Teure Konzerttickets
Können sich bald nur noch wenige Menschen Konzerterlebnisse leisten? © Imago / Maximilian Koch
Eine Monatsmiete für zwei Stunden Live-Musik

Die Preise für Konzerttickets sind in den letzten Jahren drastisch gestiegen. Gründe sind höhere Gagen, Inflation, Personalmangel und der Ticket-Zweitmarkt. Die Bundesregierung will gegensteuern. Doch bislang ist das nur eine Absichtserklärung.
Livekonzerte sind ein kostspieliges Vergnügen geworden. 200, 300 oder 400 Euro – für viele Fans großer Stars wie Adele, Taylor Swift oder Bruce Springsteen ist das ein Preis, mit dem sie sich arrangieren müssen. Wer kein Ticket im offiziellen Verkauf ergattern konnte, muss mitunter noch tiefer in die Tasche greifen: Auf Wiederverkaufsplattformen verlangen Anbieter teils 1000 Euro und mehr pro Eintrittskarte.
Konzerte sind Haupteinnahmequelle für Musiker
Ein Grund für die gestiegenen Preise sind die höheren Gagen der Musiker. Bands und Solo-Künstler verdienen heute kaum noch an CDs oder Vinyl. Doch auch das Streaming über Spotify, Apple Music und Co. wirft nur wenig ab. Spotify beispielsweise zahlt Musikern in Deutschland laut der Musikvertriebsplattform iGroove 3,39 Euro für 1000 Streams. Für viele Künstler bleiben da nur noch die Live-Auftritte als nennenswerte Einnahmequelle.
In der alten, analogen Welt habe der Verkauf von Tonträgern etwa 85 Prozent der Einnahmen von Musikern ausgemacht, und das Live-Geschäft 15 Prozent, weiß Klaus-Peter Schulenberg, Vorstandsvorsitzender des Ticketing-Marktführers CTS Eventim. Das habe sich heute umgekehrt.
Steigende Kosten seit Corona
Ein weiterer Grund für den Preisanstieg bei Tickets: Die Konzertbranche hat seit der Coronapandemie mit steigenden Kosten zu kämpfen. Während der Pandemie kam der Sektor fast zum Erliegen. Infolgedessen haben zum Beispiel viele Techniker und Bühnenarbeiter die Branche verlassen, um ihren Lebensunterhalt anderweitig zu verdienen. Um die Jobs attraktiver zu machen, sind die Löhne und damit die Personalkosten deutlich angestiegen.
Hinzu kommt die Inflation, wodurch vor allem die Mieten für Klubs oder Konzerthallen teurer wurden. Insgesamt seien die Ausgaben für Infrastruktur und Personal seit dem Ende der Pandemie um 45 Prozent gestiegen, erklärt Schulenberg.
Hohe Preise durch Ticketbörsen
Richtig teuer kann es werden, begehrte Konzertkarten auf Ticketbörsen zu kaufen. Bei StubHub etwa gab es im November 2025 Tickets für Helene-Fischer-Konzerte für mehr als 1000 Euro. Die Eintrittskarten werden auf den sogenannten Zweitmarkt-Plattformen sowohl von Privatpersonen als auch von gewerblichen Anbietern weiterverkauft. Den Preis legen sie selbst fest.
Johannes Everke vom Bundesverband der Konzert- und Veranstaltungswirtschaft ist überzeugt, dass der kommerzielle Weiterverkauf von Tickets der Branche und den Konzertbesuchern schadet. Den Fans werde dadurch das Geld aus der Tasche gezogen, beklagt er, und letztendlich profitierten von dem Gewinn aus den überteuerten Eintrittskarten nur „die Schwarzhändler und weder die Stars noch die Veranstaltenden“.
Die Politik will gegensteuern
In Großbritannien haben Dutzende Künstler – darunter Weltstars wie Dua Lipa, Radiohead, Coldplay und Iron Maiden – in einem offenen Brief an Premierminister Keir Starmer Obergrenzen beim Weiterverkauf von Tickets gefordert. Die Praktiken der Zweitmarkt-Plattformen hätten Bemühungen unterminiert, die Shows zugänglich und erschwinglich zu machen, heißt es in dem Brief, über den die britische Zeitung „The Guardian“ berichtete.
Die Regierung will den Plattformen, aber auch Einzelpersonen, nun mit neuen Regeln verbieten, Karten teurer als zum Originalpreis zu verkaufen. Auch die Servicegebühren sollen gedeckelt werden. Wann die Regeln in Kraft treten, ist allerdings noch unklar. Es fehlt noch die Zustimmung des britischen Unterhauses.
In Frankreich und Belgien gibt es schon entsprechende Regelungen. Und auch in Deutschland soll sich etwas ändern: Im Koalitionsvertrag von Schwarz-Rot ist die Absicht formuliert, den Ticket-Zweitmarkt für Sport- und Kulturveranstaltungen stärker zu regulieren. Das Ziel soll sein, Verbraucher vor überhöhten Preisen und betrügerischen Verkaufspraktiken zu schützen und Veranstalter besser in die Lage zu versetzen, sich gegen unlauteres Verhalten von Ticketspekulanten zu wehren. Dazu sollen Preisobergrenzen eingeführt werden, ebenso wie eine Regelung zu mehr Transparenz über den Preis und den Verkäufer. Doch bisher ist es lediglich bei der Absichtserklärung geblieben.
Den Weiterverkauf ganz zu untersagen, wie es manche Veranstalter schon in ihren AGB tun, ist dagegen keine optimale Lösung, meint Johannes Everke vom Bundesverband der Konzert- und Veranstaltungswirtschaft. Es sei richtig, dass Verbraucher ihre Tickets weiterverkaufen dürfen, wenn sie krank werden oder irgendetwas anderes dazwischenkommt.
Kein Ende der Preisspirale in Sicht?
Ob die Pläne der Bundesregierung umgesetzt werden, bleibt abzuwarten. Klaus-Peter Schulenberg von Eventim rechnet jedenfalls derzeit mit weiter steigenden Preisen. Pamela Schobeß vom Verein LiveMusikKommission (LiveKomm), einem Netzwerk von Livemusik-Klubs mit einer Maximalkapazität von 2000 Besuchern, ist ebenfalls pessimistisch: Die Preisspirale werde sich weiter nach oben drehen, ist sie überzeugt.
rj, cp, tmk

















