Konflikte einer Patchwork-Familie
Im Stück nach dem gleichnamigen Roman des israelischen Schriftstellers Amos Oz führt die Intendantin des Düsseldorfer Schauspielhauses Amélie Niermeyer Regie. Sie bringt eine Patchwork-Familie auf die Bühne, die als Baustelle gestaltet ist. In der spröden Inszenierung sprechen die Schauspieler nicht miteinander, sondern reden aufeinander ein.
Die Bühne ist eine Baustelle, den ganzen Abend lang wird das Fundament gelegt, aber alle latschen achtlos drüber, hinterlassen ihre Fußabdrücke und zerstören den roten Bodenbelag (Bühne: Alexander Müller-Elmau). Ein klares Bild dafür, dass dieser Familie die Basis fehlt, sie ist zersplittert, die Interessen sind zu unterschiedlich, um an einem Strang zu ziehen.
Amos Oz’ Roman "Black Box" geht von einer Patchwork-Familienkonstellation aus: Familie Nummer 1 bestand aus Ilana, Alexander und ihrem Sohn Boas. Doch Ilana hat Alexander betrogen, und er hat die beiden verlassen, ohne den Sohn anzuerkennen. Ilana hat neu geheiratet, Michel, einen frommen Französischlehrer, und hat mit ihm eine Tochter, Yifat. Das Buch setzt ein, als Ilana wieder Kontakt aufnimmt zu Alexander, weil Boas gewalttätig und dauernd mit einem Bein im Gefängnis ist.
Das Thema Familie hat die Intendantin des Düsseldorfer Schauspielhauses, Amélie Niermeyer, an Amos Oz’ Briefroman "Black Box" interessiert. Und als Oz vergangenes Jahr den Düsseldorfer Heinrich-Heine-Preis bekam, nutzte Niermeyer die Gelegenheit, knüpfte Kontakt zum Autor und sicherte sich die Rechte. Auf die Bühne des Kleinen Hauses des Düsseldorfer Schauspiels ist nun die von Niermeyer bearbeitete Textversion von Hanan Snir gekommen.
Und es ist eine sehr klug erstellte Dramenfassung, auf die wesentlichen Handlungsstränge und Figuren reduziert, die Briefe sind so gegeneinander geschnitten, dass sie aufeinander antworten und – beinahe – in Dialoge überführt werden. Aber in diesem "beinahe" liegt das Problem: Die Briefe in Oz’ Roman sind hoch literarisch, und auch in dramatisierter Form werden daraus keine Dialoge. Es wirkt, als redeten die Schauspieler immer nur aufeinander ein, aneinander ran oder übereinander, aber niemals miteinander.
Und durch die – notwendige – Verknappung der Briefe geht deren sehr spezifischer Charakter verloren, denn in der Romanvorlage verfügt jede Figur über eine ganz eigene Sprache: Der kalte Alexander schreibt knapp und schneidend, die leidenschaftliche Ilana blumig, der vermittelnde Michel zart und einfühlsam. Diese Besonderheiten sind in Düsseldorf nicht mehr spürbar, und so wirkt die Bearbeitung etwas spröde.
Das liegt auch daran, dass die Schauspieler sich sichtlich schwertun mit dem Sprechen von Dialogen, die eigentlich keine sind. Als die Konflikte sich gegen Ende der Aufführung zuspitzen, steigt auch die Spannung auf der Bühne, aber insgesamt bleibt die Spielweise etwas hölzern. Das ist auch deshalb schade, weil die Figuren bei Oz ausgesprochen pointiert gezeichnet sind: der eiskalte Alex, die leidenschaftliche Ilana mit einem Schuss Wahnsinn, der verständnisvolle, aber auch nationalistische Michel, der gewalttätige, verlorene Boas – ihnen allen fehlt in Düsseldorf der Schuss Extremismus, der sie bei Amos Oz zu interessanten Figuren macht.
Und so bestätigt sich mal wieder, was für die meisten Roman-Adaptionen auf der Bühne gilt: Bei der Dramatisierung geht notwendigerweise einiges verloren, und selten entsteht dabei etwas Neues, Eigenes. So leider auch bei "Black Box" nach Amos Oz in Düsseldorf.
Amos Oz’ Roman "Black Box" geht von einer Patchwork-Familienkonstellation aus: Familie Nummer 1 bestand aus Ilana, Alexander und ihrem Sohn Boas. Doch Ilana hat Alexander betrogen, und er hat die beiden verlassen, ohne den Sohn anzuerkennen. Ilana hat neu geheiratet, Michel, einen frommen Französischlehrer, und hat mit ihm eine Tochter, Yifat. Das Buch setzt ein, als Ilana wieder Kontakt aufnimmt zu Alexander, weil Boas gewalttätig und dauernd mit einem Bein im Gefängnis ist.
Das Thema Familie hat die Intendantin des Düsseldorfer Schauspielhauses, Amélie Niermeyer, an Amos Oz’ Briefroman "Black Box" interessiert. Und als Oz vergangenes Jahr den Düsseldorfer Heinrich-Heine-Preis bekam, nutzte Niermeyer die Gelegenheit, knüpfte Kontakt zum Autor und sicherte sich die Rechte. Auf die Bühne des Kleinen Hauses des Düsseldorfer Schauspiels ist nun die von Niermeyer bearbeitete Textversion von Hanan Snir gekommen.
Und es ist eine sehr klug erstellte Dramenfassung, auf die wesentlichen Handlungsstränge und Figuren reduziert, die Briefe sind so gegeneinander geschnitten, dass sie aufeinander antworten und – beinahe – in Dialoge überführt werden. Aber in diesem "beinahe" liegt das Problem: Die Briefe in Oz’ Roman sind hoch literarisch, und auch in dramatisierter Form werden daraus keine Dialoge. Es wirkt, als redeten die Schauspieler immer nur aufeinander ein, aneinander ran oder übereinander, aber niemals miteinander.
Und durch die – notwendige – Verknappung der Briefe geht deren sehr spezifischer Charakter verloren, denn in der Romanvorlage verfügt jede Figur über eine ganz eigene Sprache: Der kalte Alexander schreibt knapp und schneidend, die leidenschaftliche Ilana blumig, der vermittelnde Michel zart und einfühlsam. Diese Besonderheiten sind in Düsseldorf nicht mehr spürbar, und so wirkt die Bearbeitung etwas spröde.
Das liegt auch daran, dass die Schauspieler sich sichtlich schwertun mit dem Sprechen von Dialogen, die eigentlich keine sind. Als die Konflikte sich gegen Ende der Aufführung zuspitzen, steigt auch die Spannung auf der Bühne, aber insgesamt bleibt die Spielweise etwas hölzern. Das ist auch deshalb schade, weil die Figuren bei Oz ausgesprochen pointiert gezeichnet sind: der eiskalte Alex, die leidenschaftliche Ilana mit einem Schuss Wahnsinn, der verständnisvolle, aber auch nationalistische Michel, der gewalttätige, verlorene Boas – ihnen allen fehlt in Düsseldorf der Schuss Extremismus, der sie bei Amos Oz zu interessanten Figuren macht.
Und so bestätigt sich mal wieder, was für die meisten Roman-Adaptionen auf der Bühne gilt: Bei der Dramatisierung geht notwendigerweise einiges verloren, und selten entsteht dabei etwas Neues, Eigenes. So leider auch bei "Black Box" nach Amos Oz in Düsseldorf.