Konsolidierung statt Höhenflüge

Von Claus Fischer |
Am Mittwoch unterzeichnete Ulf Schirmer im Beisein des Oberbürgermeister den Vertrag, der ihn bis 2014 ans Leipziger Opernhaus bindet. In der kommenden Saison wird er mit Peter Konwitschny Wagners "Lohengrin" erarbeiten. Der gebürtige Bremer leitet seit 2006 das Münchner Rundfunkorchester. Diesen Posten wird Schirmer beibehalten.
Nein, Höhenflüge strebt Ulf Schirmer in nächster Zeit nicht an, vielmehr geht es ihm darum, eine solide musikalische Basis zu schaffen. Gemeinsam mit dem kommissarischen Intendanten der Leipziger Oper Alexander von Maravic plädiert er für eine Repertoirepflege:

"Ich glaube, dass Leipzig eine Stadt ist, die die Abwechslung braucht im Spielplan. Ich glaube nicht, dass es funktionieren würde, in dieser Stadt eine 'Stagione-Betrieb' zu installieren, der mit acht Aufführungen ein Stück komplett abspielt, so wie ich es in Paris oder an der Mailänder Scala kennengelernt habe."

Im Gegensatz zu seinem Vorgänger Riccardo Chailly hat Ulf Schirmer keine Vorbehalte gegenüber dem, was landläufig als Regietheater bezeichnet wird. In Mannheim, Wiesbaden und vor allem an der Wiener Staatsoper konnte er zahlreiche Erfahrungen mit Vertretern der Gegenwartsregie sammeln. Mit dem Leipziger Chefregisseur Peter Konwitschny hat er bereits im Jahr 2001 in Graz Verdis Falstaff auf die Bühne gebracht.

"Ich hab mich ja bewusst für Leipzig auch entschieden, weil hier ein Peter Konwitschny Theater machen will. Wir haben lebhafte Diskussionen (lacht), so möchte ich das mal nennen. Und ich freu mich also, hier in Leipzig wirklich musiktheatralisch tätig sein zu dürfen, das ist mir ganz wichtig!"

In der kommenden Saison wird Ulf Schirmer mit Peter Konwitschny Wagners "Lohengrin" erarbeiten. Darüber hinaus möchte er die ganze Breite des Repertoires dirigieren. Das scheint auch sinnvoll, denn die musikalische Qualität ist nicht so, wie sie sein könnte, standen doch in letzter Zeit immer wieder Gastdirigenten am Pult, die dem hohen Niveau des Gewandhausorchesters nicht gewachsen waren. Seinen Posten als Leiter des Münchner Rundfunkorchesters wird er aber beibehalten.

"Also, ich empfinde das als wunderbare Ergänzung, da ich in München ja ein Programm machen kann, dass sich an einem Opernhaus niemals realisieren ließe. Wenn Sie bedenken, dass ich in München die Bandbreite habe von John Cage bis Franz Lehar, dass wir viele CDs produzieren, Sänger-CDs, und das für mich in einem sehr überschaubaren Rahmen, dann möchte ich das nicht aufgeben, im Gegenteil."

Der Vertrag, den Ulf Schirmer im Beisein von Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung heute Nachmittag unterzeichnet hat, bindet ihn bis zum Jahr 2014 ans Opernhaus der Stadt. Da er sich ja besonders als Wagner-Experte einen Namen gemacht hat, wäre zu hoffen, dass er zum 200. Geburtstag des Komponisten im Jahr 2013 einen Leipziger Ring dirigieren könnte. Genaueres dazu wird die Opernleitung bei ihrer Jahrespressekonferenz Anfang Mai bekannt geben. Doch wie gesagt: Höhenflüge sind Ulf Schirmer im Moment kein Thema, vielmehr möchte er:

"… also für die Stadt erst einmal Theater machen, ja?! Also für das unmittelbare Umfeld, von dem ich gerne möchte, dass die Menschen ins Theater kommen, also ich denke nicht so stark ans überregionale Feuilleton!"