Konzertante Blasmusik mit Verkleidung
Geblasen wurde zum "2. Bundeswettbewerb für Parforce-Hörner in Es", und es kamen 1500 Besucher nach Koblenz. Das Jagdhornblasen ist keine einfache Kunst, ein Ungeübter entlockt dem Instrument zunächst noch nicht einmal einen Ton. Doch die, die auf die Festung Ehrenbreitstein kamen, waren natürlich Profis.
Wenn der Deutsche Jagdschutz-Verband, die offizielle Lobby der Hubertusjünger, zum "2. Bundeswettbewerb für Parforce-Hörner in Es" auf die Festung Ehrenbreitstein in Koblenz bittet, dann ist das eine ziemlich hermetische Veranstaltung.
Wer nichts von der Jagd und der hier vielbeschworenen "jagdlichen Kultur" versteht, der fühlt sich ziemlich einsam zwischen den Lodenhüten, Lodenjacken, Lodenmänteln und Lodencapes, die nun einmal zusammen mit den Jagdhunden ausgeführt werden, wenn Jäger sich treffen. Und er steht zunächst etwas ratlos vor den Tönen, die auf der Freiluftbühne zwischen den dicken Mauern der martialischen Festung den Parforce-Hörnern entweichen.
Beethovens "Ode an die Freude"erklingt. Nun ist dieser Ausschnitt unfair gewählt - die wenigsten Jagdhornbläsergruppen im Wettbewerb zerlegten die Partituren so in ihre Einzelteile wie diese, deren Name rücksichtsvoll verschwiegen werden soll. Das Horn ist eben ein sperriges Instrument, das dem musizierenden Menschen nur wenige Erfolgserlebnisse gönnt - jedenfalls am Anfang, sagt Herr Keller, der Vorsitzende Preisrichter beim 2. Bundeswettbewerb der Parforce-Horn-Bläser:
"Auf dem Parforcehorn sind elf Naturtöne drauf, die nur mit den Lippen geformt werden. Und darüber hinaus kann man durch das Einführen der Hand in den Schalltrichter, das sogenannte Stopfen, kann man noch weitere Töne erzeugen. Aber das ist alles eine Frage der Übung, genau wie im Sport. Es dauert halt Zeit - manchmal Jahre."
Herr Keller war einmal Forstbeamter, ist immer noch Musikfreund und versteht die Nöte derer, die das Horn blasen. Das Parforce-Horn ist immerhin anderthalb Kilogramm schwer und wäre, wenn man es ausrollen würde, viereinhalb Meter lang. Der Laie kriegt aus diesem Instrument keinen Ton raus, nur ein Geräusch, wie der Selbstversuch beweist.
"Die Lippen spitzen und dann da durchblasen. Nein, so ein bisschen die Technik ist das. Es kommt nicht auf die Kraft an, sondern mehr so auf die Lippen. Die Lippen zusammenpressen und einen kleinen Schlitz lassen und dadurch die Luft ausstoßen."
Unter den 1500 Besuchern des Bläserwettbewerbs sind viele, die wissen, dass das Blasen stete Übung erfordert - und die das aktive Blasen deswegen drangegeben haben:
"Nein, also man muss seine Grenzen kennen. Ich hab’ zehn Jahre in der Gruppe geblasen und dann war das gut, das habe ich gar nicht geschafft, zeitlich. Da können Sie sich nicht nach oben arbeiten."
"Ja, das ist bei mir genau so gewesen: Ich bin seit '76 Jagdhornbläser und war auch in einer Es-Horngruppe, aber der Übungsaufwand war da einfach so hoch, dass das einfach nicht leistbar war. Und wenn man dann nicht das entsprechende Niveau, dann hört man besser auf, weil man dann ganz einfach nur stört."
Zurück zu Herrn Keller, der sich zwei Tage lang 53 Bläsergruppen angehört und sie gewissenhaft bewertet hat:
"Wir haben grundsätzlich nur eine Wettbewerbsklasse. Das heißt, es waren ausgeschrieben zwei Pflichtsignale und ein sogenanntes 'Selbstwahlstück'. Und die werden beurteilt nach drei Wertungskriterien: Das eine ist der Gesamteindruck, das zweite ist die Klangkultur und die Tonreinheit und das dritte ist dann der notengerechte Vortrag - also alles das, was auf der Partitur steht, ob das dann so umgesetzt wird, wie’s da steht."
Nun ist das Jagdhorn- ob großes oder kleines - ja gar nicht als Musikinstrument erfunden worden, sondern als Signalgeber im Alltag des Jägers:
"Das Fürst-Pless-Horn des Jägers zu Fuß, das ist das kleine Horn, was also im praktischen Jagdbetrieb benutzt wird, um Jagdsignale weiterzugeben, also zum Beispiel: 'Anfangen zu schießen' oder 'Aufhören zu schießen'. Das dient der Sicherheit und ist ganz wichtig. Damit wird auch dem Wild die letzte Ehre erwiesen, indem es Totsignale gibt - 'Hirsch tot', 'Sau tot', 'Reh tot'"
...und dann setzen wieder die Bläser ein und machen leider unsendbar, was Herr Bergheim, der Landesobmann für das jagdliche Brauchtum in Rheinland-Pfalz anschließend noch gesagt hat. Kurz gesagt, sagte er, dass das große, schwere Parforce-Horn für die Hetzjagd gedacht war, dass die aber in Deutschland verboten ist, und dass das große Gerät deswegen nur zum Vergnügen geblasen wird - bei Jubiläums-, Gedenk- und Geburtstagsfeiern.
