Konzertbetrieb

Einheitliche Regeln und Planungssicherheit gefordert

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Stehendes Publikum mit Schutzmasken und in rot getauchtes Licht, auf einem Idoor-Konzert der Band "Madsen" in Hamburg.
Ende August machte die Band "Madsen" den Restart für Indoor-Konzerte in Hamburg. © imago / Andre Lenthe
Berthold Seliger im Gespräch mit Andrea Gerk · 12.11.2021
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Das Robert Koch-Institut rät dazu, große Veranstaltungen abzusagen. Die Konzertveranstalter sehen das mit großer Sorge, haben sie sich doch auf alle bisherigen Forderungen der Politik eingestellt. Sie fordern Planungssicherheit.
Wir sind mittendrin in der vierten Corona-Welle. Lothar Wieler, der Chef des Robert Koch-Instituts, hat schon vorsorglich erklärt, dass er zumindest keine Silvesterparty besuchen werde. Weihnachtsmärkte soll es aber geben: In Köln zum Beispiel unter 2G-Regeln, das heißt nur Geimpfte und Genesene haben Zutritt, in Nürnberg ist noch von 3G die Rede, hier dürfen also auch weiterhin Ungeimpfte mit negativem Testnachweis Glühwein trinken. Wo aber Kultur- und Freizeitvergnügen in geschlossenen Räumen stattfinden, wird in immer mehr Bundesländern 2G zur Norm.
Angesichts ständig neuer Regelungen wünschen sich die Konzertveranstalter mehr Planungssicherheit, erklärt Berthold Seliger. Er ist seit über 30 Jahren Konzertagent und betreut internationale Künstler wie Patti Smith oder Rufus Wainwright, die nächstes Jahr auch in Deutschland auftreten wollen. Gerade bei internationalen Künstlern sei der Planungsvorlauf etwas länger und gerade da sei eine größere Sicherheit wünschenswert.

Hundertprozentige Sicherheit gibt es nie

Eine 2G-Regel für Konzerte sei nur dann für Konzertveranstalter sinnvoll, wenn sie einerseits bundesweit gelten würde und sich die Branche andererseits darauf verlassen könnte, dass diese Events dann auch tatsächlich stattfänden, so Seliger. Im Moment gebe es je nach Bundesland - und auch teilweise je nach Kommune - unterschiedliche Regelungen, so dass sich internationale Tourneen kaum noch sinnvoll organisieren ließen.
Neben der Sicherheit für die Konzertveranstalter geht es aber natürlich auch um die Sicherheit der Konzertbesucher. Die Veranstaltungen seien schon jetzt sicher, erklärt Seliger, schließlich gebe es Hygienekonzepte und modernste Lüftungsanlagen. „Wenn das Publikum dann noch vernünftig ist, möglichst geimpft natürlich oder genesen, aber auch mit 2G oder mit einem PCR-Test zum Beispiel, dann sind das eigentlich sichere Veranstaltungen, an denen man durchaus teilnehmen kann.“ Eine hundertprozentige Sicherheit gebe es allerdings nie.

"Können nicht dauerhauft ein Drittel ausschließen"

Eine 2G-Regel für Kulturveranstaltungen findet Seliger aber prinzipiell problematisch, auch wenn er natürlich für Impfungen sei: „Dass wir ein Drittel der Menschen, also die, die nicht geimpft sind, von der kulturellen Teilhabe ausschließen, kann nicht dauerhaft eine Lösung sein.
Das entscheidende Problem an der bisherigen 3G-Regel sieht Seliger darin, dass es sich hier um Antigentests gehandelt habe, die unsicher und leicht zu fälschen seien. Stattdessen plädiert er für kostenlose PCR-Tests wie in Wien. So wären Veranstaltungen auch weiterhin unter 3G möglich.
Kultur sei schließlich mehr als nur ein wirtschaftlicher Faktor, „da geht es um ein Glücksgefühl, um Beteiligung, um Anregungen, um eine Bereicherung des Lebens. Und ich glaube, das ist sehr essenziell, dass wir das möglichst schnell möglichst vielen Menschen wieder zur Verfügung stellen können“.
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