Konfrontationen, Krisen, Kriege
Kaum ein Tag vergeht, an dem nicht von politischen und gewalttätigen Auseinandersetzungen im Nahen und Mittleren Osten die Rede ist. Wie diese Konflikte zusammenhängen, versucht der Publizist Bahman Nirumand in seinem Buch "Der unerklärte Weltkrieg" darzustellen.
Das Foto eines arabischen Mädchens mit großen Augen, vermummte Kämpfer, Hubschrauber, ein Panzer vor einem Flammenmeer – das sind starke Reize auf dem Umschlag des neuen Buches von Bahman Nirumand, Bilder, vertraut aus den täglichen Nachrichtensendungen.
"Der unerklärte Weltkrieg. Akteure und Interessen in Nah- und Mittelost", lautet der ebenso reißerische Titel, unter dem der Autor Aufklärung verspricht: Über Frontverlauf und Koalitionen im Nahen und Mittleren Osten, über Zusammenhänge und Hintergründe der dortigen Krisen. Sechs Kapitel, sechs Brennpunkte: Nirumand beschreibt die Situation in Afghanistan, Pakistan, Iran, Irak, Saudi-Arabien und Israel/Palästina. In zwei weiteren Kapiteln bündelt er seine Erkenntnisse und wagt einen Ausblick auf künftige Entwicklungen. In einem Nachwort setzt er sich speziell mit der "islamischen Gefahr" auseinander, deren Entstehen er auf politische und soziale Umstände zurückführt. In ihrer Verknappung wirkt eine solche Darstellung kurzsichtig. Möglicherweise die Folge von Nirumands Bemühen, recht viel Stoff auf gut 250 Seiten unterzubringen.
Der Autor behauptet, dass an den erwähnten Schauplätzen, von einer mehr oder weniger überschaubaren Zahl an Akteuren, ein einziger großer Konflikt ausgetragen wird. Er schickt voraus, es sei "mittlerweile selbst für Experten schwierig geworden, die sich hierbei verändernden Frontverläufe und Allianzen noch luzide kenntlich zu machen". Da er genau das versucht, gerät er selbst in die Position des Mega-Experten. Im Iran geboren und aufgewachsen, in Deutschland lebend, doch immer wieder auch zwischen den Kulturen pendelnd, sieht er sich aufgerufen, "eine Brücke zwischen dem Abendland und dem Morgenland schlagen zu können".
Mehr als eine Bestandsaufnahme der durchweg verfahrenen Konfliktsituationen gelingt Bahman Nirumand allerdings nicht. Er bietet keine Lösungen an. Was er an Informationen ausbreitet, ist nicht überraschend, seine Analysen sind nicht neu.
Wozu also dieses Buch? Gut lesbar gibt es dem interessierten Laien einen Überblick. Vorgeschichte und Verlauf kriegerischer Auseinandersetzungen an den jeweiligen Hot-Spots sind kurz zusammengefasst. Das ist hilfreich zum Verständnis aktueller Ereignisse. Nirumand betont mehrfach, dass auch China, Russland und die EU im Nahen und Mittleren Osten um Einfluss ringen - selbst wenn sie nicht offen als Konfliktparteien auftreten. Er verweist auf Chinas wachsende Abhängigkeit von Ölimporten und massive Bestrebungen, stabile bilaterale Beziehungen zu den wichtigsten energieproduzierenden Ländern am Golf aufzubauen, sowie durch Investitionen deren Märkte zu beeinflussen. Weiterhin verweist er auf Russlands Bemühen, durch Unterstützung des Irans, dem US-amerikanischen Hegemonialstreben entgegenzuwirken, da sich, nach Wladimir Putin, die monopolare Welt nicht bewährt habe. Auch Saudi-Arabien und Pakistan deutet Nirumand als zentrale Krisenregionen, deren innere Spannungen jederzeit den Ausbruch gewalttätiger Konflikte hervorbringen könnten, was wiederum Auswirkungen auf die Machtverhältnisse zwischen den anderorts kämpfenden Konfliktparteien hätte.
Bahman Nirumands "Krisen-Baedeker" ist ein wenig zu knallig geraten. Aber er animiert, die Vorgänge in Nah- und Mittelost mit gesteigerter Aufmerksamkeit wahrzunehmen und sie zukünftig nicht isoliert zu betrachten.
