Kompositionen von Gösta Neuwirth

Eine wahre Geschichte

Vorgestellt von Carolin Naujocks |
Seine Musik ist biografisch, aber nie anekdotisch. Gösta Neuwirths Stücke gleichen Hörbildern unterschiedlichster Ausformungen, die der brilliante Analytiker mal erinnernd, mal surealistisch oder einer strukturellen Logik folgend anlegt.
Was Gösta Neuwirths Stücke verbindet ist ihre Unterschiedlichkeit in der Anmutung und im Zugang – beinahe so, als ob jemand nicht festgelegt werden oder seine Imaginationsfähigkeit nicht auf ein bestimmtes Ausdrucksspektrum oder eine bestimmte Artikulationsweise reduziert sehen will.
Auf den zweiten Blick gibt es viel Verbindendes: die umfassende Bezugsetzung und die intellektuelle Fundiertheit seiner Musik.
Denn Gösta Neuwirths Komponieren liegt eine Art Filtrierungsvorgang zugrunde. Indem er literarische, linguistische, (musik)historische, ethnologische, psychologische, mathematische und philosophische Interessen schöpferisch verbindet, lässt der österreichische Komponist auf der Basis seines enorm komplexen Erfahrungshorizonts, eine eigene musikalische Logik entstehen, die der Traumlogik nahesteht.

Traumlogik

Musik kann von daher nicht nur als Prozess in der Zeit mit kausalem inneren Zusammenhang verstanden werden, sondern als sprunghaft, unvollständig oder auch rückläufig; als regelhaft in einer bestimmten, vielleicht unerwarteten Hinsicht, während andere, herkömmliche Kategorien unberücksichtigt bleiben.
Als frühe Erfahrung verweist er auf die Musik John Cages und spricht von dem Schock, den er erlebt habe, als er Musik kennenlernte, die "zwar mit europäischen Tönen arbeitet aber alles das, was von einem Ton zum anderen geht, scheinbar willkürlich formuliert".
Für Gösta Neuwirth war es John Cage, der die A-Logik ins europäische Musikbewusstsein überführt hat.

Gösta Neuwirth
Folie à deux (1989)
Für zwei Klaviere im Vierteltonabstand

Tomas Bächli, Klavier
Gertrud Schneider, Klavier


Eine wahre Geschichte
(1981)
Tragifarce in 3 Bildern und einem Prolog für 4 Sänger und Kammerensemble

Stefan Stoll – Bariton
Christian Bergh und Marcus Brutscher – Tenor
Holger Gerberding – Bass
Dominik Bender – als Sprecher
Ensemble Zeitklänge
Leitung: Sebastian Gottschick

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