Komplexe Verwicklungen
Hollywoods Sexsymbol George Clooney unterstreicht mit seinem Auftritt in dem Film "Syriana", dass er nicht nur wegen seines Äußeren gecastet wird. Der Film zeigt die komplexen Verstrickungen zwischen Ölunternehmen und Politik und Geheimdiensten. Darin liegt aber auch sein Problem: zu viele Handlungsstränge, die Komplexität macht den Film unübersichtlich.
Szene aus "Syriana":
"Heute ist Indien unser Verbündeter, heute ist Russland unser Verbündeter und bald sogar China. Alle anderen zwischen Marokko und Pakistan stellen das Problem dar. Alles gescheiterte Staaten und Volkswirtschaften. Aber der Iran ist kulturell gesehen ein Verbündeter der USA. Wird dort ein säkularer Staat entstehen pro westlich und pro marktwirtschaftlich?"
"Möglich, aber das ist kompliziert."
Denn die Ajatollahs kämpfen im Iran genau so für den Erhalt ihrer Macht wie die Königshäuser der arabischen Staaten und wie die Regierenden in Washington. Und das einzige verbindende Glied zwischen diesen Ländern ist das Öl. Die einen haben es, die anderen brauchen es. Und sie tun alles, damit es weiter fließt.
In verschiedene Episoden und auf mehreren Ebenen erzählt Regisseur Stephan Gaghan eine, vielleicht die Geschichte vom Öl - ein Werk von Intrigen und Korruption. Ausgangspunkt ist ein Ölförderland, in dem der reformwillige Thronfolger Prinz Nasir die Verbindung mit amerikanischen Geschäftspartnern auflöst. Er verkauft die Erdgas-Bohrrechte an chinesische Investoren. Rechte, die bisher der US-Energie-Gigant Connex innehatte. Gleichzeitig ergattert die kleine Ölfirma Killen die Bohrrechte für die begehrten Ölfelder in Kasachstan.
Deshalb wollen die Connex-Bosse, gerade ausgebootet, Killen übernehmen. Doch dazu müssen erhebliche rechtliche Hürden überwunden werden. Initialzündung zu dem durchaus kompliziert gegliederten Film war für Regisseur Stephan Gaghan die politischen Veränderungen in den USA nach dem 11. September.
"Was die amerikanische Außenpolitik betrifft, haben wir das Gefühl eines starken Rechtsrucks. Die Sprache ist sehr scharf und beängstigend geworden. Es geht da um schwarz und weiß, um die Bösen und die Amerikaner. Das nehmen wir ganz stark wahr. Und aus diesen Gefühlen heraus kommt der Versuch, diese Veränderungen zu verstehen, die Welt in den heutigen Begriffen zu verstehen."
Um dieses System verständlich zu machen, hat Gaghan zwei Jahre an dem Drehbuch gearbeitet. Und herausgekommen ist dabei ein Film, der von der Machart stark an Steven Soderbergs Drogenfilm "Traffic" erinnert. Kein Wunder, auch für dieses Werk hatte Stephan Gaghan das Drehbuch geschrieben. Allerdings spielen sich bei "Syriana" viele entscheidende Momente verbal ab, in irgendwelchen Hinterzimmern oder an Swimmingpools. Mal in Washington, in Genf oder Teheran.
Visuell hat der Film nur wenige starke Momente. Am besten gelingt es noch George Clooney einige Szenen hervorzuheben. Er spielt den CIA-Agenten Bob Barnes, der sich hervorragend im Nahen Osten auskennt und beauftragt wird, den abtrünnigen Prinzen Nasir zu ermorden.
Filmszene "Syriana":
"Er fährt nach Beirut. Eine gefährliche Reise, er wird verschwinden."
"Ich will, dass ihr ihn aus seinem Hotel holt, betäubt, in ein Auto setzt und von einem LKW in voller Fahrt rammen lasst."
"Schön, dass du wieder hier bist, Bob."
Doch das Attentat schlägt fehl. Bob wird zum Sündenbock der CIA. Und plötzlich merkt er, dass man ihn belogen hat, und dass er seit Jahren Aufträge ausführt, ohne die wahren Hintergründe zu kennen. In "Syriana" ist George Clooney ein weiteres Mal in einem Politfilm zu sehen. Inzwischen bezeichnen ihn einige gar schon als das politische Gewissen von Hollywood.
