholliers, die stellvertretende Schulleiterin. Sie war lange Hochleistungssportlerin. Und weiß, wie viel Zeit für regelmäßiges und gutes Training drauf geht. Und wie schwer sich Trainingszeiten manchmal mit dem späten Unterrichtsende an einer Ganztagsschule vereinbaren lassen.
Vor einigen Wochen hatte eine Studie der FH Koblenz im Auftrag des Landessportbundes Rheinland-Pfalz ergeben, dass es noch erhebliche Mängel in der Zusammenarbeit mit Sportvereinen gibt. Die Vereine, heißt es darin, sehen in den Ganztagsschulen eine Konkurrenz. Die Schulen wiederum bemühen sich nicht genug, den Kindern das Nachmittagsangebot schmackhaft zu machen.
Marianne Scholliers hat sich davon nicht abschrecken lassen und mit fünf Sportvereinen in der unmittelbaren Umgebung der Schule Kooperationen geschlossen. So trainieren die Schülerinnen des Otto-Schott-Gymnasiums längst auch in verschiedenen Hockey-Teams des TSV Schott oder gar im rund 50 Kilometer entfernten Leistungszentrum in Bad Kreuznach – und werden dafür von der Schule freigestellt:
"TSV Schott ist mittlerweile Leistungszentrum für Damen- oder Mädchenhockey. Und viele unserer Damen spielen dann da auch. Ja nach Altersstufe müssen die dann auch nach Kreuznach fahren ins Training. Und wir haben dann frühzeitig angefangen, bei "Jugend trainiert für Olympia" mit zumachen, weil dieses immer wieder in Wettkampfsituationen spielen den Kindern Spaß macht."
"Rechte Hand tiefer!"
In der Hockey-AG der Schule bring Rolf Alter unterdessen den Fünft-Klässlern bei, wie sie den Schläger richtig halten müssen, um möglichst präzise abzuspielen. Der erfahrene Trainer sieht ziemlich schnell, welches der Kinder talentiert ist und welches eher nicht. Und welchem Kind er raten würde, neben dem Schulsport auch noch im Verein zu trainieren.
"Man sollte niemanden ausschließen. Aber die positiven Talente, die sieht man natürlich relativ schnell. Das sind natürlich diejenigen, die Bewegungsgefühl haben, die in allen Sportarten gut sind, die sind beim Hockey normalerweise auch gut. Aber Hockey ist nicht so einfach, da muss man sich schon ein bisschen reinbeißen."
Reingebissen ins Hockeyspiel – das hat sich der elfjährige Johannes Nauert. Für ihn heißt das, dass er heute Nachmittag in der Schul- Hockey–AG mittrainiert und morgen dann in der Vereinsmannschaft des TSV Schott.
Dank zweier engagierter Lehrer hat er den Spagat zwischen Schul- und Vereinssport geschafft.
"B 2 Knaben, das sind die Elf- bis Zwölfjährigen und danach kommen dann halt die A-Knaben, dann kommt die B-Jugend und dann die A-Jugend. Das sind dann schon die Älteren dann."
Mehr zum Thema bei dradio.de:
Sportvereine gegen Ganztagsschulen
- Studie der rheinland-pfälzischen Landesregierung untersucht Vereinbarkeit von Ganztagsunterricht und Vereinssport
(DLF, Campus & Karriere)
Rolf Alter ist Mitte 50, schlank und durchtrainiert. Man sieht ihm an, dass er sich mehr oder weniger den ganzen Tag in der Sporthalle aufhält. Die zehn- und elfjährigen Mädchen und Jungen mit den Hockeyschlägern hören ihrem international erfahrenen Trainer aufmerksam zu.
"Bin jetzt hier in Mainz seit viereinhalb Jahren für die Junioren zuständig und mache jetzt Basisarbeit, dass was in meiner Karriere bisher ein bisschen zu kurz gekommen ist. Da habe ich eher die guten Spieler bekommen und konnte mit denen dann irgendwelche Erfolge abgrasen. Und jetzt muss ich mal selber die guten Spieler herstellen und muss dann mal schauen, wer dann die guten Erfolge einheimsen kann."
