Konzert aus der Philharmonie Berlin

Heidnische Melomanen

Die Sopranistin Jacquelyn Wagner
Die Sopranistin Jacquelyn Wagner © Agentur/RSB
03.03.2015
Mystisch und orientalistisch, bisweilen sogar heidnisch geht es zu in diesem Programm des Rundfunk-Sinfonieorchesters Berlin, das Chefdirigent Marek Janowski außerdem mit der Sopranistin Jacquelyn Wagner und dem Rundfunkchor Berlin bestreitet.
Musik war ihm nicht genug - selbst seine genialen pianistischen Fähigkeiten reichten Alexander Skrjabin nicht aus. Er musste seine Musik, die er alsbald komponieren sollte, zur mystischen Religion erklären. Im April des Jahres jährt sich sein 100. Todestag. Dem russische Künstler blieb durch seinen recht frühen Tod die Begegnung mit der Entzauberung der Welt durch die kommunistische Revolution erspart. Seine Musik kann heute noch Kopfschütteln, aber auch Faszination auslösen.
Das RSB mit seinem doch recht rationalen Chefdirigenten Marek Janowski machte sich in diesem Konzert auf die Suche nach der Ekstase, die Skrjabin mit seiner Sinfonischen Dichtung op. 54 auslösen wollte.
Nicht weniger ekstatisch war die Wirkung des Orients auf so viele Komponisten in Frankreich, das sich ja einen nicht unerheblichen Teil des Orients kolonial unterworfen hatte. Das Fremde, das Bezaubernde, aber auch das geheimnisvoll Beängstigende der "anderen" Kulturen und Religionen war und ist heute noch immer wieder ein guter Ansatz, um Kunst zu schaffen. Erst recht in der subjektivsten Form aller Künste, der Musik.
Ob nun Maurice Ravel eine erotisch anziehende Märchenfee singen lässt wie in den drei Gedichten der "Shéhérazade" oder sein weitgehend unbekannt gebliebener Zeitgenosse Florent Schmitt einen biblischen Psalm wie ein "heidnisches Triumphlied eines orientalischen Volkes" (Steffen Georgi) behandelt - alles ist möglich in der Musik, auch die Verdrehung historischer und klanglicher Tatsachen.
Von der Bewunderung für die Musik Richard Wagners und Richard Strauss' war es bei Florent Schmitt nicht weit bis zur Sympathie für die deutschen Nationalsozialisten. Die Debatte über seine Rolle zu Zeiten des Vichy-Regimes ist in Frankreich noch nicht abgeschlossen. Es gibt sogar hässliche Berichte darüber, dass er bei der Aufführung von Auszügen von Kurt Weills "Der Silbersee" in Paris 1933 "Es lebe Hitler" und weitere schlimme Dinge gerufen haben soll.
Philharmonie Berlin
Aufzeichnung vom 1. März 2015
Alexander Skrjabin
"Le Poème de l'extase" für Orchester op. 54
Maurice Ravel
"Shéhérazade" - drei Gedichte für Sopran und Orchester
Florent Schmitt
Psalm 47 für gemischten Chor und Orchester
Jacquelyn Wagner, Sopran
Rundfunkchor Berlin
Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin
Leitung: Marek Janowski