Konsequenzen aus der YouTube-Debatte

Einfach mal analog treffen und miteinander reden

06:32 Minuten
Der Initiator des Deutschen Webvideopreises Markus Hündgen trägt einen schwarzen Anzug und blickt in die Kamera.
Bei dem Rezo-Video gegen die CDU gehe es um den Inhalt, meint Markus Hündgen, Initiator des Webvideopreises. © Picture Alliance / dpa / Caroline Seidel
Markus Hündgen im Gespräch mit Vladimir Balzer · 28.05.2019
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Rezos Aufruf, das Klima zu retten und die CDU nicht zu wählen, sorgt in der Politik weiter für Unverständnis. Annegret Kramp-Karrenbauer fordert ein Regelwerk für YouTuber. Branchenkenner Markus Hündgen hingegen rät zu Dialog und Selbstverpflichtung.
Für die CDU-Vorsitzende Annegret Kramp-Karrenbauer scheint der Schuldige an den Stimmenverlusten ihrer Partei klar zu sein: das Internet – und natürlich Rezo sowie die rund 70 YouTuber, die vor der Europawahl dazu aufriefen, keine der Regierungsparteien zu wählen. Die CDU-Vorsitzende plädiert nun dafür, den digitalen Bereich zu reglementieren.
Der Ausrichter des Webvideopreises, Markus Hündgen, schlägt im Deutschlandfunk Kultur hingegen eine Selbstverpflichtung von Influencern vor: Dabei sollten sie das, was gesetzlich noch unklar ist, selbst aufgreifen und sich fragen: "Ist das so richtig, was wir tun?" Auch trügen sowohl Parteien als auch YouTuber eine Verantwortung für ihre Reichweite. Dies gelte es in einer solchen Verpflichtung zu berücksichtigen; außerdem ein Bekenntnis, dauerhaft im Dialog zu bleiben. Hündgen befürchtet nämlich, dass beide Seiten nicht wirklich das Bedürfnis hätten, miteinander zu reden.

Es geht um Inhalte, nicht um hippe Kommunikation

Dazu schlägt er ein analoges Treffen an einem Tisch vor: "Dieses analoge Momentum finde ich immer noch ein sehr wertvolles wichtiges Momentum." Die Akteure zusammenführen und evtentuell gemeinsam ein Bier trinken – auf ganz altmodische Weise. Das könnte eine Lösung sein.
"Es geht nicht nur um Kommunikation, sondern auch um die Art der Inhalte, über die man spricht. Ich glaube, es wäre zu kurz gegriffen, zu sagen, man muss die Kommunikation hipper machen. Das hat man bei Rezo hoffentlich gemerkt: Hier geht es tatsächlich um Inhalte. Dann sollte man sich auch mit Inhalten beschäftigen."

Gefahr der Enttäuschung

Insgesamt sei die Entwicklung auf YouTube als Demokratisierung zu werten, erklärt Hündgen. Wenn es aber nicht gelinge, eine gemeinsame Diskussionsgrundlage zu finden, könne die aktuelle Entwicklung auch in eine enttäuschte Richtung führen, gibt Hündgen zu bedenken.
Das Nachfolgevideo, in dem sich rund 70 YouTuber zu Gunsten von Rezo und des Klimaschutzes zu Wort gemeldet haben, ist nach Ansicht von Markus Hündgen, positiv zu bewerten, da es zeigt, dass Klimaschutz eine "coole Sache ist, mit der man auch Geld verdienen kann. Das ist nicht das Schlimmste, finde ich."
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