Die Hockeybälle prasseln an die Bande. Der Diplomtrainer beobachtet und analysiert die Schläge genau. Er ist Angestellter des Sportvereins TSV Schott Mainz. Ein Werksverein des bekannten Glasherstellers "Schott". An diesem Nachmittag bietet Alter eine Hockey-AG für Schüler des Otto-Schott-Gymnasiums an. Das liegt im benachbarten Mainzer Stadtteil Gonsenheim und ist eine Ganztagsschule.
"Hier Leo!"
Mittagspause auf dem Schulhof. Leo, Nikolaus und Daniel aus der Klasse 5 a passen sich den Ball zu – ebenfalls mit Hockeyschlägern. Dabei entsteht auf der Kunststofffläche auf ihrem Schulhof ein zischendes Geräusch. Die Schläger haben sich die drei bei einem Sportstudenten ausgeliehen, der die Aufsicht führt:
"In den Ferien waren wir halt eine Woche bei so einem Hockeyverein und dadurch weiß ich das schon so ungefähr, wie man halt Hockey spielt und dadurch ist das halt auch ganz witzig und das macht richtig viel Spaß."
Am Spielfeldrand steht Marianne Scholliers, die stellvertretende Schulleiterin. Sie war lange Hochleistungssportlerin. Und weiß, wie viel Zeit für regelmäßiges und gutes Training drauf geht. Und wie schwer sich Trainingszeiten manchmal mit dem späten Unterrichtsende an einer Ganztagsschule vereinbaren lassen.
Vor einigen Wochen hatte eine Studie der FH Koblenz im Auftrag des Landessportbundes Rheinland-Pfalz ergeben, dass es noch erhebliche Mängel in der Zusammenarbeit mit Sportvereinen gibt. Die Vereine, heißt es darin, sehen in den Ganztagsschulen eine Konkurrenz. Die Schulen wiederum bemühen sich nicht genug, den Kindern das Nachmittagsangebot schmackhaft zu machen.
Marianne Scholliers hat sich davon nicht abschrecken lassen und mit fünf Sportvereinen in der unmittelbaren Umgebung der Schule Kooperationen geschlossen. So trainieren die Schülerinnen des Otto-Schott-Gymnasiums längst auch in verschiedenen Hockey-Teams des TSV Schott oder gar im rund 50 Kilometer entfernten Leistungszentrum in Bad Kreuznach – und werden dafür von der Schule freigestellt:
"TSV Schott ist mittlerweile Leistungszentrum für Damen- oder Mädchenhockey. Und viele unserer Damen spielen dann da auch. Ja nach Altersstufe müssen die dann auch nach Kreuznach fahren ins Training. Und wir haben dann frühzeitig angefangen, bei "Jugend trainiert für Olympia" mit zumachen, weil dieses immer wieder in Wettkampfsituationen spielen den Kindern Spaß macht."
"Rechte Hand tiefer!"
In der Hockey-AG der Schule bring Rolf Alter unterdessen den Fünft-Klässlern bei, wie sie den Schläger richtig halten müssen, um möglichst präzise abzuspielen. Der erfahrene Trainer sieht ziemlich schnell, welches der Kinder talentiert ist und welches eher nicht. Und welchem Kind er raten würde, neben dem Schulsport auch noch im Verein zu trainieren.
"Man sollte niemanden ausschließen. Aber die positiven Talente, die sieht man natürlich relativ schnell. Das sind natürlich diejenigen, die Bewegungsgefühl haben, die in allen Sportarten gut sind, die sind beim Hockey normalerweise auch gut. Aber Hockey ist nicht so einfach, da muss man sich schon ein bisschen reinbeißen."
Reingebissen ins Hockeyspiel – das hat sich der elfjährige Johannes Nauert. Für ihn heißt das, dass er heute Nachmittag in der Schul- Hockey–AG mittrainiert und morgen dann in der Vereinsmannschaft des TSV Schott.
Dank zweier engagierter Lehrer hat er den Spagat zwischen Schul- und Vereinssport geschafft.
"B 2 Knaben, das sind die Elf- bis Zwölfjährigen und danach kommen dann halt die A-Knaben, dann kommt die B-Jugend und dann die A-Jugend. Das sind dann schon die Älteren dann."
Mehr zum Thema bei dradio.de:
Sportvereine gegen Ganztagsschulen
- Studie der rheinland-pfälzischen Landesregierung untersucht Vereinbarkeit von Ganztagsunterricht und Vereinssport
(DLF, Campus & Karriere)