Konzert des Rundfunk-Sinfonieorchesters Berlin

Sibelius umarmt Nielsen

Der Dirigent Osmo Vänskä
Der Dirigent Osmo Vänskä © Kaapo Kamu/DSO Berlin
10.12.2017
Osmo Vänskä gehört zu den – bei nur 5,5 Millionen Einwohnern erstaunlich vielen – finnischen Dirigenten von internationalem Rang. Seine Sibelius-Interpretationen mit dem RSB runden unseren Konzert-Themenschwerpunkt zum 100. Jubiläum der finnischen Eigenstaatlichkeit ab.
Dabei steht "En Saga", ein Werk aus Sibelius‘ kompositorischer Startphase, für die Entdeckung der altfinnischen Legendenwelt durch den Komponisten, mit deren machtvoller Musikalisierung er seinen eigenen Beitrag zur nationalen Unabhängigkeitsbewegung leistete. Die 3. Sinfonie dagegen verkörpert einen späteren, gereiften Schaffensabschnitt des Komponisten, in dem die Formen knapper und konzentrierter werden und das Nationale sich nicht mehr über pathetisch ausgreifende und quasi-literarische Assoziationen, sondern – vermittelt durch eine transparente und teils erstaunlich moderne Klangsprache – als Vision einer neuen, unentfremdeten Einheit von Mensch und Natur vermittelt.
Zwischen die beiden Sibelius-Kompositionen platziert das Programm Carl Nielsens Violinkonzert, 1911 komponiert und damit nur vier Jahre jünger ist als die C-Dur-Sinfonie; womit der finnische Nationalkomponist den dänischen hinsichtlich der Werkfolge gleichsam umarmt. So entsteht eine reizvolle nachträgliche Zusammenschau, die zu Lebzeiten der im gleichen Jahr 1865 geborenen Künstler, als Sibelius‘ Ruhm den des Dänen wesentlich überstieg und beide allenfalls in einer Art Halbdistanz miteinander verkehrten (persönlich haben sie sich nur ein einziges Mal kurz getroffen), noch nicht unbedingt abzusehen war.
Hier können Sie das Programmheft nachlesen:


Konzerthaus Berlin
Aufzeichnung vom 09.12.2017


Jean Sibelius
"En Saga", Sinfonische Dichtung op. 9
Carl Nielsen
Konzert für Violine und Orchester op. 33
Jean Sibelius
Sinfonie Nr. 3 C-Dur op. 52


Alina Pogostkina, Violine
Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin
Leitung: Osmo Vänskä