George Clooney: "Schauen Sie, ich habe "Three Kings” gedreht, mein Vater kandidierte für den Kongress, er war ein Nachrichtenmann, meine Mutter war Bürgermeisterin. Ich war immer umgeben und involviert in Politik. Es ist so, dass sich die Gesellschaft, ich spreche von der amerikanischen Kultur, in den letzten Jahren sehr verändert hat. Das hatten wir seit 30 Jahren nicht mehr. Damals gab es die Bürgerrechtsbewegung, die Frauenbewegung, Vietnam, Watergate, die Drogenkultur, die sexuelle Revolution. Da war eine Menge los. Das wurde auch in Filmen thematisiert. Und ich denke, heutzutage, zum ersten Mal seit Watergate, sitzen die Leute wieder an runden Tischen und reden über Politik. Das mag zumindest eine gute Sache sein, die sich aus dem ganzen Chaos ergeben hat."
Kein Zweifel, "Syriana” ist ein hoch ambitioniertes Werk, das vielen Bossen, gelinde gesagt, missfallen wird. Denen der Geheimdienste und der Ölkonzerne genauso wie denen der arabischen Königsfamilien, der Koranschulen und allerlei Beraterfirmen, die im Hintergrund agieren. Das ist spannend inszeniert, aber es gibt gleich mehrere Probleme: Neben der unübersichtlichen Komplexität gibt es keinen klassischen Protagonisten, mit dem man sich als Zuschauer verbünden könnte. Das mag der Wahrheit sehr nahe kommen, schafft aber eine gewisse Distanz zum Geschehen.
Und dass ein Agent sein halbes Leben der CIA widmet, in deren Auftrag allerlei Bösewichte aus dem Wege räumt und sich schließlich wundert, selbst nur ein Spielball zu sein, klingt ein wenig naiv.
Dennoch ist "Syriana" ein guter Film, der eine Ahnung davon zu vermitteln mag, dass wir täglich in den Fernsehnachrichten höchsten die Spitze der Eisbergspitze sehen. Regisseur Stephan Gaghan will sich übrigens darum bemühen, dass "Syriana" nicht nur in den westlichen Kinos laufen wird.
"Unglücklicherweise gibt es in vielen Ländern des Mittleren Ostens eine Zensur. Ich hoffe jedenfalls, dass der Film, wo wie wir ihn gemacht haben, in der ganzen arabischen und moslemischen Welt gezeigt wird."
"Heute ist Indien unser Verbündeter, heute ist Russland unser Verbündeter und bald sogar China. Alle anderen zwischen Marokko und Pakistan stellen das Problem dar. Alles gescheiterte Staaten und Volkswirtschaften. Aber der Iran ist kulturell gesehen ein Verbündeter der USA. Wird dort ein säkularer Staat entstehen pro westlich und pro marktwirtschaftlich?"
"Möglich, aber das ist kompliziert."
Denn die Ajatollahs kämpfen im Iran genau so für den Erhalt ihrer Macht wie die Königshäuser der arabischen Staaten und wie die Regierenden in Washington. Und das einzige verbindende Glied zwischen diesen Ländern ist das Öl. Die einen haben es, die anderen brauchen es. Und sie tun alles, damit es weiter fließt.
In verschiedene Episoden und auf mehreren Ebenen erzählt Regisseur Stephan Gaghan eine, vielleicht die Geschichte vom Öl - ein Werk von Intrigen und Korruption. Ausgangspunkt ist ein Ölförderland, in dem der reformwillige Thronfolger Prinz Nasir die Verbindung mit amerikanischen Geschäftspartnern auflöst. Er verkauft die Erdgas-Bohrrechte an chinesische Investoren. Rechte, die bisher der US-Energie-Gigant Connex innehatte. Gleichzeitig ergattert die kleine Ölfirma Killen die Bohrrechte für die begehrten Ölfelder in Kasachstan.
Deshalb wollen die Connex-Bosse, gerade ausgebootet, Killen übernehmen. Doch dazu müssen erhebliche rechtliche Hürden überwunden werden. Initialzündung zu dem durchaus kompliziert gegliederten Film war für Regisseur Stephan Gaghan die politischen Veränderungen in den USA nach dem 11. September.
