Konzert aus der Vier-Tore-Stadt

Die Neubrandenburger Philharmonie prägt seit mehr als 50 Jahren das Musikleben in der Vier-Tore-Stadt. Jährlich lädt das Orchester zu zehn Anrechtskonzerten, vier und mehr Konzertnächten, zahlreichen Sonderprojekten und Festveranstaltungen ein. Schulkonzerte und Abende mit Kammermusik gehören faktisch zur musikalischen Grundversorgung
Ferruccio Busoni war gleichermaßen als Komponist und Klaviervirtuose erfolgreich. Die wachsende Vorherrschaft der Musik Wagners bewog ihn in den 1890er Jahren zu einer Neuorientierung seines eigenen Wirkens. Busoni widmete sich nun vordergründig seiner pianistischen Laufbahn. Der Konzertsaal erhielt für ihn die Bedeutung eines den Künsten und der Natur geweihten Tempels. Doch, wie er bald erkannte, bedurfte es für diese Auffassung auch neuer Musik. Busoni konzipierte ein groß angelegtes Bühnenwerk nach dem Schauspiel "Aladdin" des dänischen Schriftstellers Adam Oehlenschlaeger. Wie er seiner Frau schrieb, sollte das Projekt keine Oper, sondern ein "Gesamtkunstwerk von Schauspiel, Musik, Tanz, Zauberei" werden. Das Werk kam indes nicht über das Libretto hinaus. Nur der Schlusschor "Hymne an Allah" wurde vertont. Grundgedanken aus "Aladdin" fanden aber in das Concerto op. 39 Eingang, einem Klavierkonzert mit Männerchor, das schon aufgrund seines monumentalen Umfanges als Bühnenweihfestspiel gelten kann. Busonis Concerto wurde am 3. August 1904 vom Berliner Philharmonischen Orchester und dem Chor der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche unter der Leitung von Karl Muck uraufgeführt. Die enormen spieltechnischen Anforderungen an den Solopart sowie die Einbeziehung eines Männerchores, aber auch der ungewöhnliche Inhalt standen einer dauerhaften Verbreitung des Werkes im Wege. Doch lohnt sich der Aufwand, das klangüppige, wirkungsvolle Stück der Vergessenheit zu entreißen! Dieser Aufgabe haben sich der in Berlin lebende italienische Pianist Pietro Massa und die Neubrandenburger Philharmonie zusammen mit Mitgliedern des Philharmonischen Chores Neubrandenburg und des Konzertchores der Deutschen Staatsoper angenommen.
Nicht das märchenhafte Morgenland aus "1001 Nacht", sondern die mit den Türkenkriegen im 18. Jahrhundert in Mode gekommene Janitscharenmusik spielt in Haydns Sinfonie Nr. 100 eine größere Rolle. Bei der Uraufführung seiner so genannten "Militärsinfonie" in London anno 1794 lag es für das Publikum jedoch näher, mit der in das Werk involvierten "Türkenmusik" die Franzosen zu assoziieren. Ein Jahr zuvor hatte Frankreich England den Krieg erklärt.


Live aus der Konzertkirche Neubrandenburg
ab ca. 20:30 Uhr

Joseph Haydn
Sinfonie Nr. 100 ("Militärsinfonie")

ca. 21:00 Uhr Konzertpause mit Nachrichten

Ferruccio Busoni
Concerto für Pianoforte und Orchester mit Männerchor op. 39


Pietro Massa, Klavier
Männer des Philharmonischen Chores Neubrandenburg
und des Konzertchores der Deutschen Staatsoper Berlin
Neubrandenburger Philharmonie
Leitung: Stefan Malzew