Oder eben im Wettbewerb. Der endet mit dem Sieg der Thüringer Jagdhornbläser, einer Rede einer Landesstaatssekretärin und klingt aus mit dem großen Schaublasen aller 700 Wettbewerbsteilnehmer auf dem Innenhof der Festung Ehrenbreitstein. Fast alle sind zufrieden - und fast niemand hat gelacht bei Sätzen wie diesem:
"Wir blasen jetzt den Jäger aus Kurpfalz, aber vorher ein dreifaches Horrido! - Horrido! - Horrido! - Horrido!"
Wer nichts von der Jagd und der hier vielbeschworenen "jagdlichen Kultur" versteht, der fühlt sich ziemlich einsam zwischen den Lodenhüten, Lodenjacken, Lodenmänteln und Lodencapes, die nun einmal zusammen mit den Jagdhunden ausgeführt werden, wenn Jäger sich treffen. Und er steht zunächst etwas ratlos vor den Tönen, die auf der Freiluftbühne zwischen den dicken Mauern der martialischen Festung den Parforce-Hörnern entweichen.
Beethovens "Ode an die Freude"erklingt. Nun ist dieser Ausschnitt unfair gewählt - die wenigsten Jagdhornbläsergruppen im Wettbewerb zerlegten die Partituren so in ihre Einzelteile wie diese, deren Name rücksichtsvoll verschwiegen werden soll. Das Horn ist eben ein sperriges Instrument, das dem musizierenden Menschen nur wenige Erfolgserlebnisse gönnt - jedenfalls am Anfang, sagt Herr Keller, der Vorsitzende Preisrichter beim 2. Bundeswettbewerb der Parforce-Horn-Bläser:
"Auf dem Parforcehorn sind elf Naturtöne drauf, die nur mit den Lippen geformt werden. Und darüber hinaus kann man durch das Einführen der Hand in den Schalltrichter, das sogenannte Stopfen, kann man noch weitere Töne erzeugen. Aber das ist alles eine Frage der Übung, genau wie im Sport. Es dauert halt Zeit - manchmal Jahre."
Herr Keller war einmal Forstbeamter, ist immer noch Musikfreund und versteht die Nöte derer, die das Horn blasen. Das Parforce-Horn ist immerhin anderthalb Kilogramm schwer und wäre, wenn man es ausrollen würde, viereinhalb Meter lang. Der Laie kriegt aus diesem Instrument keinen Ton raus, nur ein Geräusch, wie der Selbstversuch beweist.
"Die Lippen spitzen und dann da durchblasen. Nein, so ein bisschen die Technik ist das. Es kommt nicht auf die Kraft an, sondern mehr so auf die Lippen. Die Lippen zusammenpressen und einen kleinen Schlitz lassen und dadurch die Luft ausstoßen."
Unter den 1500 Besuchern des Bläserwettbewerbs sind viele, die wissen, dass das Blasen stete Übung erfordert - und die das aktive Blasen deswegen drangegeben haben:
"Nein, also man muss seine Grenzen kennen. Ich hab’ zehn Jahre in der Gruppe geblasen und dann war das gut, das habe ich gar nicht geschafft, zeitlich. Da können Sie sich nicht nach oben arbeiten."
"Ja, das ist bei mir genau so gewesen: Ich bin seit '76 Jagdhornbläser und war auch in einer Es-Horngruppe, aber der Übungsaufwand war da einfach so hoch, dass das einfach nicht leistbar war. Und wenn man dann nicht das entsprechende Niveau, dann hört man besser auf, weil man dann ganz einfach nur stört."
Zurück zu Herrn Keller, der sich zwei Tage lang 53 Bläsergruppen angehört und sie gewissenhaft bewertet hat:
"Wir haben grundsätzlich nur eine Wettbewerbsklasse. Das heißt, es waren ausgeschrieben zwei Pflichtsignale und ein sogenanntes 'Selbstwahlstück'. Und die werden beurteilt nach drei Wertungskriterien: Das eine ist der Gesamteindruck, das zweite ist die Klangkultur und die Tonreinheit und das dritte ist dann der notengerechte Vortrag - also alles das, was auf der Partitur steht, ob das dann so umgesetzt wird, wie’s da steht."
Nun ist das Jagdhorn- ob großes oder kleines - ja gar nicht als Musikinstrument erfunden worden, sondern als Signalgeber im Alltag des Jägers:
"Das Fürst-Pless-Horn des Jägers zu Fuß, das ist das kleine Horn, was also im praktischen Jagdbetrieb benutzt wird, um Jagdsignale weiterzugeben, also zum Beispiel: 'Anfangen zu schießen' oder 'Aufhören zu schießen'. Das dient der Sicherheit und ist ganz wichtig. Damit wird auch dem Wild die letzte Ehre erwiesen, indem es Totsignale gibt - 'Hirsch tot', 'Sau tot', 'Reh tot'"
...und dann setzen wieder die Bläser ein und machen leider unsendbar, was Herr Bergheim, der Landesobmann für das jagdliche Brauchtum in Rheinland-Pfalz anschließend noch gesagt hat. Kurz gesagt, sagte er, dass das große, schwere Parforce-Horn für die Hetzjagd gedacht war, dass die aber in Deutschland verboten ist, und dass das große Gerät deswegen nur zum Vergnügen geblasen wird - bei Jubiläums-, Gedenk- und Geburtstagsfeiern.
Oder eben im Wettbewerb. Der endet mit dem Sieg der Thüringer Jagdhornbläser, einer Rede einer Landesstaatssekretärin und klingt aus mit dem großen Schaublasen aller 700 Wettbewerbsteilnehmer auf dem Innenhof der Festung Ehrenbreitstein. Fast alle sind zufrieden - und fast niemand hat gelacht bei Sätzen wie diesem:
"Wir blasen jetzt den Jäger aus Kurpfalz, aber vorher ein dreifaches Horrido! - Horrido! - Horrido! - Horrido!"