Konferenz "Silent Works"

Die Arbeit hinter dem Klick

06:06 Minuten
Das Icon der App "Lieferando" im App Store.
Per App kommt das Essen nach Hause. Durch den Regen müssen andere fahren. © mago images / imagebroker / Valentin Wolf
Magdalena Taube im Gespräch mit Gesa Ufer · 06.11.2020
Audio herunterladen
Die Algorithmen werden uns die Arbeit abnehmen, so lautet ein Versprechen der Digitalisierung. Die Konferenz mit Ausstellung "Silent Works" des Onlinemagazins "Berliner Gazette" will die "dreckige Arbeit" hinter den schönen Oberflächen sichtbar machen.
Beim Bedienen der Apps und schönen Oberflächen scheint es so, als würden uns Algorithmen viel eintönige und nervige Arbeit abnehmen. Doch für diese Bequemlichkeit müssen andere hart arbeiten.
Mit den neuen Formen von Kapitalismus und Ausbeutung in Zeiten der Digitalisierung beschäftigt sich die Winterschule "Silent Works" des Onlinemagazins "Berliner Gazette".
Es gehe bei der Konferenz mit Ausstellung um die Frage, wie künstliche Intelligenz die Arbeitsbedingungen verändere und welche Formen der Arbeit heute "unsichtbar" erscheinen, sagt Magdalena Taube, Chefredakteurin der "Berliner Gazette". Das sei zum Beispiel der Fall bei der App für den Lieferdienst, wo jemand anders für uns durch den Regen fahren müsse.

"Wir helfen den Algorithmen, besser zu werden"

Aber auch bei den Captchas, die einem Google vorsetze, um zu testen, ob man ein Mensch sei. Dort müssen die Nutzer auf Bildern zum Beispiel Autos, Palmen oder Zebrastreifen markieren:
"Da arbeiten wir, da helfen wir den Algorithmen, besser zu werden. Das ist auch eine Art von unsichtbar gemachter Arbeit, die wir nicht als solche wahrnehmen. Das ist eine aktuelle Gefahr: Dass der Anschein entsteht, künstliche Intelligenz macht alles besser und diese dreckige Arbeit muss niemand mehr tun", sagt Taube. Dabei würden "andere Formen von dreckiger Arbeit entstehen".
Die Konferenz mit Ausstellung wolle diese Formen in verschiedenen künstlerischen Positionen und anhand von Literatur aufzeigen, die auch erweitert im Netz zugänglich gemacht werde, sagt Taube.
(sed)
Mehr zum Thema