Geiger James Ehnes beim Deutschen Symphonie-Orchester Berlin

"Schönheit der Stücke Mozarts wird ewig leben"

Auf dem Rasen vor dem weißen Mozartdenkmal in Wien sind rosafarbene Blumen angepflanzt, die einen überdimensionalen Notenschlüssel ergeben.
Mozart wusste, dass sein Talent in Salzburg nicht zur Geltung kommen würde und ging deshalb nach Wien, wo heute Denkmäler an ihn erinnern. © Imago / viennaslide
10.05.2022
Der kanadische Geiger James Ehnes ist begeistert von europäischen Komponisten wie Krása, Mozart oder Mahler. Nicht nur ihre Musik war besonders, auch ihre Lebensläufe. Das spiegelt sich in den Werken wider, so Ehnes, der zum genauen Hinhören einlädt.
Im Mittelpunkt des Abends mit dem Geiger James Ehnes und dem Dirigenten Manfred Honeck stehen neben beliebten Werke von Mozart und Mahler etwas Unbekanntes von Hasn Krása.

Komponieren unter Lebensgefahr

Das Konzert beginnt mit einer Ouvertüre für kleines Orchester des tschechischen Komponisten Hans Krása. Er war einer der hoffnungsvollsten Vertreter der Musik in unserem Nachbarland, hatte sich in Berlin und Paris mit den neuesten Trends in den Musikmetropolen vertraut gemacht. 1938 entstand seine inzwischen berühmte Kinderoper „Brundibár“. Sie konnte allerdings nicht mehr offiziell aufgeführt werden, weil die Deutschen Tschechien im gleichen Jahr überfielen und besetzten.
Hans Krása wurde 1942 nach Theresienstadt deportiert, weil er aus einer jüdischen Familie stammte. Auch dort komponierte er weiter: Zum Beispiel die „Ouvertüre für kleines Orchester“. Im Konzentrationslager Theresienstadt duldeten die Deutschen eine Art "Kulturleben": Der Weltöffentlichkeit wollte die NS-Besatzungsmacht damit vormachen, dass es den inhaftierten Menschen dort gut ginge.

Der Schmerz kaum hörbar

Die Welt draußen sah bekanntlich weg, überhörte alle Signale. Krása komponierte 1943 eine motorisch schwungvolle Ouvertüre mit dunklem Unterton. Die verstärkte Aufmerksamkeit für sein Schaffen in unserer Zeit sollte er nicht mehr miterleben. Krása wurde 1944 in Auschwitz ermordet.

Als Mozart noch Geige spielte

Wolfgang Amadeus Mozart schrieb seine fünf Violinkonzerte in Salzburg, noch bevor er seinen Lebensmittelpunkt nach Wien verlegte und dort die Geige nur noch im Privaten spielte. In dieser Stadt wollte er sich vor allem als Pianist zeigen. In unserer Aufnahme spielt der Geiger James Ehnes das G-Dur-Konzert KV 216.

Alles andere als Anfängerliteratur

Geiger James Ehnes betont, dass die Violinkonzerte anspruchsvolle Werke sind: „Sie werden häufig von jungen Geigern gespielt, als ihre allerersten Konzerte überhaupt. Deshalb halten viele sie für Junge-Leute-Konzerte oder für Vorübungen für größere Konzerte. Wenn man als Solist älter wird, merkt man, dass es kaum andere Stücke gibt, die eine größere Raffinesse brauchen, sowohl technisch als auch musikalisch."

Abschied vom Gesang

Im zweiten Teil des Konzerts gibt es die quasi abendfüllende 5. Sinfonie von Gustav Mahler. Ein gewaltiges Werk in drei Abteilungen und fünf Sätzen. Mahler komponierte es 1903 und brachte es in Köln selbst zur Uraufführung.
Mit dieser Sinfonie verabschiedet er sich von der Welt der Lieder, denn seine 5. Sinfonie kommt ganz ohne menschliche Gesangsstimme aus, die er zuvor in seine sinfonischen Werke integrierte hatte. Später, kurz vor seinem Tod, unterzog er das Werk noch einmal einer Revision.

Das einmalige Hinhören genügt nicht

Gustav Mahler war sich bewusst, dass er mit seiner Fünften Sinfonie ein neuartiges und nicht leicht zu konsumierendes Werk geschaffen hatte. Viele Entdeckungen sind darin bis heute zu machen, auch wenn diese Sinfonie regelmäßig zu hören ist. Manfred Honeck leitet das Orchester in dieser Sinfonie mit akkurater Inbrunst und liebevoller Zuwendung zu den popularmusikalischen Aspekten. 
Die Berliner Philharmonie bei Nacht: Nur als Lichtstreifen zu erkennen ist, bei einer Langzeitbelichtung, ein Linienbus, der am späten Abend an der Philharmonie vorbeifährt. Sie zählt zu den wichtigsten Konzertsälen Berlins.
Das Deutsche Symphonie-Orchester Berlin ist häufiger Gast in der Berliner Philharmonie, die 1963 fertiggestellt wurde.© picture alliance / dpa | Paul Zinken
Aufzeichnung vom 08.05.2022 in der Philharmonie Berlin

Hans Krása
Ouvertüre für kleines Orchester

Wolfgang Amadeus Mozart
Konzert für Violine und Orchester Nr. 3 G-Dur KV 216

Gustav Mahler
Sinfonie Nr. 5

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