"Was die amerikanische Außenpolitik betrifft, haben wir das Gefühl eines starken Rechtsrucks. Die Sprache ist sehr scharf und beängstigend geworden. Es geht da um schwarz und weiß, um die Bösen und die Amerikaner. Das nehmen wir ganz stark wahr. Und aus diesen Gefühlen heraus kommt der Versuch, diese Veränderungen zu verstehen, die Welt in den heutigen Begriffen zu verstehen."
Um dieses System verständlich zu machen, hat Gaghan zwei Jahre an dem Drehbuch gearbeitet. Und herausgekommen ist dabei ein Film, der von der Machart stark an Steven Soderbergs Drogenfilm "Traffic" erinnert. Kein Wunder, auch für dieses Werk hatte Stephan Gaghan das Drehbuch geschrieben. Allerdings spielen sich bei "Syriana" viele entscheidende Momente verbal ab, in irgendwelchen Hinterzimmern oder an Swimmingpools. Mal in Washington, in Genf oder Teheran.
Visuell hat der Film nur wenige starke Momente. Am besten gelingt es noch George Clooney einige Szenen hervorzuheben. Er spielt den CIA-Agenten Bob Barnes, der sich hervorragend im Nahen Osten auskennt und beauftragt wird, den abtrünnigen Prinzen Nasir zu ermorden.
Filmszene "Syriana":
"Er fährt nach Beirut. Eine gefährliche Reise, er wird verschwinden."
"Ich will, dass ihr ihn aus seinem Hotel holt, betäubt, in ein Auto setzt und von einem LKW in voller Fahrt rammen lasst."
"Schön, dass du wieder hier bist, Bob."
Doch das Attentat schlägt fehl. Bob wird zum Sündenbock der CIA. Und plötzlich merkt er, dass man ihn belogen hat, und dass er seit Jahren Aufträge ausführt, ohne die wahren Hintergründe zu kennen. In "Syriana" ist George Clooney ein weiteres Mal in einem Politfilm zu sehen. Inzwischen bezeichnen ihn einige gar schon als das politische Gewissen von Hollywood.
George Clooney: "Schauen Sie, ich habe "Three Kings” gedreht, mein Vater kandidierte für den Kongress, er war ein Nachrichtenmann, meine Mutter war Bürgermeisterin. Ich war immer umgeben und involviert in Politik. Es ist so, dass sich die Gesellschaft, ich spreche von der amerikanischen Kultur, in den letzten Jahren sehr verändert hat. Das hatten wir seit 30 Jahren nicht mehr. Damals gab es die Bürgerrechtsbewegung, die Frauenbewegung, Vietnam, Watergate, die Drogenkultur, die sexuelle Revolution. Da war eine Menge los. Das wurde auch in Filmen thematisiert. Und ich denke, heutzutage, zum ersten Mal seit Watergate, sitzen die Leute wieder an runden Tischen und reden über Politik. Das mag zumindest eine gute Sache sein, die sich aus dem ganzen Chaos ergeben hat."
Kein Zweifel, "Syriana” ist ein hoch ambitioniertes Werk, das vielen Bossen, gelinde gesagt, missfallen wird. Denen der Geheimdienste und der Ölkonzerne genauso wie denen der arabischen Königsfamilien, der Koranschulen und allerlei Beraterfirmen, die im Hintergrund agieren. Das ist spannend inszeniert, aber es gibt gleich mehrere Probleme: Neben der unübersichtlichen Komplexität gibt es keinen klassischen Protagonisten, mit dem man sich als Zuschauer verbünden könnte. Das mag der Wahrheit sehr nahe kommen, schafft aber eine gewisse Distanz zum Geschehen.
Und dass ein Agent sein halbes Leben der CIA widmet, in deren Auftrag allerlei Bösewichte aus dem Wege räumt und sich schließlich wundert, selbst nur ein Spielball zu sein, klingt ein wenig naiv.
Dennoch ist "Syriana" ein guter Film, der eine Ahnung davon zu vermitteln mag, dass wir täglich in den Fernsehnachrichten höchsten die Spitze der Eisbergspitze sehen. Regisseur Stephan Gaghan will sich übrigens darum bemühen, dass "Syriana" nicht nur in den westlichen Kinos laufen wird.
"Unglücklicherweise gibt es in vielen Ländern des Mittleren Ostens eine Zensur. Ich hoffe jedenfalls, dass der Film, wo wie wir ihn gemacht haben, in der ganzen arabischen und moslemischen Welt gezeigt wird."