Rezensiert von Carsten Hueck
Bahman Nirumand: Der unerklärte Weltkrieg. Akteure und Interessen in Nah- und Mittelost
Booklett Verlag, Berlin 2007
253 Seiten, 18,90 Euro
"Der unerklärte Weltkrieg. Akteure und Interessen in Nah- und Mittelost", lautet der ebenso reißerische Titel, unter dem der Autor Aufklärung verspricht: Über Frontverlauf und Koalitionen im Nahen und Mittleren Osten, über Zusammenhänge und Hintergründe der dortigen Krisen. Sechs Kapitel, sechs Brennpunkte: Nirumand beschreibt die Situation in Afghanistan, Pakistan, Iran, Irak, Saudi-Arabien und Israel/Palästina. In zwei weiteren Kapiteln bündelt er seine Erkenntnisse und wagt einen Ausblick auf künftige Entwicklungen. In einem Nachwort setzt er sich speziell mit der "islamischen Gefahr" auseinander, deren Entstehen er auf politische und soziale Umstände zurückführt. In ihrer Verknappung wirkt eine solche Darstellung kurzsichtig. Möglicherweise die Folge von Nirumands Bemühen, recht viel Stoff auf gut 250 Seiten unterzubringen.
Der Autor behauptet, dass an den erwähnten Schauplätzen, von einer mehr oder weniger überschaubaren Zahl an Akteuren, ein einziger großer Konflikt ausgetragen wird. Er schickt voraus, es sei "mittlerweile selbst für Experten schwierig geworden, die sich hierbei verändernden Frontverläufe und Allianzen noch luzide kenntlich zu machen". Da er genau das versucht, gerät er selbst in die Position des Mega-Experten. Im Iran geboren und aufgewachsen, in Deutschland lebend, doch immer wieder auch zwischen den Kulturen pendelnd, sieht er sich aufgerufen, "eine Brücke zwischen dem Abendland und dem Morgenland schlagen zu können".
Mehr als eine Bestandsaufnahme der durchweg verfahrenen Konfliktsituationen gelingt Bahman Nirumand allerdings nicht. Er bietet keine Lösungen an. Was er an Informationen ausbreitet, ist nicht überraschend, seine Analysen sind nicht neu.
Wozu also dieses Buch? Gut lesbar gibt es dem interessierten Laien einen Überblick. Vorgeschichte und Verlauf kriegerischer Auseinandersetzungen an den jeweiligen Hot-Spots sind kurz zusammengefasst. Das ist hilfreich zum Verständnis aktueller Ereignisse. Nirumand betont mehrfach, dass auch China, Russland und die EU im Nahen und Mittleren Osten um Einfluss ringen - selbst wenn sie nicht offen als Konfliktparteien auftreten. Er verweist auf Chinas wachsende Abhängigkeit von Ölimporten und massive Bestrebungen, stabile bilaterale Beziehungen zu den wichtigsten energieproduzierenden Ländern am Golf aufzubauen, sowie durch Investitionen deren Märkte zu beeinflussen. Weiterhin verweist er auf Russlands Bemühen, durch Unterstützung des Irans, dem US-amerikanischen Hegemonialstreben entgegenzuwirken, da sich, nach Wladimir Putin, die monopolare Welt nicht bewährt habe. Auch Saudi-Arabien und Pakistan deutet Nirumand als zentrale Krisenregionen, deren innere Spannungen jederzeit den Ausbruch gewalttätiger Konflikte hervorbringen könnten, was wiederum Auswirkungen auf die Machtverhältnisse zwischen den anderorts kämpfenden Konfliktparteien hätte.
Bahman Nirumands "Krisen-Baedeker" ist ein wenig zu knallig geraten. Aber er animiert, die Vorgänge in Nah- und Mittelost mit gesteigerter Aufmerksamkeit wahrzunehmen und sie zukünftig nicht isoliert zu betrachten.
Rezensiert von Carsten Hueck
Bahman Nirumand: Der unerklärte Weltkrieg. Akteure und Interessen in Nah- und Mittelost
Booklett Verlag, Berlin 2007
253 Seiten, 18,90 Euro